Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Bucky ironisch. »Und jetzt los, sagen Sie mir, was in Ihrem Kopf vorgeht!«
»Okay.« Camden starrte Bucky immer noch an. »Ich weiß nicht, warum zum Teufel Sie die ganze Geschichte überhaupt aufbringen mussten. Wen interessiert, ob irgendein anderer Amerikaner vor Armstrong seinen Fuß auf den Mond gesetzt hat? Was soll das jetzt, nach all der langen Zeit, noch für einen Unterschied machen?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Bucky. »Und so lange ich es nicht weiß, werde ich weitergraben, die ganze Sache ans Licht zerren und andere dazu bringen, mir bei der Aufdeckung der Wahrheit zu helfen.«
»Die einzigen anderen werden irgendwelche Irren sein, deren Leben sich nur um Verschwörungstheorien dreht.«
»Wie die Irren, die geglaubt haben, dass der Präsident der Vereinigten Staaten einen Einbruch vertuscht hat? Oder vielleicht die Irren, die geglaubt haben, ein anderer Präsident der Vereinigten Staaten hätte in Bezug auf eine sexuelle Begegnung unter Eid gelogen?« Bucky gönnte sich den Luxus eines selbstzufriedenen Lächelns. »Wissen Sie, manchmal – nicht immer, aber manchmal – haben die Irren recht.«
Camden seufzte schwer. »Okay, Sie werden also nicht aufgeben. Ich gehe dann wohl besser und bereite mich auf die Presse vor.« Er hielt sich ein imaginäres Mikrofon vor den Mund. »Nein, er führt keine langen Gespräche mit dem Geist von Teddy Roosevelt. Nein, er verbringt nicht viel Zeit damit, in Zungen zu sprechen. Nein, er hat mich nicht gebeten, ihm eine Leine anzulegen und ihn im Rosengarten Gassi zu führen.«
»Der letzte Spruch gefällt mir«, sagte Bucky. »Vergessen Sie nicht, ihn zu benutzen!«
Camden murmelte etwas Obszönes, das nicht zu verstehen war, machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus.
Bucky wandte sich wieder den Fernsehbildern zu. Doch auf dem Bildschirm lief inzwischen ein Bericht über das aktuelle Golfturnier, also schaltete er ab.
»Meinen Sie wirklich, dass Ms Carmody nur ein Mittel zum Zweck ist?«
Bucky zuckte mit den Schultern. »Wer weiß? Aber irgendetwas ist passiert, und Regierung und NASA können es nicht ewig verheimlichen. Dann würden sie nur umso dümmer dastehen, wenn es schließlich herauskommt.« Er zündete sich eine Havanna an. »Aber eigentlich ist das deren geringstes Problem. Stellen wir uns mal vor, Sie sind Senatorin. Würden Sie sich für einen Präsidenten aus dem Fenster lehnen, der bei einer Lüge ertappt wird? Sie sind Gouverneur. Der Präsident bittet Sie um einen Gefallen: ›Halten Sie es zurück, sagen Sie noch nichts dazu!‹ Helfen Sie einem Mann aus, dem die Öffentlichkeit kein Vertrauen mehr entgegenbringt?«
»Aber wenn Sie recht haben, dann hat jeder Präsident seit Nixon in dieser Sache gelogen.«
»Richtig. Aber die müssen sich nicht mehr mit dem Kongress herumschlagen oder sich zur Wiederwahl stellen. Sie kennen die Frage, die Wähler in so einem Fall stellen: ›Was hast du in letzter Zeit für mich getan?‹ Und dahinter verbirgt sich: ›Wer von euch hat mich in letzter Zeit belogen?‹«
»Gut, okay, vielleicht ist die Öffentlichkeit imstande, Präsident Cunningham dazu zu bringen, Farbe zu bekennen – immer vorausgesetzt, es gibt etwas zu bekennen.«
Bucky schüttelte den Kopf. »Er hat bereits abgestritten, dass etwas passiert ist, und damit hat er sich auf eine Geschichte festgelegt.«
Sie starrte ihn lange nur schweigend an. Dann: »Und wenn er recht hat?«
»Hat er nicht.«
»Was, wenn er doch recht hat?«
»Dann werde ich ein paar Monate oder Jahre verdammt dumm dastehen. Aber das wird sich nicht auf unseren Mondflug auswirken.«
Gloria seufzte. »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, Bucky.«
Er lächelte. »Ich auch.«
Gloria schaute zum Fenster hinaus. »Es geht los.«
»Was geht los?«
Sie zeigte auf diverse Trucks und Vans, die sich vor dem Eingang sammelten. »CNN, Fox, ABC, NBC.« Sie runzelte die Stirn. »CBS sehe ich bisher nicht.«
»Seltsam«, meinte Bucky, »ausgerechnet die sitzen doch in Cunninghams Gesäßtasche. Man sollte annehmen, dass die ganz vorn in der Schlange stehen, wenn es darum geht, mich vorzuführen.«
»Ah, die fahren gerade vor«, informierte ihn Gloria.
»Gut. Ich hasse es, wenn die Dinge keinen Sinn ergeben.«
»Wenn Sie denen aus dem Weg gehen wollen, können Sie mit dem Fahrstuhl in den Keller fahren und durch den Tunnel in die Fabrik gehen«, schlug Gloria vor. »Ich schicke Ihnen einen Wagen, der Sie abholt.«
»Ich gehe niemandem aus dem Weg. Ich lasse
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