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Das Chaos-Casino

Titel: Das Chaos-Casino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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behindert, mit dem mir die Tatsachen - direkt oder indirekt - berichtet wurden, wie auch durch die bereits geschilderte Zeitlosigkeit des Lebens in den Casinos. Ein großer Teil der Schwierigkeit bei der chronologischen Schilderung des Eintreffens der Kompanie auf Loreley ist auf die Tatsache zurückzuführen, daß ihre im Untergrund tätigen Mitglieder unabhängig von der >offiziellen< Gruppe einzeln und mit den unterschiedlichsten Transportmitteln reisten und auf dem Planeten sowohl vor als auch nach dem offiziellen, publik gemachten Eintreffen der Kompanie ihre Aufgaben in Angriff nahmen.
    Häufig ist mein einziger Hinweis darauf, was wann geschah die zufällige Erwähnung eines Ereignisses, das mir bekannt war oder das der schlichten Logik folgend vor einem anderen Ereignis gelegen haben mußte, von dem ich tatsächlich Kenntnis hatte.
    Dergleichen war bei Ankunft von Schokoladen-Harry der Fall ...
    Obwohl Loreley vor allem für seinen berühmten Strip bekannt war, der sich durch die Mitte der Station erstreckte, gab es doch auch Nebenstraßen. Dort waren die Firmen untergebracht, die für das Funktionieren der Casinos erforderlich waren, etwa Wäschereien und Warenhäuser sowie schäbige Hinterhofhotels, in denen die zu Mindestlöhnen arbeitenden Angestellten wohnten.
    Hier gab es auch die Minihospitäler und Pfandleihhäuser, die man sorgfältig versteckt hatte, um niemanden unter den Besuchern der Raumstation an die weniger vergnügliche Seite des Lebens auf Loreley zu erinnern. Dieses Gebiet abseits des Strip mochte zwar nach normalem Maßstab angemessen beleuchtet sein, wirkte aber im Vergleich zu den grellen Lichtreklamen auf dem eigentlichen Strip immer etwas dunkler, und man mußte die Touristen nicht erst ermahnen, sich dort nicht lange herumzutreiben, um sich statt dessen an die besser besuchten Gegenden zu halten, die sich ja auch lautstark um ihre Aufmerksamkeit und ihr Geld bemühten. Es war auf einer dieser abseits gelegenen Straßen, wo Harry sein Schwebemotorrad entlang lenkte und die neue Freiheit von seinen gewöhnlichen Legionsverpflichtungen, genoß. Obwohl er die Uniformen, die Narrisch für die Kompanie beschafft hatte, wirklich mochte, war es doch auch ein gutes Gefühl, wieder in seinen Jeans zu stecken, die durch langjährigen häufigen Gebrauch zwar fadenscheinig, aber auch samtweich geworden waren.
     
    Harrys Ankunft auf Loreley war überraschend unkompliziert verlaufen, vor allem, wenn man an sein gegenwärtiges, unrühmliches Aussehen dachte. Die einzige Schwierigkeit hatte es mit dem Entladen seines geliebten Schwebemotorrads gegeben. Die Beamten am Raumhafen hatten unverkennbar gezögert, das Gefährt in die Raumstation zu lassen, und Harry hatte mehrere Stunden mit dem Ausfüllen von Formularen und dem Unterschreiben knapp formulierter Listen von Regeln und Vorschriften zugebracht, um schließlich mehr als ein Dutzend Zulassungsund Zollgebühren sowie Kautionen zu bezahlen, bis man das Fahrzeug schließlich mißmutig freigegeben hatte.
    Man brauchte kein Genie zu sein, um zu begreifen, daß der größte Teil dieses Bürokratenkrams reine Schikane war, mit dem Zweck, den Antragsteller so sehr zu entnerven, daß er schließlich bereit gewesen wäre, das Fahrzeug bis zu seiner Abreise einfach einzulagern. Aber Harry hatte schon einmal alle Tricks aus dem Lehrbuch und ein paar neue dazu angewandt, um sein Schwebemotorrad in der Legion behalten zu können, und er hatte nicht vor, ausgerechnet jetzt als Zivilist darauf zu verzichten.
    Der Grund für diese >Duchleuchtung< war schnell zu verstehen. Alle Luft auf Loreley wurde durch Wiederverwertung gewonnen, und wenn die Systemkapazitäten auch ausreichten, um das Kohlenmonoxyd zu verarbeiten, das von den Menschen auf der Station produziert wurde, hätte ein exzessiver Fahrzeuggebrauch die Systeme doch schnell überlastet. Folglich gab es außer den Elektrowagen, die die Spieler den Strip hinauf- und hinunterbeförderten, nur wenige Fahrzeuge auf Loreley. Die Formel war ganz einfach: Der begrenzte Luftvorrat konnte entweder nur Menschen oder Fahrzeuge versorgen - aber Fahrzeuge verloren kein Geld an Spieltischen.
    Obwohl er so unbekümmert wirkte, wußte Harry ganz genau, wohin er fuhr. Das hatte er sogar schon vor Verlassen des Schiffs gewußt. Er hatte seine Information der Warnung eines der Gepäckträger an Bord des Schiffes entnommen.
    »Fliegst nach Loreley, wie?« hatte der Mann gesagt, als sie sich eines Abends unterhielten. »Ich

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