Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
erzählt. Warum? Immerhin gab es damals einen ziemlich erbitterten Wettstreit …«
»Ich hatte gehofft, Sie könnten mir etwas darüber erzählen.«
Alexandrov lachte. Dann erst erkannte er, dass das kein Scherz gewesen war. »Wie kommen Sie auf diese Idee?«
»Mondaufnahmen aus dieser Zeit wurden manipuliert, um die Landungen zu vertuschen.«
»Und was hat das mit uns zu tun?«
»Sowjet-russische Fotos, Dmitri. Eure genauso wie unsere.«
»Das kann doch nur ein Witz sein, George!«
»Ich habe es aus einer absolut verlässlichen Quelle.«
Lange herrschte Schweigen am anderen Ende. Dann, endlich: »Selbst wenn ich versuche, mir die Sache anzusehen, würde man mich nur auslachen. Niemand würde mich je wieder ernst nehmen.«
»Ich weiß. Ich habe das gleiche Problem. Ich dachte nur, Sie sollten Bescheid wissen.«
»Nur, damit ich das richtig verstehe«, sagte Lyra. »Du meinst, Nixon habe den Watergate-Einbruch inszeniert, weil ein Anthropologie-Professor seine Aktentasche im Watergate-Restaurant vergessen hat?«
»Ja.«
»Und zwar, weil diese Aktentasche etwas mit den beiden Mondflügen zu tun hatte, die geheim gehalten wurden?«
George sah sie nur stumm an.
»Und das alles ist drei Jahre nach den fraglichen Flügen passiert?«
»So sieht es aus.«
»Okay. Kannst du mir verraten, was dieser Cohen mit sich herumgetragen haben könnte, das so wichtig war?«
»Ich weiß es nicht, Lyra. Genau das wollen wir herausfinden.«
»Warum denkst du, dass etwas in dieser Aktentasche war?«
»Ich habe dir doch von Irene Akins erzählt …«
»Die Frau, die zu Nixons Zeit im Weißen Haus gearbeitet hat.«
»Ja. Sie hat geglaubt, dass es da irgendeine Verbindung zu Cohen gegeben hat. Und sie hat etwas von Notizen in einer fremden Sprache erzählt.«
Lyra musterte George und schüttelte den Kopf. »Du hast doch gesagt, er habe sich auf Linguistik spezialisiert.«
George trat zum Fenster. Es war Abend, aber der Himmel war noch hell und klar. Das Washington Monument dominierte die Aussicht, und im Osten ging gerade eine schmale Mondsichel auf. »Ja, das war er«, sagte er.
»Und was willst du nun tun, Liebling?«
»Also gut, pass auf: Wir wissen, dass die versucht haben, etwas zu verschleiern. Drei Jahre sind vergangen, und sie haben es nicht vernichtet.«
»Also …?«
»Also war es etwas, das sie behalten wollten.«
»Und darum haben sie es irgendwo versteckt.«
»Ja.«
»Na schön. Wo?«
»Mir fällt nur ein Platz dafür ein.« George sah seine Frau einen endlosen Moment lang an, ehe er nach dem Telefon griff, es aufklappte und wartete. Kurz darauf sprach er in das Mikrofon: »Ray, glauben Sie, Weinstein ist morgen verfügbar?«
35
Milt Weinstein verließ den Yorba Linda Boulevard und fuhr auf den Parkplatz des Nixon Presidential Library and Museum. Ein weißer Säulengang führte an einem langen, rechteckigen Wasserbecken entlang und durch einen landschaftlich hübsch gestalteten Rosengarten, der zudem mit Sträuchern, Einjährigen, Palmen und blühenden Bäumen aufwartete. Vögel sangen, und ein junges Paar saß zufrieden händchenhaltend auf einer Bank. Andere schlenderten durch den Garten. Die ganze Anlage wirkte zugleich geschäftig und friedlich.
Milt kletterte aus seinem Mietwagen, folgte dem Gehweg in den Rosengarten und trat durch eine der Vordertüren in einen großzügigen Ausstellungsraum. Überall waren Touristen und fotografierten eine Nixonbüste, betrachteten gerahmte Fotos aus seiner Amtszeit, posierten zwischen Bronzeskulpturen der Weltenlenker dieser vergangenen Zeit. Langsam ging Milt an Flaggen und Wandteppichen vorüber. Poster lieferten dem Betrachter eine Geschichte des siebenunddreißigsten Präsidenten von seinen Anfängen in Yorba Linda und am Whittier College bis hin zu seiner Wahl inmitten des Vietnamkriegs, seinem Erfolg in China und der Watergate-Affäre, über die er stolperte. Und schließlich waren da auch noch seine Jahre als Eider Statesman.
Vor der Kasse wartete eine kurze Menschenschlange. Milt wartete, bis er an der Reihe war, zeigte seinen Dienstausweis aus dem Weißen Haus vor und bat um ein Gespräch mit Ms Morris. Michelle Morris war die Direktorin des Hauses.
Stirnrunzelnd musterte die Frau am Empfang den Ausweis und dann Milt selbst. »Werden Sie erwartet, Sir?«
»Ja«, erwiderte er.
»Einen Augenblick, bitte.« Sie griff zum Telefon, erklärte, dass ein Besucher gekommen sei, der Ms Morris zu sehen wünsche, nickte, lauschte und nickte erneut. »Mr
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