Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Chaos-Casino

Titel: Das Chaos-Casino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
geringste hätten unternehmen können, ohne daß es den Eindruck erweckt hätte, daß sie auf einen geringfügigen Vorfall überreagieren«, ergänzte Brandy. »Im Ernst, Herr Hauptmann, erwarten Sie wirklich, daß Mücke einfach nur hilflos zusieht, wie jemand Schoppen-Hauer herumschubst? Sie wissen doch, wie nahe die beiden sich stehen ... und was Mücke für ein Temperament hat.«
    »Ich schätze, das wäre wohl zuviel verlangt.« Narrisch seufzte und wurde ein Stück kleiner. »Es hat mich nur überrascht, das ist alles. Ich hatte mir nicht überlegt, daß so etwas geschehen könnte.«
    »Ob geplant oder nicht, ich denke jedenfalls, daß sich alles zum Besten entwickelt hat«, meinte der Feldwebel lächelnd. »Der Vorfall wurde bewältigt, ohne daß unsere Uniformierten auch nur die Hand zu heben brauchten. Anstelle einer möglichen Klage wird der Bursche die Angelegenheit wohl so schnell wie möglich vergessen wollen. Der hat sich nicht eben mit Ruhm bekleckert, wenn er als Mann von einer Frau, die nur halb so groß wie er selbst ist, bewußtlos geschlagen wurde, da wird er es mit Sicherheit nicht gerade an die große Glocke hängen wollen.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht, Brandy«, meinte der Kommandant, »aber es macht mir trotzdem Sorgen. Als ich einen Teil der Mannschaft in den Untergrund schickte, da tat ich es in der Absicht, sie als Augen und Ohren der Kompanie fungieren zu lassen und nicht als ihre Fäuste. Informationen zu sammeln ist eine Sache, aber wenn irgend etwas schiefläuft, wenn irgend jemand etwas spitzkriegt, dann hängen sie da draußen ganz allein in der Luft, ohne Unterstützung.«
    »Da ich auch zu denen gehöre, Herr Hauptmann«, erwiderte Brandy gedehnt, »möchte ich etwas dazu sagen. Wir waren uns alle darüber im klaren, daß der Auftrag gefährlich ist. Deshalb haben Sie ja auch um Freiwillige gebeten. Außerdem tritt niemand der Weltraumlegion bei, um in Sicherheit zu sein.«
    »Schon gut, schon gut! Ich habe ja verstanden«, antwortete Narrisch und hob kapitulierend die Hände. »Aber« - er wandte den Blick ab, als er nach dem passenden Wort suchte - »halten Sie bitte ein Ohr auf, ja, Brandy?« Er sprach so leise, daß es kaum zu verstehen war. »Sollten Sie von irgend jemanden hören, der es auf sie abgesehen hat, dann warten Sie nicht erst, bis Sie die Angelegenheit mit mir besprochen haben. Ziehen Sie sie raus - und zwar schnell!«
    »Verstanden, Herr Hauptmann«, bestätigte der Feldwebel und schlängelte sich wieder von der Kommode. »Nun, ich muß jetzt wieder an die Arbeit.«
    Sie trat an die Tür; dann blieb sie stehen, den Knauf in der Hand.
    »Ach ja, Herr Hauptmann. Vielleicht sollten Sie doch ein bißchen mehr schlafen. Sie sehen furchtbar aus.«
    Wie zur Antwort auf ihre Worte ertönte in diesem Augenblick Narrischs Armbandkommunikator.
    »Ja, Mutter?« fragte er und aktivierte das Zweiweg-System.
    »Tut mir leid. Sie belästigen zu müssen, Furchtloser Führer«, ertönte Mutters vertraute, vergnügliche Stimme, »aber da unten entwickelt sich gerade eine Sache, um die Sie sich wohl besser persönlich kümmern sollten.«
    »Einen Augenblick.«
    Der Kommandant bedeckte das Mikrofon mit der Hand und zuckte hilflos mit den Schultern, als er Brandy ansah. »Soviel zum Thema Schlaf«, knurrte er und verzog das Gesicht. »Wie Sie schon sagten, ich muß wieder an die Arbeit. Aber trotzdem, danke für Ihre Fürsorge.«
    Brandy hatte ihre eigenen Sorgen, als sie aus Narrischs Zimmer kam. Obwohl die Soldaten ihr Bestes taten, um ihren Kommandanten von kleineren Problemen abzuschirmen, indem sie sich an die Offiziere wandten oder die Schwierigkeiten selbst in Angriff nahmen, überanstrengte der Hauptmann sich immer noch bei diesem Auftrag. Es würde Brandy nichts anderes übrigbleiben, als jedermann dazu aufzufordern, sich etwas mehr zusammenzureißen und zu versuchen, selbständiger zu handeln und ihren Kommandanten nicht immer wieder mit dem Spiel »Mutter, darf ich?« zu behelligen.
    Ein leises Lächeln kroch über ihr Gesicht.
    Sie fragte sich, was der Hauptmann wohl dazu sagen würde, wenn er erführe, daß sie und die anderen vom Hauspersonal ihre Passepartouts und ihre Ausbildung an Dietrichen dazu nutzten, das Gepäck der Gäste auf Anzeichen für betrügerische Vorhaben zu durchsuchen. Er hatte gesagt, daß er Informationen haben wollte, und es war schon immer ein unausgesprochener Befehl gewesen, alles zu nutzen, was zur Verfügung stand, um einen Auftrag

Weitere Kostenlose Bücher