Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Times.
»Dann werde ich die Reise meines Lebens machen, und jeder von Ihnen wird sich wünschen, er wäre an meiner Stelle an Bord.«
»Wird es denn keine Konsequenzen haben, sollten Sie feststellen, dass Sie sich geirrt haben?«, hakte die New York Times nach.
»Doch, wird es«, erklärte Bucky. »Dann hätte ich so gut wie jegliche Glaubwürdigkeit verloren, und es wird sehr lange dauern, bis mir jemand wieder etwas glauben wird. Aber das Schöne an einer freien Gesellschaft ist ja, dass ich einen Narren aus mir machen darf. Jeder von Ihnen darf das und hat es zweifellos auch schon getan. Man überlebt’s, nicht wahr?«
Bucky brachte noch weitere zehn Minuten mit der Beantwortung diverser Varianten der gleichen Fragen zu. Die Presseleute zeigten sich zunehmend verärgert, weil er ihnen die Fakten, auf die sie aus waren, nicht liefern wollte und dennoch nicht zugab, dass er keine ausreichenden Beweise für seine haarsträubenden Behauptungen hatte.
Schließlich erklärte Bucky die Pressekonferenz für beendet, wies Brent an, den Eingang zu blockieren, damit die Pressemeute ihm nicht bis in sein Büro folgen konnte – was sie, davon war er überzeugt, zu tun beabsichtigten. Dann fuhren Brent und er hinauf in den obersten Stock, von wo aus sein Büro den Blick über die Stadt freigab.
»Ich habe Sie im Fernsehen gesehen«, berichtete Gloria, als er das Büro betrat. Sie lächelte. »Ich bin wirklich erstaunt, dass ich nicht gekündigt und Sie dem hiesigen Irrenhaus gemeldet habe.« Dann: »Wollen Sie wirklich selbst zum Mond fliegen?«
»Habe ich das nicht gesagt? Sogar schon zum zweiten Mal!«
»Wie lange vor Ihrem TV-Auftritt hatten Sie sich eigentlich dazu entschlossen?«
»Die Wahrheit?«, fragte Bucky mit reumütigem Lächeln. »Als ich vor vier Monaten den letzten Check-up beim Arzt hatte und der gesagt hat, körperlich wäre ich dazu in der Lage.«
»Das haben Sie uns nie erzählt.«
»Das waren immerhin vier Monate, in denen ich mich nicht mit meinen wohlmeinenden Mitarbeitern herumstreiten musste, die überzeugt gewesen wären, die Reise würde mich umbringen«, entgegnete Bucky. Er trat an seinen Schreibtisch, wo Sabina angestrengt auf seinen Monitor starrte. »Wie läuft es?«
»Einen habe ich gefunden«, antwortete sie und blickte auf. »Den Einzigen – Amos Bartlett.«
»Das ist der einzige Überlebende von zwei Mondflügen?«
»Das ist richtig, Sir. Bucky, meine ich.«
»Wenn Sie das wissen, dann muss die Presse es auch wissen«, dachte Bucky laut nach. »Seit meiner Ansprache sind zwei Nächte vergangen. Sie müssen ihn inzwischen aufgespürt haben. Was hat er gesagt?«
»Keinen Ton«, entgegnete Sabina.
»Jetzt sagen Sie nicht, er ist stumm!«
»Nein, Sir … Bucky. Aber er soll nicht gut beieinander sein und kann keinen Besuch empfangen. Er lebt allein in einem Heim für betreutes Wohnen. Als die Presseleute ihn entdeckt haben, haben sie vor seiner Tür campiert. Das Heim hat sie per gerichtlicher Verfügung von dem Gelände vertrieben. Daraufhin haben sie die ganze Anlage umzingelt, und er wurde in ein Militärkrankenhaus gebracht. Die Leute dort können Pressemeuten abwehren.«
»Wie krank ist er?«, fragte Bucky. »Besteht die Gefahr, dass er stirbt, ehe wir zu ihm durchkommen können?«
Sabina lächelte. »Er ist alt und wahrscheinlich ziemlich gebrechlich, sonst würde er nicht in einem Heim leben. Aber ich glaube nicht, dass er krank ist.«
»Musik in meinen Ohren! Sagen Sie mir auch, wie Sie daraufkommen?«
»Ich habe etwas getan, was vermutlich illegal ist, Sir«, sagte sie, so auf ihre Enthüllungen fixiert, dass sie vergaß, sich zu korrigieren und ihn Bucky zu nennen. »Ich habe die Apotheke angerufen, die dem Heim am nächsten liegt. Dabei bin ich von der Vermutung ausgegangen, dass das Heim die verschreibungspflichtigen Medikamente von dort bezieht. Ich habe so getan, als würde ich zum Heim gehören und gesagt, ich würde mich nur vergewissern wollen, ob Bartletts Medikamente zum Militärkrankenhaus weitergeleitet worden seien. Man hat mir erklärt, man habe das Lipitor weitergeleitet, nehme aber an, man werde Bartletts Blutdruck im Krankenhaus überprüfen und die Diovan-Dosis nach Bedarf ändern.«
»Hoher Cholesterinspiegel und Bluthochdruck«, schloss Bucky zufrieden. »Nicht gerade das typische Anzeichen für einen Sterbenden, umso weniger, da die Medikamentierung beibehalten wurde. Niemand scheint also eine dringende Notwendigkeit für eine sofortige
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