Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
eigentlich los ist?«
Die Mädchen kicherten. Anna sagte etwas, und alle lachten. George ging hinüber und schloss die Tür.
»Mr President, Sie nehmen das doch sicher nicht ernst?«
»Ich will die Wahrheit wissen.«
»Ich verstehe.« Der Wind lebte auf und erstarb. »Zu jener Zeit, Mr President, war ich ein bisschen zu sehr mit außenpolitischen Angelegenheiten beschäftigt, um mich um Mondflüge zu kümmern. Darf ich Ihnen vielleicht einen Rat geben?«
»Sie dürfen meine Frage beantworten. Und das ist keine Bitte!«
»Wenn ich in diesem Punkt über Kenntnisse verfügen würde, die dem widersprechen, was alle wissen, dann, dessen können Sie sicher sein, würde ich es nicht zurückhalten. Sie, Sir, haben sich als guter, strebsamer Präsident erwiesen. Sie sind der Mann, den dieses Land in diesen turbulenten Zeiten braucht. Bitte tun Sie nichts, was diesen Eindruck beschädigen könnte!«
»Henry …«
»Mr President, lassen Sie die Finger von dieser absurden Geschichte! Sie haben dabei nichts zu gewinnen. Selbst wenn Blackstone recht hätte, was an sich schon eine recht kuriose Vorstellung ist, würde das weder Ihnen noch dem Land schaden. Es ist Ihre Pflicht, den Respekt, den die Nation Ihnen entgegenbringt, nicht in Gefahr zu bringen.«
»Wer soll sich dann damit befassen?«
»Niemand. Und genau darum geht es mir. Halten Sie sich fern davon! Vermutlich kommt dabei so oder so nichts heraus. Für Sie ist es in jedem Fall das Beste, in sicherer Entfernung zu bleiben.«
19
In der Branche wurde Milton Weinstein auch der Manipulator genannt. Die hauptsächlich negative Besetzung dieses Begriffs gefiel Milt gar nicht, vermittelte das doch den Eindruck übler Machenschaften, mit denen er so gar nichts im Sinn hatte. Eigentlich bezog sich der Beiname nämlich auf sein Geschick im Umgang mit politischen Problemen – undichte Stellen, Indiskretionen, Sexaffären und dergleichen.
Milt war nicht begeistert von dem Gedanken, nach Los Angeles zu reisen. Was sollte es bringen, mit einem über neunzigjährigen Astronauten zu sprechen, der nichts gesagt hatte, was seinen Arbeitgeber in Verlegenheit bringen könnte? Milt hatte nicht einmal eine Ahnung, welche Art Antworten er aus Amos Bartlett herauslocken sollte. Nach allem, was er wusste, würde er sich an einer Konversation mit einem sabbernden, inkontinenten alten Mann versuchen müssen, der sich kaum an seinen eigenen Namen erinnerte, von seinem Mondflug ganz zu schweigen.
Aber Ray Chambers hatte ihn damit beauftragt – und Chambers stand dem Präsidenten nahe. Also saß Milt nun in einem Verkehrsflugzeug in der Economy-Class, las irgendein Nachrichtenblatt, dass seiner Zeit um zwei Wochen hinterherhinkte, und fragte sich, wie lange es her war, dass die Fluggesellschaften aufgehört hatten, Fusel in niedlichen kleinen Fläschchen zu verkaufen.
Endlich war Milt gelandet. Als er seinen Koffer an sich nahm, sah er sich automatisch nach einer Person in Chauffeursuniform um, die ein Schild mit seinem Namen hochhielte. Dann fiel ihm ein, dass es keinen Chauffeur geben konnte, nicht, wenn Milt inkognito reiste. Anschließend verbrachte er ein paar Minuten damit, sich darüber zu ärgern, warum zum Teufel ein Mann, der für 99,9 % der Bevölkerung ein Unbekannter war, überhaupt inkognito reisen musste.
Er verließ das Gebäude, wartete geduldig auf ein Taxi und nannte den Namen seines Hotels. Als das Taxi eintraf, gab er dem Fahrer einen Zwanziger extra und bat ihn, an Ort und Stelle zu warten. Dann ging er zum Empfang und gab einem Pagen ein Trinkgeld, damit dieser seinen Koffer in sein Zimmer brächte, während er hinausging und wieder ins Taxi stieg.
Die Fahrt ging selbstredend zum Militärkrankenhaus, einem trostlosen, rechteckigen, einfallslosen braunen Kasten. Das Taxi hielt vor dem Vordereingang, wartete, bis er ausgestiegen war und flitzte davon, während er durch die Glastür schritt, die sich bei seiner Annäherung automatisch öffnete.
Am Empfangsschalter blieb er stehen, um sich Namen und Raumnummer des Generals geben zu lassen, der für die Einrichtung verantwortlich zeichnete. Daraufhin erhielt Milt eine Eskorte zum Büro des Generals. Das Schild an der Tür verkündete allem und jedem, dass dies das Büro von General Samuel H. Glover war, und der junge Sergeant, der Milt begleitet hatte, klopfte, wartete auf ein ruppiges »Herein!« von der anderen Seite, öffnete die Tür und trat zur Seite, um Milt vorbeizulassen.
Der General musterte ihn mit
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