Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Culpepper seinen Platz ein. Jerry Culpepper in der gewohnten Wildlederjacke und der braunen Krawatte, wie er lächelnd die Hände erhob, um Ruhe bat und zu Fragen aufforderte. Er war immer noch bemüht, für Ruhe zu sorgen, als Ray sich meldete.
»George«, sagte er, »haben Sie es gesehen?«
»Ja, Ray.«
»Die Telefone stehen nicht mehr still. Wir müssen schnellstens eine Erklärung abgeben. Soll ich etwas zusammenstellen?«
Normalerweise war die Pressesprecherin für den ersten Entwurf zuständig. Die war vermutlich zu Hause und lag in ihrem Bett. George hatte weder Zeit noch Lust, sie hinzuzuziehen. »Das ist ein besonderer Fall, Ray. Mein Gott, Außerirdische! Ist das wirklich das, worum es dabei geht?«
»Ich weiß es nicht, George.«
»Ich kümmere mich darum. Ich liefere der Presse in ein paar Minuten etwas.«
»Okay.« Ray zögerte.
»Was, Ray?«
»Das könnte immer noch ein Schwindel sein, George. Wir wissen nicht, ob diese Metallteile wirklich da oben gefunden worden sind.«
»Möglich ist das vermutlich. Aber was hätte Blackstone mit einer so wilden Geschichte zu gewinnen, die noch dazu so leicht zerpflückt werden könnte? Er weiß, dass man ihm auf die Schliche kommen würde. Nein, ich nehme an, wir können ihm glauben.«
»Okay. Ich hoffe, wir liegen richtig.«
»Ray, ich bin wirklich nicht sicher, was ich im Moment hoffen soll. Übrigens, wo ist Weinstein?«
»Sollte in Kürze vorfahren.«
»Okay. Geben Sie mir etwas Zeit für die Presseerklärung, dann komme ich runter!«
Leichter gesagt als getan. Zunächst hatte George die Absicht, schlicht zu verkünden, dass er an der Sache arbeite. Dass das Weiße Haus über Blackstones Entdeckung so überrascht gewesen sei wie jeder andere auch, er jedoch nicht bereit sei, noch mehr dazu zu sagen, ehe er sich die Angelegenheit genauer angesehen habe.
Aber das wäre keine gute Entscheidung. Michelle Morris würde bald mit etwas hier sein, das von Präsident Nixon stammte und ihm, so nahm er zumindest an, eine Erklärung liefern könnte.
Worüber zum Teufel war man damals und Blackstone heute nur gestolpert? Die frühen Flüge hatten auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges stattgefunden. Hatte es hinter den Kulissen irgendwelche Spielchen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion gegeben? Vielleicht hatten die USA ja auf dem Mond eine Raketenabschussbasis einrichten wollen. Vielleicht hatten die USA auch nur die Sowjets glauben machen wollen, sie täten so etwas. Es hatte geheime Missionen gegeben. Aber ergab das irgendeinen Sinn? War das überhaupt möglich’?
Nein.
Da mussten Außerirdische dahinterstecken. Aber George war in einer Familie realistischer Skeptiker groß geworden und hatte ein Leben lang über Leute gelacht, die glaubten, sie seien von UFOs entführt worden oder es habe eine gewaltige Verschwörung in Hinblick auf Roswell gegeben.
George rief Ray an. Sagte ihm, er möge im Oval Office warten. Dann hetzte er die Treppen hinunter.
»Sagen Sie denen«, bat George, »dass wir im Lauf der nächsten Stunde eine Erklärung abgeben werden.«
»Okay.« Ray wirkte gar nicht glücklich. »Ah, und was werden wir der Meute dann sagen?«
»Kommt darauf an, was Ms Morris uns zu sagen hat.«
»Angenommen, sie hat gar nichts? Ich meine, ich male ja nur äußerst ungern den Teufel an die Wand. Aber es ist nicht besonders wahrscheinlich, dass Nixon in der Lage ist, ein Licht auf die Geschehnisse des heutigen Abends zu werfen.«
George zuckte mit den Schultern. »Wenn das der Fall sein sollte, dann behaupten wir, dass wir an der Sache arbeiteten und derzeit auch keine Antworten zu bieten hätten.«
»Eben«, meinte Ray. »Aber das tue ich nur äußerst ungern. Tja, wir sind wohl in einer Situation, in der uns ganz einfach nichts anderes bleibt, als uns der schlichten Wahrheit zu stellen.« Er grinste. Das war ein Satz, den Politiker häufig benutzten. »Übrigens, Weinstein und Morris sind hier. Die Sicherheit sagt, sie seien eben auf dem Gelände eingetroffen.«
Die Direktorin des Nixon-Museums betrat das Oval Office in Begleitung von Ray und bedachte den Präsidenten, der sich sogleich von seiner Couch erhob, mit einem nervösen Lächeln. Bei sich trug sie eine verschlossene Kassette. »Mr President«, sagte Ray, »darf ich Ihnen Michelle Morris vorstellen?«
»Mr President«, sagte sie, »es ist mir eine Ehre.«
»Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.« George streckte ihr die Hand entgegen. Die Kassette in Morris’
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