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Das Chaos-Casino

Titel: Das Chaos-Casino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nachgingen.
    »Henry ... was glaubst du, wie alt der junge Mann an der Rezeption wohl sein mag?« fragte die altmodisch wirkende Frau an seiner Seite.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Mann und warf einen Blick zurück. »Ende zwanzig, Anfang dreißig, schätze ich. Das kann man bei den Kindern heutzutage kaum sagen. Warum fragst du?«
    »Reine Neugierde«, sagte seine Frau achselzuckend. »Er schien mir ein bißchen jung für ein Hörgerät zu sein.«
    Auch Shuman hatte das Gerät im Ohr des Rezeptionsbediensteten bemerkt, obwohl er sich eingeredet hatte, daß es bedeutungslos sei.
    »Ich glaube nicht, daß das ein Hörgerät war«, meinte er. »Eher irgendeine Art von Hausfunk oder eine Verbindung zur Telefonanlage. Ich bin nicht so recht auf dem laufenden, was diese ganzen neumodischen elektronischen Wundergeräte angeht.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, meinte die Frau und erwiderte die Umarmung, als hätte die seine soeben erst stattgefunden. »Ist wirklich kaum zu glauben, daß wir jetzt hier sind, nicht? Nach all den Jahren!«
    Obwohl diese Bemerkung den Eindruck erweckte, als habe das alte Ehepaar sein ganzes Leben darauf gespart, sich einmal einen Urlaub leisten zu können, verbarg sich darin auch der wirkliche Grund.
    In Wahrheit waren sie schon seit beinahe fünf Jahren fast überall mit einer Casinosperre belegt worden. Ihre Maske des pensionierten, schlichten Großelternpaars war ebenso perfekt wie entwaffnend, was es ihnen erlaubte, verschiedenste Formen des Betruges zu praktizieren, von Taschenspielereien bis zu komplizierten Systemen, die man ihnen auf den ersten Blick bestimmt nicht zugetraut hätte. Tatsächlich hatten sie die Mehrzahl der größeren Glückspielzentren um beachtliche Summen erleichtert, bis es den Casinos gelungen war, ihre Aufzeichnungen zu vergleichen und zu ermitteln, daß die beiden doch nicht die harmlosen Touristen waren, als die sie sich ausgaben.
    Sie waren mit einem Versprechen aus ihrem >Ruhestand< gelockt worden, das in diesem Casino allerdings nicht eingehalten werden würde; ebenso mit einem dicken Geldscheinbündel, um ihren Auftritt zu finanzieren. Obwohl sie es natürlich sehr aufregend fanden, den angesetzten Staub abschütteln zu können und wieder ihrem früher lange Jahre ausgeübten Handwerk nachzugehen, mußten sie doch auch gegen die Nervosität ankämpfen, daß sie jeden Augenblick wiedererkannt werden könnten.
    »Wirklich beeindruckend hier, nicht?« sagte Henry und reckte ostentativ den Hals in alle nur möglichen Richtungen, als sie zu einem der Aufzüge begleitet wurden.
    »Aufzug aufhalten!« Der Aufzugführer fing die Lifttür mit der Hand ab, als er den Ruf vernahm, und ein in eine schwarze Uniform gekleideter, breitschultriger junger Mann mit wie aus Stein gehauenen Gesichtszügen stürzte herein.
    »Verzeihen Sie die Unannehmlichkeit«, verkündete er in einem gelassenen Tonfall, der ganz und gar nicht entschuldigend wirkte, »aber ich muß für einen Augenblick die Aufzugführung übernehmen.«
    Während er sprach, schob er einen Schlüssel in die Kontroll- konsole und betätigte einen Knopf. Die Aufzugtür schloß sich, und die Kabine setzte sich in Bewegung - allerdings abwärts statt hinauf.
    Shuman unterdrückte einen leisen Anflug der Reizbarkeit, weil er befürchtete, daß es nicht zu seiner Rolle passen würde, jetzt zu protestieren.
    »Stimmt etwas nicht?« fragte er statt dessen.
    »Keine Sorge. Alles unter Kontrolle«, versicherte der Mann und gewährte ihm nur einen kurzen Blick, bevor er wieder auf die Stockwerkanzeige sah.
    »Ich wußte gar nicht, daß es hier einen Keller gibt«, sagte seine Frau und klammerte sich etwas fester an Henrys Arm. »Sind wir hier nicht auf einer Raumstation?«
    Henry merkte, daß sie nur Small talk machte, um ihre Nervosität zu überspielen, stimmte aber ein.
    »Ich nehme an, die haben da unten einen Lagerraum«, meinte er. »Alle Zimmer sind ...«
    Er brach ab, als der Aufzug anhielt und die Türen aufglitten. Eingerahmt von der Ausstiegsöffnung stand eine weitere schwarzgekleidete Gestalt vor ihnen, ein älterer Mann mit Glatze und einem theatralischen Schnauzbart.
    »Habe wieder zwei für Sie, Feldwebel«, verkündete ihr Mitpassagier und nickte dem Aufzugführer zu, der ihren Koffer unzeremoniös aus dem Lift warf.
    »Gut!« erwiderte der kahlköpfige Mann und gewährte dem Paar nur einen flüchtigen Blick, als er auf das Klemmbrett schaute, das er in der Hand hielt. »Mal sehen. Sie sind

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