Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
alle Ewigkeit damit in Verbindung bringen. Ich schlage vor, wir sagen den Medien, wir würden gespannt darauf warten, dass Mr Blackstone zu enthüllen habe, was immer das sei. Bis dahin aber habe das Weiße Haus Wichtigeres zu tun. Und mehr tun wir nicht. Genau, und von allem anderen lassen wir besser die Finger!«
George schüttelte den Kopf. »Wenn während dieser Mondflüge wirklich etwas passiert ist«, sagte er, »dann wüsste ich wirklich gern darüber Bescheid.«
»George, wir haben schon mit jedem gesprochen, der etwas darüber wissen könnte. Die lachen uns aus.«
»Nein, Paula hat recht. Wir haben nicht mit jedem gesprochen.«
»George, bitte, halten Sie sich davon fern! Wenn das rauskommt …«
»Arrangieren Sie das, Ray!«
Drei Stunden später waren die vier im Marine One auf dem Rückweg in die Hauptstadt. Lyra und Paula saßen beisammen und unterhielten sich leise. Ray war mit einem Kreuzworträtsel auf dem Schoß eingeschlafen. George starrte hinaus zu den Sternen, lauschte dem Sirren der Rotorblätter. In der Ferne konnte er die Lichter eines Flugzeugs sehen, das sich in die Gegenrichtung entfernte. Ganz allmählich verblassten dessen Positionslichter und verschwanden schließlich ganz.
Vom Himmel strahlten unzählige Sterne, aber der Mond war nicht zu sehen.
George wäre froh gewesen, wäre er nie wieder aufgegangen.
18
»Okay«, sagte Ray, »ich habe Weinstein beauftragt, mit Bartlett zu reden. Aber ich denke immer noch, dass das ein Fehler ist.« Er war ganz und gar nicht glücklich. »George, noch können wir zurück. Wenn Sie dieser Sache nachgehen, wird sie auf Sie zurückfallen und Sie nicht mehr loslassen. Ich kann jetzt schon die Karikaturen vor mir sehen. Sie werden mit einer Taschenlampe über den Mond rennen und in die Krater lugen. ›Hallo, ist da jemand?‹«
George starrte die Bilder auf der anderen Seite des Oval Office an, die ihn und seinen alten Freund Ruby O’Brien umzingelt von Kindern vor einer irakischen Schule zeigten. Sie trugen beide Uniform. Ruby war ein paar Jahre später bei einem Hubschrauberabsturz in Afghanistan ums Leben gekommen. George wusste, was kämpfen bedeutete, und diese schrecklichen Jahre im Nahen Osten hatten auch bei ihm Narben hinterlassen. »Sie sind also überzeugt, dass diese Gerüchte jeder Grundlage entbehren, ja?«
»Ich sage nur, wir sollten uns von der ganzen Geschichte fernhalten. Sollte sich herausstellen, dass es da irgendeine Art von Verschwörung gegeben hat, können Sie Blackstone gratulieren und ihm eine Medaille verleihen. Kommt es aber anders, was beinahe sicher ist, sind Sie dann nicht darin verwickelt.«
»Darum bemühe ich mich doch, Ray, mich nicht darin zu verwickeln. Seit Culpepper damit angefangen hat. Aber es wird immer nur schlimmer.«
»Sitzen Sie es einfach aus!«
»Ich wüsste nicht, wie das gehen soll.«
»George, wir sprechen von einem sehr alten Mann. Und, ja, vielleicht hat er den Bezug zur Realität verloren. Das ist weitaus wahrscheinlicher als irgendwelche geheimen Mondlandungen. Ich meine, überlegen Sie mal, dieser Bartlett ist vermutlich frustriert, weil er so nah dran war und doch keine Chance bekommen hat, auf die Oberfläche zu gehen. Und was passiert? Es nagt sein ganzes Leben lang an ihm. Und irgendwann erfindet er seine eigene Wahrheit. Lassen Sie uns einfach nicht noch tiefer einsteigen! Und, übrigens, Sie sollten die Army vielleicht auffordern, die Sicherheitsmaßnahmen zu verschärfen, damit auch niemand anderes an ihn herankommt. Wenn Sie das tun und Blackstone in ein paar Monaten seinen Flug durchführt und nichts entdeckt, dann fällt das ganze Fantasiegebilde zusammen und alle werden ihn auslachen. Sie wollen dabei bestimmt nicht auf der falschen Seite stehen, George. Wenn Sie bei den Wählern den Eindruck erwecken, Sie würden die Sache ernst nehmen, dann ist Ihr Ruf flöten, wenn sich die ganze Geschichte in Wohlgefallen auflöst. Und dass das alles im Vorfeld der Wahl stattfindet, haben Sie sicher auch schon bemerkt.«
Wo zum Henker war die verborgene Kammer mit all den Geheimnissen, zu denen nur der Präsident Zugang hatte? In Filmen hatte George sie unzählige Male gesehen. Sie enthielt die Papiere, in denen die Wahrheit über das Kennedy-Attentat stand. Oder darüber, was Lincoln über die mutmaßlichen Kosten eines Bürgerkriegs gesagt hatte. Warum der Angriff auf Pearl Harbor die USA so vollends unvorbereitet getroffen hatte. Das geheime Abkommen, das Kennedy und Chruschtschow
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