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Das Chaos-Casino

Titel: Das Chaos-Casino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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also Henry und Louise Shuman ... oder soll ich Sie lieber Herr und Frau Welling nennen?«
    Als er seinen richtigen Namen hörte, verlor Henry jede Hoffnung, die er noch gehegt haben mochte, sich mit verwirrter Empörung aus der Situation zu bluffen.
    »Wie auch immer«, sagte er, nahm seine Frau am Arm und führte sie mit so viel Würde aus dem Aufzug, wie er nur aufbringen konnte, als sich die Tür auch schon hinter ihnen schloß.
    »Ich nehme nicht an, daß Sie schwerhörig sind, oder, Herr Feldwebel?« fragte seine Frau ihren gemeinsamen Wärter.
    »Wie bitte? Ach so, das hier meinen Sie?« Moustache tippte an das Gerät an seinem Ohr. »Nein, das ist eine Direktverbindung zu den Leuten an der Rezeption. Herr Bascom hat auch eine. Er sitzt an der Videoüberwachung, und wenn er ein vertrautes Gesicht erblickt, benachrichtigt er den Empfang, und wir bringen die Leute hierher nach unten.«
    »Bascom?« Henry runzelte die Stirn. Meinen Sie etwa Tullie Bascom? Ich dachte, der wäre pensioniert?«
    »Das stimmt auch, Sir«, bestätigte der Feldwebel.
    »Sieht so aus, als seien Sie beide nicht die einzigen alten Schlachtrösser, die für dieses Scharmützel reaktiviert wurden.«
    »Ich verstehe«, antwortete Henry. »Na ja, dann grüßen Sie ihn doch bitte von uns, falls Sie Gelegenheit dazu bekommen sollten.«
    »Das werde ich tun, Sir«, erwiderte Moustache mit knappen Lächeln. »Und wenn Sie sich jetzt bitte den anderen anschließen würden, es wird nicht lange dauern.«
    Dabei zeigte er auf eine Ansammlung von Sesseln und Sofas, die man im Gang des Versorgungstrakts aufgestellt hatte. Eine ungewöhnliche Sammlung verschiedenster Individuen saß hier, vom scheinbaren Geschäftsmann über frischverheiratete junge Paare bis zu kleinen alten Damen und offenkundigen Blaukragenarbeitern.
    Wenn Henry auch niemanden wiedererkannte, wies die studierte Gelassenheit ihrer Posen und ihr einheitlich flacher, nichtssagender Blick, den sie nun auf ihn und seine Frau richteten, sie alle als aus dem selben Holz geschnitzt aus. Es waren Falschspieler und Trickbetrüger, die sich wie die Wellings in den Maschen des Sicherheitsnetzes verfangen hatten. Obwohl das Ambiente einigermaßen angenehm war, wenn man die Umstände bedachte, und obwohl es keine Anzeichen dafür gab, daß man die also Festgesetzten mißhandelte, wurde Henry doch die flüchtige Illusion nicht los, in den Trakt eines Kriegsgefangenenlagers hineinzublicken, was möglicherweise an den schwarzuniformierten bewaffneten Posten lag, die markant an den Wänden aufgestellt waren.
    »Was haben Sie mit uns vor, Feldwebel?« fragte Henry, als er den Blick über die Versammlung schweifen ließ.
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Sir«, erwiderte Moustache und lächelte wieder kurz. »Nachdem wir einige weitere Herrschaften aufgegriffen haben, werden Sie alle in einen Zubringerbus verfrachtet und zurück zum Raumhafen gebracht.«
    »Sie meinen, wir werden zwangsausgewiesen?«
    »Überhaupt nicht«, widersprach der Feldwebel. »Es ist eher ein Kundenservice ... vorausgesetzt, natürlich, daß Sie vorhaben sollten abzureisen. Sollten Sie es allerdings vorziehen, auf Loreley zu bleiben, so ist Ihnen das freigestellt. Solange Sie sich vom Fette Chance fernhalten.«
    Henry hatte plötzlich ein Bild vor Augen, wie er und seine Frau Flugkarten und Startkapital von Maxine Pruet entgegennahmen, um danach zu versuchen, ihre Betrugsnummer ausgerechnet in einem ihrer anderen Casinos anstelle desjenigen, auf das man sie ausdrücklich angesetzt hatte, abzuziehen. Er brachte das geistige Bild sofort zum Stillstand, bevor es in einem greifbar unangenehmen Schluß endete.
    »Nein, wir fahren«, sagte er hastig. »Ich vermute, daß unser Empfang in den anderen Casinos ungefähr der gleiche sein dürfte wie hier ... nur möglicherweise weniger höflich. Kompliment, übrigens. Von allen Rauswürfen, die wir in Casinos erlebt haben ... meinst du nicht auch, Liebes?«
    Seine Frau nickte brüsk, schaffte es aber nicht zu lächeln oder sich seinem Enthusiasmus in anderer Form anzuschließen.
    »Es war die Idee des Hauptmanns, um genau zu sein«, erklärte Moustache, »aber ich werde nicht versäumen, ihm mitzuteilen, daß es Ihnen gefällt. Und wenn Sie jetzt bitte Platz nehmen möchten. Es stehen Getränke und Schmalzkringel zur Verfügung, während Sie warten, oder, falls Sie Interesse haben sollten, im hinteren Teil auch ein Black-Jack-Tisch, damit Sie vor Ihrer Abreise wenigstens noch ein

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