Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Camden fünf Minuten oder so mit ihnen reden, bis die dümmsten Fragen ausgeräumt sind, und dann gehe ich runter und stelle mich.«
Eine große schlanke Frau mit unfassbar dicken Bifokalgläsern stand in der Tür zu seinem Büro und pochte mit den Fingerknöcheln an den Rahmen.
»Nicht jetzt, Sabina«, gab Gloria ihr Bescheid. »Mr Blackstone will gerade los.«
»Schon gut, Gloria«, sagte Bucky und erhob sich. »Kommen Sie rein, Sabina! Haben Sie gefunden, was ich haben will?«
»Ja, Sir, Mr Blackstone.«
»Vergessen Sie den ›Sir‹ und den ›Mister‹. Ich bin Bucky.«
»Ja, Bucky.«
»Gut. Ich komme zurück, wenn ich mich den tollwütigen Hunden der freien Presse gestellt habe«, sagte er. »Aber fangen Sie ruhig schon mal an! Versuchen Sie, ihn aufzustöbern, und machen Sie es hier! Dann muss ich nämlich nicht erst Sie aufstöbern, um herauszufinden, wie es läuft.«
»In Ordnung«, sagte sie und sah sich um.
»Hier gibt es nur einen Schreibtisch«, klärte Bucky sie auf. »Setzen Sie sich und nutzen Sie ihn.«
»Ja, Sir … Bucky.«
»Gut. Ich bin dann unterwegs, um Drachen zu töten – oder wenigstens in Schach zu halten.« Bucky ging zur Tür. »Wenn denen die dummen Fragen und die noch dümmeren Drohungen ausgehen, komme ich zurück. Gloria, loggen Sie Sabina in Computer Nummer drei ein!«
Damit ging er zum Fahrstuhl. Jason Brent gesellte sich zu ihm, kaum dass er das Büro verließ, und fiel direkt hinter ihm in Schritt.
»Lassen Sie mich raten«, sagte Brent, »Sie wollen Camden vor der Presse retten?«
»Fair ist fair. Er glaubt, er würde mich gerade retten.«
»Ich nehme an, ich kann Sie nicht zu einer Kevlarweste überreden?«
»Nicht heute. Zum Teufel, die, die mich von allen am wenigsten ausstehen können, haben auch ein ureigenes Interesse daran, mich am Leben zu erhalten. Dann kann jeder selbst sehen, was für ein Depp und Lügner ich bin.«
»So habe ich das noch nie betrachtet«, bemerkte Brent und sah Bucky an. »Und, sind Sie das, Boss?«, fragte er nur halb im Scherz.
»Was macht das schon, solange Ihre Gehaltsschecks nicht platzen?«, gab Bucky zurück. »Aber meiner bescheidenen Meinung nach ist auf dem Mond etwas vorgefallen, und ich werde verdammt noch mal herausfinden, was das war!«
»Sie meinen, wir werden es herausfinden«, sagte Brent.
»Keine Sorge«, beruhigte ihn Bucky. »Auf dem Mond wird mich niemand angreifen.«
»Die meisten der Leute von 1969 sind tot.«
»Die meisten der Leute von 1969 wären jetzt in den Neunzigern«, konterte Bucky. »Sie sind befugt, tot zu sein.«
Der Fahrstuhl hielt im Erdgeschoss, und sie stiegen aus, gingen zur Vordertür und sahen sich einem Dutzend Kameras und doppelt so vielen Reportern gegenüber.
Bucky trat vor und stellte sich da auf, wo eine ganze Reihe von Mikrofonen aufgebaut worden war. »Ich gehe davon aus, dass Mr Camden Ihnen allen die Achtung und den Anstand hat angedeihen lassen, der sich für Ihren Berufsstand ziemt?«
»Wir lieben Sie auch«, rief der Reporter von der New York Times.
»Sind sie gemein geworden?«, fragte Bucky Camden im Flüsterton.
»Begierig und ungeduldig auf jeden Fall«, antwortete Camden.
»Okay, hauen Sie ab! Dann haben die, wenn ich gehe, niemanden mehr, den sie ansprechen können.«
»Außer einander«, entgegnete Camden. »Heutzutage interviewen die sich gegenseitig, und das geht als Nachricht durch.«
»Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über Dinge, die Sie nicht ändern können! Wir sehen uns morgen.«
Camden ging, und Bucky stellte sich den versammelten Reportern.
»Also gut, meine Damen und Herren, hier die Grundregeln: Wenn Sie eine Frage haben, heben Sie die Hand. Wenn Sie sprechen, ohne dass Sie aufgerufen wurden, werde ich nicht antworten. Regel Nummer zwei: Wenn Sie zweimal die gleiche Frage stellen oder eine Frage wiederholen, die bereits von jemandem anderen gestellt wurde, werde ich nicht antworten.
Regel Nummer drei: Wenn Sie mir gegenüber irgendwelche Beleidigungen äußern, ist diese Pressekonferenz beendet, und keiner von meinen Leuten wird einen Finger rühren, falls Ihre Kollegen sich entschließen, Sie in Stücke zu reißen.« Er schwieg lange genug, um sicher zu sein, dass seine Anweisungen gehört und verstanden worden waren. »Okay, ABC zuerst.«
»Haben Sie eine Stellungnahme bezüglich Maria Carmodys Aussage oder ihrer Bitte, ihren Vater in Ruhe zu lassen, abzugeben?«
»Ich bin Ms Carmodys Vater nie begegnet«, erwiderte Bucky. »Soweit ich
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