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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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nach Hause kommen sollte?“
    „Er ist ein halber Androide.“
    „Häh?“
    „Als Turkus fünfzehn war, hatte er einen Unfall. Seine Familie lebte von der Wohlfahrt, drüben auf Peregrine. Sie konnten sich keine Teile aus dem menschlichen Ersatzteillager leisten. Sie mußten überzählige Androidenteile nehmen. Er ist ein netter Junge.“
    „Dann bleib erst einmal hier“, sagte Jolson. „Ich werde bis zum Einbruch der Nacht wieder da sein. Gut, Kath. Ich muß jetzt mit Son Brewster jr. sprechen.“
    Sie stand langsam auf. „Bitte ihn nicht um Hilfe, Will. Auf den kann man nicht rechnen.“
    „Hierbei geht es um etwas anderes. Ich muß ihn finden. Wo hält er sich denn meistens auf?“
    Das Mädchen sagte: „In der Bascom Allee, in einem Schuppen namens ‚Sieben Formen der Vieldeutigkeit’. Oder im ‚Letzten Blockhaus’.“
    „Das kenne ich“, sagte Jolson. „Schön, ich bin bei Einbruch der Dunkelheit wieder da.“
    Kath stieg vom Bett, ergriff seine Hand und küßte ihn. „Du bist kein schlechter Mensch, Will.“ Sie machte mit gesenktem Kopf einen Schritt zurück. „Oder wer immer du auch sein magst.“
    Jolson sagte nichts.

 
15
     
    Die beiden magentaroten Elektropianos stießen auf der karoförmigen Tanzfläche des ‚Letzten Blockhauses’ zusammen. Das Fußpedal des größeren Klaviers schoß hervor, traf die dicke Frau, die Halluzinationssprays verkaufte, stieß sie in ihren Karren. Drei weitere Klaviere jagten durch den Kellerraum, jedes spielte eine andere Melodie. Jolson bestellte noch ein Bier und beobachtete das Mädchen, das an Seilen aus Kadmiumplüsch von der Decke hing, dabei, wie sie ihr silbernes Fahrrad aufpumpte.
    „Segne dich, Hohlkopf“, sagte ein Mann mit Stehkragen, der sich an dem leeren Stuhl an Jolsons grünem, saranbeschichtetem Tisch festhielt, um nicht umzufallen. „Hab’ wohl noch kein Wörtchen mit dir gewechselt, mein Sohn.“
    „Stimmt, Herbstzeitgröler, ich bin neu im Randbezirk“, antwortete Jolson.
    Der Mann war klein und breitschultrig, und sein Kinn zuckte auf und ab. „Hättest du was dagegen, wenn ein Gottesmann sich zu dir setzt und ein bißchen aus dem Nähkästchen mit dir plaudert?“
    „Nur zu“, sagte Jolson.
    „Man nennt mich Reverend Cockspur“, sagte der Priester. Er knautschte sich in den leeren Stuhl und kratzte sich etwas Rührei von dem abgeschabten Ellenbogen seines Jacketts. „Hast’n schönen Benjamin da.“
    „Hab’ ihn gestachelbeert.“
    Reverend Cockspur lächelte und massierte seinen glatten, breiten Hals. „Wir haben alle unsere Schwächen, mein Junge.“
    „Was machen Sie denn genau?“
    „Ich bestelle mir erst mal einen Bingo, wenn du nichts dagegen hast.“
    „Solange er nicht auf meine Rechnung geht.“
    Der Reverend schüttelte seine Hände. „Ich habe eine Abmachung mit der Geschäftsleitung. Freibingo.“ Er machte einer chrombeschichteten Kellnerin ein Zeichen. Als sein Drink kam, fügte er hinzu: „Ich nehme nicht an, daß du besonders gern bekehrt werden möchtest.“
    „Stimmt genau. Ist das Ihr Job?“
    „Ursprünglich ja“, sagte Reverend Cockspur. Er kippte seinen grünlichen Likör hinunter. „Ich bin vor drei Jahren im Auftrag meiner Religionsgemeinschaft nach Esperanza gekommen, um hier junge Leute zu bekehren. Ich habe im Randbezirk damit angefangen und wollte sie unter meine Fittiche nehmen.“ Er wedelte nach einem neuen Drink und zwickte seine Nase. „Ich wünschte, ich hätte ein bißchen Balsam, genug, um auf ’ne Reise zu klinken.“
    „Drogen nehmen Sie auch?“
    Der Reverend blickte in seinen neuen Drink und schnitt eine Grimasse. „Mir war schon gleich am Anfang klar, daß ich keine Chance haben würde, die jungen Leute im Randbezirk zu erreichen, wenn ich mich ihnen nicht anpaßte, sonst hätten sie mich für irgendeinen Tölpel gehalten. Zuerst habe ich gelernt, so zu reden wie sie, danach habe ich mir ihre Trinkgewohnheiten zu eigen gemacht. Dadurch bin ich ihnen viel näher gekommen. Um noch näher ranzukommen, habe ich angefangen, mit den Jungen zusammen Drogenerfahrungen zu machen. Tja, und nun bin ich soweit, daß ich wirklich mit ihnen kommunizieren kann; ich bin ein Alkoholiker, ein Drogenabhängiger, ein Medikamentenfreak und wohne mit zwei Albinonymphomaninnen zusammen in einem Ghetto – im dritten Stock, die Straße runter.“
    Jolson nippte an seinem braunen Bier und nahm einen größeren Schluck. „Ganz schöner Rückschlag“, meinte er.
    „Na ja, ist eine gute

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