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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Präsidenten deswegen belügen?«, fragte ABC.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Bucky. Langsam war er es leid, alle zwei Minuten die gleiche Frage zu beantworten. »Und vielleicht ist lügen auch nicht das richtige Wort.«
    »Inwiefern?«
    »Wenn Präsidenten gewisse Aspekte der nationalen Sicherheit geheim halten, beschuldigt man sie nicht der Lüge.«
    »Soll das heißen, das ist eine Frage der nationalen Sicherheit?«, hakte MSNBC nach. »Dass wir in Gefahr sind, von außerirdischen Wesen angegriffen zu werden?«
    Bucky schüttelte den Kopf. »Nein, ich sage gar nichts in der Art. Ich habe die nationale Sicherheit nur als Beispiel angeführt. Es gibt eine Menge Dinge, von denen Präsidenten, Senatoren, Abgeordnete und Generäle und, nach allem, was ich sagen kann, Grobschmiede uns nichts erzählen. Das meiste betrifft nicht die nationale Sicherheit. Panikmache ist nicht mein Geschäft, und ich glaube, es wäre gut, wenn es auch nicht das Ihre wäre.«
    Der Mann von MSNBC sah nicht so verärgert aus, wie er es Buckys Ansicht nach hätte sein sollen. Also starrte er ihn an, bis der Reporter unbehaglich sein Gewicht aufs andere Bein verlagerte und den Blick senkte.
    »Also gut«, sagte Bucky. »Ich habe Ihnen erzählt, was ich weiß, was nicht viel ist. Ich habe Ihnen einen Vorschlag unterbreitet, wo Sie nach Antworten suchen könnten, was natürlich Ihre Entscheidung ist.« Ganz bestimmt, besonders, wenn euch drei Milliarden Menschen zuschauen oder zuhören. »Nun steht es Ihnen frei, unsere Wissenschaftler Marcia Neimark und Phil Bassinger sowie den Piloten Ben Gaines zu interviewen. Wenn Sie fertig sind, wird Jerry Culpepper, der Sprecher der Blackstone Enterprises Rauminitiative, Ihnen weitere Hintergrundinformationen für Ihre Artikel und Berichte liefern.«
    »Haben Sie sonst noch etwas zu sagen?«, fragte das Wall Street Journal.
    »Ja«, sagte Bucky und schaute in die Kameras. »Fangen Sie schon mal an zu sparen! Denn wenn wir und andere Unternehmen kommerzielle Raumflüge anbieten, dann bekommen Sie, was immer es kostet, eine Menge für Ihr Geld geboten. Ich habe in meinem Leben vieles getan und viele Orte gesehen. Aber ich habe nie zuvor etwas wie das erlebt. Ich fühle mich …«, er suchte nach Worten, »… als wäre ich emotional erblindet und taub geworden, nur, weil ich wieder auf der Erde bin.« Er deutete durch die offenen Tore zum Himmel hinauf. »Jetzt, da ich hierhin, will ich nichts mehr, als wieder dort sein.«
    Dann entschuldigte er sich und ging in Begleitung von Jason Brent und Gloria Marcos davon.
    »Und?«, fragte er, als sie alle in dem Büro saßen, das für ihn eingerichtet worden war. »Wie habe ich mich geschlagen?«
    »Ich glaube, wenn Sie Präsident Cunningham Unbehagen bereiten wollten, hätten Sie es nicht besser einfädeln können«, erklärte Gloria, unterbrach sich kurz und starrte ihn an. »Wollten Sie ihn in Verlegenheit bringen?«
    »Das war nicht mein Hauptanliegen«, erwiderte Bucky. »Denn da gibt es einen Punkt, den nicht einer von diesen Presseleuten anschneiden mochte beziehungsweise für den sich keiner von ihnen interessiert: Wenn all diese Präsidenten dachten, es wäre wichtig, Schweigen über diese Sache zu bewahren, muss es dafür einen Grund gegeben haben.«
    »Meine Fresse!«, rief Brent überrascht.
    »Ich bin überzeugt, keiner von denen wird auch nur einen Gedanken daran vergeuden, ehe sie sich aufmachen, um das Weiße Haus zu belagern.« Ein bittersüßes Lächeln umspielte Buckys Mundwinkel. »Wir haben bei dieser Sache auf entgegengesetzten Seiten gestanden oder zumindest nicht auf der gleichen Seite. Aber Cunningham ist ein anständiger Kerl, und nach allem, was ich weiß, wird er einen hervorragenden Grund dafür haben, Myshkos Mission zu vertuschen. Aber jetzt, da alle davon wissen, werden sie ihn nie in Ruhe lassen, ehe die ganze Geschichte raus ist.« Bucky lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Der arme Teufel tut mir wirklich leid.«

38
    Lyra war zu Bett gegangen. Der Ton am Fernseher war leise gestellt. George missachtete die Protokolle des Secret Service, indem er in der Nähe des Vorhangs stand, Rum-Cola trank und hinausblickte zu der Mondsichel über der Hauptstadt. Was hatte er schon davon, Präsident der Vereinigten Staaten zu sein, wenn er nicht einmal aus dem Fenster blicken durfte? Der Mond ist eines dieser Dinge, die wir als selbstverständlich hinnehmen. Wie Spaghetti oder Frikadellen. Oder die meisten Menschen, die uns begegnen.

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