Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Software an, sie abzuspielen.
Sofort erschien Jerry Culpeppers sorgenvolles Gesicht. Er sah aus, als hätte er seit einer Woche nicht mehr gut geschlafen.
»Hi, Bucky«, sagte er, »ich habe Ihre Nachricht erhalten. Wenn es da keine verborgenen Fallstricke gibt, sind wir im Geschäft.«
17
George hatte Blackstones Anruf in Camp David entgegengenommen, wo Lyra und er – endlich – ein vergleichsweise ruhiges Wochenende genossen. Normalerweise hielt Ray im Weißen Haus die Stellung, wenn George sich in das präsidiale Refugium zurückzog. Aber zwischen Paula, der Frau seines Stabschefs, und der First Lady hatte sich eine immer engere freundschaftliche Bindung entwickelt, und so waren sie dieses Mal alle nach Maryland gereist.
Paula war Literaturprofessorin an der Ohio State gewesen. Dort hatte sie Ray kennengelernt, als beide noch Doktoranden gewesen waren. Ray behauptete, Paula habe sich auf Anhieb in ihn verliebt, und er habe irgendwann nachgegeben und zugestimmt, sie zu heiraten. Erwartungsgemäß hörte sich Paulas Geschichte ganz anders an. Es war schwer zu sagen, wer die Wahrheit sagte.
Lyra war ganz besonders angetan von Paula. »Sie ist«, hatte sie ihrem Gatten erklärt, »vermutlich die klügste Person in der weiteren Umgebung des Weißen Hauses.« Und auf sein Stirnrunzeln hin hatte sie hinzugefügt: »Abgesehen natürlich von dir, Liebling.«
Beide Frauen waren in Bezug auf das Mond-Trara auf den neuesten Stand gebracht worden, und nun warteten alle vier gespannt auf Blackstones Video.
Die Abholung hatte nicht viel Zeit in Anspruch genommen. Weniger als drei Stunden nach dem Telefonat wurde der vom Weißen Haus dazu bestimmte Bote per Hubschrauber eingeflogen. Die beiden Paare setzten sich ins Haupthaus vor den Bildschirm, und Lyra überspielte die Daten und ließ dann die Aufzeichnung abspielen. Es gab keinerlei Einleitung, keinen erklärenden Kommentar von Blackstone. Nur Datum und Tageszeit der Aufzeichnung (vor sieben Tagen) wurden vor dem sterilen Hintergrundbild eines Krankenhausflurs angezeigt. Und dann sah man schon einen alten Mann in einem Bett, den drei Kissen im Rücken stützten. Ray verglich das Bild mit einem Foto. »Das ist Bartlett «, stellte er fest.
Dann eine Frauenstimme. »Ich freue mich sehr, dass Sie bereit waren, mit mir zu sprechen, Mr Bartlett.«
Bartlett starrte über den Bildschirm hinweg. »Er weiß nicht, dass das Gespräch aufgezeichnet wird«, stellte Paula fest.
Während Bartlett sein Gespräch mit der unsichtbaren Fragestellerin bestritt, fiel im Salon im Haupthaus kein weiteres Wort mehr.
»Natürlich gehe ich davon aus, dass der Kongress nichts darüber weiß. Vermutlich nur der Präsident und vielleicht zwei oder drei andere hohe Tiere. Höchstens.« Bartletts Stimme war zittrig.
Ray sah sich zu George um, schüttelte den Kopf und wandte sich wieder ab.
»Wer hat Sie wirklich hergeschickt?«
»Mr Blackstone.«
»Woher weiß ich, dass Sie nicht für die New York Times arbeiten?«
Das Gespräch war vorbei. Es gab nur noch zu hören, wie die Befragerin, eine Sabina Irgendwer, erklärte, sie sei hinausgeschickt worden, um eine Zigarette zu besorgen, und habe Bartletts Raum anschließend verschlossen vorgefunden. Nach dem Ende der Aufzeichnung saßen die zwei Paare nur da und starrten einander an.
»Na, hört mal«, sagte Lyra nach einer Weile, »dieser Bursche ist wahrscheinlich unzurechnungsfähig. Er bildet sich ein, die New York Times hätte eine eigene Armee!«
Ray war der gleichen Ansicht. »Wenn Sie mich fragen, George, dann hat Blackstone im Grunde gar nichts.«
»Wenn diese Aufzeichnung in den Medien auftaucht«, wandte Paula ein, »wird jeder glauben, dass während dieser Mission etwas passiert ist. Was Bartlett sagt, lässt sich so oder so auslegen. Es sei denn, Lyra hat recht, und Bartlett ist unzurechnungsfähig. Aber auch das würde nur etwas ändern, wenn man ein zweites Interview mit ihm führte und dabei klar aufzeigte, dass er nicht mehr bei Verstand ist. Aber wenn Sie das tun, George, wird das ganze Land Sie hassen.« Sie suchte Georges Blick.
»Ganz meine Meinung«, erwiderte George. »Wir brauchen jemanden, der an unserer Stelle mit ihm redet und herausfindet, womit wir es zu tun haben.«
»Das ist keine gute Idee«, widersprach Ray. »Dabei steht zu viel auf dem Spiel. Wenn wir den Eindruck erwecken, wir würden das ernst nehmen, und dann stellt sich heraus, dass es doch nur eine verrückte Geschichte ist, wird man uns bis in
Weitere Kostenlose Bücher