Das Chamäleon-Korps
Halus-bei-leerem-Magen-Sprechblues“
„Ich war in einem Heim für Hobos und hatte den Bauch voll mit Bohnen und Grout speck, als ich diese Durchsage bekam. Nein, das war keine Illusion.“
„Na ja, na ja“, sagte Ruric. „Schätze, Sie sollten hoch zum Kloster gehen.“
„Sammeln die Visionen aus erster Hand oder wie?“
„Nein, nein, das Kloster der Brüder vom Federkiel“, erklärte Ruric. „Es befindet sich ungefähr eine Viertelmeile von hier. Leider. Ein halbreligiöser Orden, der sich dem Schreiben widmet. Ihr Häuptling Nackter Tanz geht jeden Morgen dort hin und arbeitet mit ein paar Mönchen zusammen seine Predigten und Statements aus. Wenn Sie immer dem kleinen Waldweg nachgehen, sind Sie in ungefähr fünfzehn Minuten dort.“
Jolson wußte das bereits durch seine letzten Schlafinstruktionen. „He, das ist ja, als ob man von einem Frachtzug springt und direkt in den Armen eines Sheriffs ankommt, der einen Haftbefehl für einen hat. Ich meine, das ist aber ein Zufall!“
„Würden Sie nicht lieber ein Weile bei uns bleiben?“ schlug Ruric vor. „Wir könnten Sie zu unserem Haus-Folksänger machen, Mr. Nesper. Ich bin mir mehr als sicher, daß unsere fünfzig Schüler, mit Ausnahme von diesem widerlichen kleinen Bobby, Sie alle gern hätten und schätzen würden.“
„Geht nicht“, sagte Jolson ihm, „wenn der Herr einem was aufträgt, dann muß man es tun und darf sich nicht auf Abwegen verlieren.“
„Ahornsyrupersatz oder Kunsthonig?“ fragte Mrs. Shutter, als ein Teller voller heißer Waffeln aus dem Schlitz der Eßmaschine hervorkam.
„Wenn’s nichts ausmacht, hätte ich gerne beides. Hab’ beides nicht mehr gegessen seit der Frost die Teiche gepackt hat, Ma’am.“
„Aber gewiß doch!“ Sie drückte auf zwei Knöpfe und brachte ihm dann den Teller und eine Vinylgabel. „Serviette?“
„Werd’ meinen Ärmel benutzen. Ist eine Gewohnheit, die ich nicht mehr loswerde.“
„Machen Sie sich nichts draus“, sagte Ruric. „Könnten Sie uns nicht wenigstens eines von Ihren Lieder vorsingen, Mr. Nesper? Mann, mir gefällt am besten Ihr Schmutziges- widerliches-Betteln-im-Eisregen-an-einer-zugigen-Ecke- Blues“
Jolson hatte das Gesicht dicht über dem Teller und zog die Nase hoch. „Habe eine Regel, daß ich nie mit vollem Mund singe. Aber ich tu’ Ihnen gern den Gefallen, sobald ich diesen köstlichen Haufen Waffeln hinuntergeschlungen habe.“ Er begann zu essen.
12
Jolson schritt um den großen Federhaufen herum und sagte: „Jesus, sieht so aus, als wäre mein schwaches Boot endlich im Hafen angekommen.“
„Stampf nicht auf den Indianer, du Blödmann!“ rief ihm jemand aus einer Laube zu.
Jolson wich dem großen Umhang aus gefärbten Adlerfedern aus und fragte: „Liegt das Ziel meiner Pilgerreise da drunter?“
„Wenn du Häuptling Nackter Tanz suchen solltest, das ist er, Blödmann.“ Hinter einem Gestrüpp und einem weißem Holzgeflecht trat ein kleiner, rundlicher Mann in einer braunen Robe hervor. „Er macht gerade ein Nickerchen.“
Jolson bewegte sich auf den Mann in der braunen Robe zu. „Wie lange dauert das denn gewöhnlich?“
„Vielleicht noch eine Stunde, vielleicht auch länger. Manchmal fällt er in Trance. Wenn er gleichzeitig schläft und in Trance ist, dann braucht man nicht so lange zu warten . Andererseits kann beides auch hintereinander kommen.“
„Und das würde dann etwas länger dauern?“
„Genau, Blödmann. Wer bist du überhaupt?“
„Nur ein abgerissener Ast, der den Fluß hinuntertreibt.“ Jolson wischte sich mit seiner wattierten Mütze über das Gesicht. „Die meisten Leute nennen mich Tunky Nesper.“
„Heiße Kiste!“ rief jemand aus der schattigen, abgelegenen Laube.
„Ich bin Bruder Arlow“, sagte
Weitere Kostenlose Bücher