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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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Ar­low. „Sie hat das ge­naue Ge­gen­teil von ei­nem Ge­dächt­nis­schwund.“
    Bru­der Pi­ny­on hieb mit der Faust auf die Tisch­plat­te und sag­te: „Hei­ße Kis­te!“
    „Er will sa­gen, daß du an Apha­sie denkst. Was die lie­be al­te Da­me ei­gent­lich ent­wi­ckelt hat, das ist ei­ne Art von Wortzwang. Es scheint so, als ob sie in letz­ter Zeit nicht mehr da­zu fä­hig ist, auf ein paar von ih­ren al­ten, ob­szö­nen Text­zei­len zu ver­zich­ten, wenn sie ge­ra­de auf­tritt.“
    „Tit­ten und Är­sche“, sag­te Bru­der Ar­low, „auf die kann sie nicht ver­zich­ten.“
    „Ei­gent­lich ist sie da­für viel zu vor­nehm. Ba­by Dy­na­mi­te wird nie et­was Ob­szö­ne­res als ‚Möp­se’ und ‚Mu­schi’ sa­gen, aber das ge­nügt, um uns Schwie­rig­kei­ten zu ma­chen.“
    „Als sie das ers­te Mal ein paar Möp­se ein­ge­floch­ten hat, ha­ben drei De­ka­ne den Klin­gel­beu­tel fal­len las­sen“, sag­te Bru­der Ar­low.
    „Hei­ße Kis­te!“ sag­te Bru­der Pi­ny­on und zeig­te auf Jol­son.
    „Wenn du ein paar länd­li­che Hym­nen sin­gen könn­test, Tunky Ne­s­per, die viel­leicht ein biß­chen um­ge­wan­delt wur­den, um zu dem spe­zi­el­len Evan­ge­li­um des Häupt­lings zu pas­sen“, sag­te der Bru­der Whi­lom mit der flie­hen­den Stirn, „dann könn­ten wir Ba­by Dy­na­mi­tes Auf­tritt auf ein oder zwei Num­mern run­ter­dre­hen. Das wür­de ih­re zahl­rei­chen Fans im­mer noch zu­frie­den­stel­len und die Ge­fahr ver­min­dern, daß sie Är­ger­nis er­regt. Wie du viel­leicht weißt, fin­det im Stadt­zen­trum Nr. 1 ge­ra­de ei­ne hit­zi­ge Dis­kus­si­on dar­über statt, ob das Fach Se­xu­al­kun­de in den Schu­len von Men­schen oder von Ro­bo­tern un­ter­rich­tet wer­den soll­te. Wir wol­len nie­man­dem auf die Fü­ße tre­ten.“
    Jol­son zupf­te an sei­ner Müt­ze her­um, und sie wur­de steif und gab ein flat­tern­des Ge­räusch von sich. Er setz­te sie wie­der auf und sag­te: „Manch­mal, wenn ein Kalb einen stei­len Hü­gel hin­un­ter­läuft, bricht es sich ein Bein, aber manch­mal kommt es auch di­rekt auf ei­ner viel fet­te­ren Wie­se her­aus.“
    „Hei­ße Kis­te!“
    „Bru­der Pi­ny­on möch­te wis­sen, ob das hei­ßen soll, daß du es tun willst.“
    „Klar heißt es das.“ Jol­son schloß ei­nes sei­ner strah­lend blau­en Au­gen, und sei­ne lin­ke Ge­sichts­hälf­te wur­de von sanf­ten Fal­ten über­zo­gen. „Ich mei­ne, das muß es wohl ge­we­sen sein, was der Herr woll­te, als er mich in eu­re Rich­tung wies.“
    „Wer ist dein Agent?“ frag­te Bru­der Ar­low.
    „Hab’ mich im­mer selbst ge­ma­nagt, wenn’s ging.“
    „Dann ma­chen wir so­fort einen Ver­trag mit dir“, sag­te der klei­ne, zap­pe­li­ge Au­tor. „Hier ist der nor­mier­te Evan­ge­li­sa­ti­ons­be­keh­rungs­ver­trag.“ Er­zog ein Do­ku­ment aus Fast­per­ga­ment aus ei­nem Schlitz in sei­ner Ro­be. „Du be­kommst fünf­zig Dol­lar pro Abend, und wenn die Kol­lek­te an ei­nem Abend in der Wo­che fünf­tau­send Dol­lar hoch sein soll­te, be­kommst du sechs Pro­zent der Net­to­ein­nah­men des Häupt­lings. Den­ke dar­an: net­to, nicht brut­to. Wir er­hal­ten ei­ne Er­st­op­ti­on und die Hälf­te al­ler Ne­ben­rech­te für al­le Songs, mit de­nen du in den To­hu­wa­bo­hus auf­trittst. Au­ßer­dem ver­pflich­test du dich, dich wäh­rend der nächs­ten sechs Mo­na­te so­wie drei­ßig Ta­ge lang, nach­dem du den Dienst des Häupt­lings quit­tiert ha­ben soll­test, nicht zu ei­ner kon­kur­rie­ren­den Re­li­gi­on oder ei­nem Kult be­keh­ren zu las­sen.“ Er knis­ter­te mit dem Kon­trakt. „Un­ter­schrei­be, Blöd­mann.“
    Jol­son kratz­te sich im Nacken. „Der Herr hat nichts da­von ge­sagt, daß es auch Pa­pier­kram ge­ben wür­de.“
    „Hu­h­up! Hu­h­up! Hu­h­up!“
    „Er ist wach“, be­merk­te Bru­der Whi­lom.
    „Hu­h­up! Hu­h­up! Hu­h­up!“ Ein großer mus­ku­lö­ser Mann von et­wa drei­ßig Jah­ren kam in die Lau­be ge­sprun­gen. Er hat­te sei­nen Fe­de­r­um­hang ab­ge­wor­fen und trug nur einen gol­de­nen Len­den­schurz, ein Hals­band aus ver­gol­de­ten Hüh­ner­kno­chen und einen Kopf­schmuck aus schar­lach­ro­ten und

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