Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Antisemitismus des Mannes erfahren hatte und dass er glaubte, Juden würden das Land regieren und am Ende vernichten. Nixons Amtszeit hatte ein trauriges Ende gefunden. Doch es fiel Milt schwer, Mitgefühl aufzubringen.
Er wandte sich von dem Helikopter ab und ging langsam zurück in Richtung Parkplatz.
Milt war bereits auf der Route 55, sein Ziel der John Wayne Airport im Süden von Santa Ana, als sein Telefon klingelte. »Mr Weinstein?«, meldete sich Morris. »Hier ist Michelle Morris. Ich glaube, ich habe mich geirrt. Möglich, dass wir doch etwas hier haben.« Von der bisherigen Förmlichkeit war kaum noch etwas zu spüren.
»Einen Brief?«
»Nein. Es ist eine kleine verschlossene Kassette. Die zugehörigen Anweisungen beinhalten exakt das, was Sie gesagt haben. Dort steht, sie sei an den Präsidenten zu übergeben, der sich nach ihr erkundigt.«
»Was ist drin?«
»Ich habe sie nicht geöffnet.«
»Wo war sie?«
»Hinten im Lager. Sie hat nicht im Tresor gelegen.«
»Okay. Ich bin unterwegs.«
»Mr Weinstein, es bringt uns wahrscheinlich nicht viel, wenn Sie zurückkommen.«
»Warum nicht?«
»Die Anweisung lautet, dass die Kassette persönlich zu übergeben ist. Ich muss sie dem Präsidenten bringen.«
»Na gut. Soll ich Sie abholen? Wir können zusammen zurückfliegen.«
»Ich kann nicht einfach so überstürzt hier weg.«
»Sie wollen den Präsidenten doch hoffentlich nicht warten lassen!«
»Ach, kommen Sie schon, wie dringend kann das denn sein? Das liegt hier schon seit den Neunzigern!«
»Das Einzige, was ich Ihnen dazu sagen kann, Michelle, ist, dass der Präsident es kaum erwarten kann, Nixons Botschaft in Händen zu halten. Wann sind Sie reisebereit?«
36
»Sie ist jetzt bei Ihnen?«, fragte Ray.
»Ja, Sir. Wir sind auf dem Weg zum Flughafen.«
»Die Kassette hat sie natürlich dabei?«
»Ja, Sir.«
Ray zeigte dem Präsidenten den hochgereckten Daumen. Endlich kommen wir weiter. George nickte. »Sie soll sie öffnen.«
»Sagen Sie ihr, sie soll die Kassette aufmachen!«, sagte Ray und schaltete auf Lautsprecher, damit der Präsident das Telefonat mithören konnte.
Eine Minute herrschte Schweigen, dann: »Sie sagt, Präsident Nixon habe Anweisung hinterlassen, dass diese Kassette nur vom amtierenden Präsidenten geöffnet werden dürfe.«
George seufzte und sprach ins Mikro: »Milt, holen Sie sie ans Telefon!«
Ms Morris meldete sich. »Mr President? Sind Sie das wirklich?«
»Natürlich, Ms Morris. Würden Sie uns bitte verraten, was in der Kassette ist?«
»Sir, ich weiß, es hört sich an, als spräche ich mit Ihnen, aber ich kann im Grunde nicht wirklich sicher sein. Es tut mir leid. Präsident Nixon hat spezifische Anweisungen hinterlassen, die besagen, dass niemand außer dem Präsidenten den Inhalt zu Gesicht bekommen darf.«
»Sonderbare Formulierung«, meinte George.
Ray grinste. »Präsidenten reden bisweilen so.«
George hob beschwichtigend eine Hand. »Okay, Michelle. Ist es Ihnen recht, wenn ich Sie Michelle nenne? Machen Sie sie nicht auf! Milton wird Sie zu mir bringen.«
»Danke, Mr President.«
Offenbar hatte sie das Telefon gleich darauf an Weinstein zurückgereicht. »Soll ich sie noch heute Abend zu Ihnen bringen?«
Ray übernahm: »Ja, Milt. Kommen Sie sofort hierher, wenn Sie gelandet sind!«
»Ja, Sir. Wir kommen, so schnell wir können.«
Ray legte auf und musterte den Präsidenten missbilligend. »Was ist los?«, fragte George.
Er zuckte mit den Schultern. »Das war ein Fehler, George.«
»Was? Dass wir nicht darauf bestanden haben, dass sie die Kassette im Wagen öffnet?«
»Ja. Warum sechs oder sieben Stunden warten, bis sie damit hier ist? Wir werden von den Medien zerfetzt, und wir brauchen Antworten.«
»Ganz ruhig, Ray. Zunächst einmal bin ich nicht sicher, ob wir die Dame überhaupt hätten überzeugen können. Außerdem werden die Medien sich mit keiner Antwort zufriedengeben, gleich, wie sie auch ausfallen wird. Die Prügel werden wir einfach einstecken müssen. Zumindest vorerst. Meine Hauptsorge ist derzeit, jeglichen Gefahren aus dem Weg zu gehen. Wenn Nixon der Ansicht war, niemand außer dem Präsidenten dürfe den Inhalt sehen, dann sollten wir seinem Urteil vertrauen. Zumindest, bis wir wissen, worum es geht.«
»Aber Nixon war paranoid! Bei so etwas wie dem erwarte ich nichts anderes als übertriebene Geheimniskrämerei.«
»Etwas wie was?«
Ray massierte sich die Schläfen. »Ich weiß es nicht.«
»Gut. Dann
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