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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ist.«
    »Einer Ihrer Autorinnen bin ich an meinem ersten Tag begegnet.«
    »So?«
    Er nickte. »Millicent Vanguard. Sie wollte, dass ich einen Rezensenten umbringe.«
    »Naja, Stanley ist ihr gegenüber unerhört grausam.«
    »Stanley?«, wiederholte Jerry stirnrunzelnd. »Nein, ich glaube, der Name des Mannes war Harley irgendwas oder so.«
    McConnell lachte. »Harley Lipton?«
    »Ja.«
    »Wenigstens schreibt er mit etwas Verstand. Stanley Pierson ist ganz einfach gemein zu ihr.«
    »Wenn alle Kritiker Ms Vanguards Schreiberei hassen, warum kaufen wir dann immer noch ihre Manuskripte?«
    »Sie meinen, abgesehen davon, dass sich ihre Bücher besser verkaufen als die irgendeines anderen Autors unseres Verlags?«
    Jerry seufzte. »Geben Sie mir etwas Zeit, ich bin neu in dem Job!«
    »Ist das nicht überall so?«
    Jerry schüttelte den Kopf. »Selbst wenn jeder begeistert ist vom Design und den Kosten einer Rakete, wird sie, wenn sie nicht vom Boden kommt, verschrottet, und wir versuchen es auf einem anderen Weg.«
    »Kein Wunder, dass der Staat so tief verschuldet ist«, kommentierte McConnell.
    »Wäre gut nicht auch mal ganz nett?«, fragte Jerry.
    »Gut ist, was das Publikum zufriedenstellt. Wir sind nur die Verbindungsstelle zwischen den Autoren und Autorinnen und ihrer Leserschaft.«
    Dann, an Jerrys zwölftem Tag, traf ein Manuskript ein. Es landete bei einem Sachbuchredakteur, der in Jerrys Büro marschierte und es ihm auf den Schreibtisch warf.
    »Hier«, meinte der, »das ist eher Ihr Fachgebiet als meins. Viel Spaß damit.«
    Jerry warf einen Blick auf den Titel. Hoch hinaus. Die Geschichte unseres Raumfahrtprogramms.
    »Och, Herr, noch eins!«, brummte er, fing aber aus einem gewissen Pflichtgefühl heraus auf Seite eins oben zu lesen an, in der Annahme, er würde noch vor Ende des Prologs aufhören. Er hatte dem Autor dann eine kurze Mitteilung zukommen lassen wollen, etwa des Wortlauts, es sei ein nettes Konzept, das aber auch schon andere entdeckt hätten, und das Thema sei bereits viele Male zuvor abgehandelt worden.
    Doch als Jerry das Manuskript aus der Hand legte, um sich eine Tasse Kaffee zu holen, erkannte er, dass er bereits auf Seite dreiundvierzig war und es kaum erwarten konnte, weiterzulesen. Er nahm es mit nach Hause, las bis spät in die Nacht hinein und wurde am Vormittag an seinem Schreibtisch fertig. In der Sekunde, in der er zu Ende gelesen hatte, marschierte er in Cliff Egans Büro. Er erklärte dem Verleger, dass er gerade das verdammt beste Buch über das US-amerikanische Raumfahrtprogramm gelesen habe, das ihm je begegnet sei.
    »Wer hat es herausgebracht?«, wollte Egan wissen.
    »Niemand«, sagte Jerry verwundert. »Ich rede von einem Manuskript, das wir erhalten haben.«
    »Oh«, machte Egan wenig begeistert. »Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat.«
    »Das wird jedem gefallen, wenn wir es erst auf den Markt gebracht haben. Ich würde gern die Werbekampagne dafür machen.«
    Egan starrte ihn an, als hätte Jerry den Verstand verloren. »Wir werden es nicht herausbringen, Jerry.«
    »Wollen Sie es nicht wenigstens mal lesen?«, beharrte Jerry.
    »Ich bin überzeugt, es ist genau so fesselnd, wie Sie sagen.«
    »Und warum …?«
    »Sie sind neu in diesem Job, Jerry. Unser Geschäft ist es, Geld zu machen, und Bücher über das Raumfahrtprogramm verkaufen sich einfach nicht. Schreiben Sie dem Autor eine begeisterte persönliche Absage und schlagen Sie ihm einen anderen Verlag vor, einen, der groß genug ist, es aus Prestigegründen in sein Programm aufzunehmen, obwohl er weiß, dass es ein Ladenhüter wird.«
    »Sie wollen es sich gar nicht ansehen?«, hakte Jerry erneut nach.
    »Wozu die Mühe?«
    Zehn Minuten später hing Jerry am Telefon und rief Bucky Blackstone an.
    »Dieser Job, den Sie vor einigen Wochen erwähnt haben«, sagte Jerry, »ist der immer noch zu haben?«
    Fünf Minuten später betrat er Egans Büro, um ihm seine Kündigung zu überreichen.

21
    Gloria sah am Computer nach und drehte sich zu Bucky um. »Er ist unterwegs nach oben.«
    »Culpepper? Gut.«
    »Soll ich gehen?«
    Bucky schüttelte den Kopf. »Nein, wir werden gehen. Ich will ihn herumführen – vor allem in der Halle, in der das Raumschiff gebaut wird.«
    »Und warum treffen Sie sich dann hier mit ihm?«, wollte Gloria wissen.
    »Weil er an einem Ort gearbeitet hat, der unter dauernder Mittelknappheit gelitten hat. Ich möchte ihn so beeindrucken, dass ihm die Augen aus dem Kopf fallen. Also bitte

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