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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ignorierte ihn und stieg in den Wagen. Auf dem Weg zum Flughafen versuchte er seine Gedanken in klare Sätze zu fassen, um sie ihr dann vorzutragen. Aber es klappte nicht, seine Gefühle wirbelten alles durcheinander.
    »Eleanor«, sagte er schließlich. »Alles, was passiert ist, ist meine Schuld. Und ich möchte es wieder gutmachen.«
    Sie streckte den Arm aus und legte ihre Hand auf sein Bein. Er legte seine Hand auf ihre. Sie sagte nichts.
    Am Flughafen parkte Bosch sein Auto vor dem South­west-Terminal und holte ihren Koffer aus dem Kofferraum. Er verschloß seine eigene Waffe und Dienstmarke darin, damit er ohne Probleme den Metalldetektor passieren konnte.
    Es gab noch einen letzten Flug nach L. A. der in zwanzig Minuten ging. Bosch kaufte ihr ein Ticket und gab ihren Koffer auf. Die Pistole würde kein Problem sein, solange der Koffer beim Gepäck war. Danach führte er sie zum Flugsteig, wo die Schlange der Passagiere sich schon den Gang zum Flugzeug hinunterbewegte.
    Bosch machte den Schlüssel zu seinem Haus vom Schlüsselring ab, reichte ihn ihr und gab ihr die genaue Adresse.
    »Es ist nicht mehr so, wie du dich vielleicht daran erinnerst«, sagte er. »Das Haus wurde vom Erdbeben zerstört. Es ist wieder neu aufgebaut und noch nicht ganz fertig. Aber es ist okay. Die Bettwäsche, hm … wahrscheinlich hätte ich sie schon vor ein paar Tagen waschen sollen, aber ich hatte keine Zeit. Im Wandschrank im Flur sind frische Laken.«
    Sie lächelte.
    »Mach dir keine Sorgen. Ich werde schon alles finden.«
    »Hm, hör zu. Wie ich schon sagte, ich glaube nicht, daß du noch Angst haben mußt. Aber für alle Fälle habe ich dir die Glock in den Koffer gelegt. Deshalb habe ich ihn als Gepäck aufgegeben.«
    »Du hast sie gesäubert, als ich geduscht habe, nicht wahr? Ich habe Öl gerochen, als ich rauskam.«
    Er nickte.
    »Danke, aber ich glaube, ich werde sie nicht brauchen.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Sie sah zur Schlange hinüber. Die letzten Leute gingen an Bord. Sie mußte gehen.
    »Du hast viel für mich getan, Harry. Ich danke dir.«
    Er verzog das Gesicht.
    »Nicht genug. Nicht genug, um alles wieder gutzumachen.«
    Sie stellte sich auf die Zehen und küßte ihn dann auf die Wange.
    »Good bye, Harry.«
    »Good bye, Eleanor.«
    Er sah ihr nach, wie sie ihren Flugschein abgab und durch die Tür ging. Sie drehte sich nicht um, und eine innere Stimme flüsterte ihm zu, daß er sie vielleicht nie wieder sehen würde. Aber er vertrieb den Gedanken aus seinem Bewußtsein und ging durch den fast leeren Flughafen zurück. Bosch spürte, wie ihn ein tiefes Gefühl von Einsamkeit überkam.

    Das einzige Problem am Donnerstagmorgen im Gericht ergab sich vor der Anhörung, als Weiss aus dem Zellentrakt kam, wo er sich mit seinem Klienten getroffen hatte, und Bosch und Edgar auf dem Korridor sah, die sich mit Lipson besprachen, dem Staatsanwalt, der für die Auslieferung zuständig war. Gregson, von der Staatsanwaltschaft in L. A. war nicht hergeflogen. Weiss und Lipson hatten ihm beide versichert, daß Goshen keinen Einspruch einlegen würde, nach Kalifornien gebracht zu werden.
    »Detective Bosch«, sagte Weiss, »ich war gerade bei meinem Klienten, und er hat mich gebeten, etwas von der Anhörung für ihn herauszufinden. Er sagte, er wolle eine Antwort, bevor er sein Recht auf Einspruch nicht wahrnimmt. Ich weiß nicht, worum es geht, aber ich hoffe, daß Sie keinen Kontakt mit meinem Klienten aufgenommen haben.«
    Bosch setzte eine besorgte und verwirrte Miene auf.
    »Was will er wissen?«
    »Er will nur wissen, ob gestern abend alles geklappt hat – was immer das heißen soll. Ich würde gern wissen, was hier vorgeht.«
    »Sagen Sie ihm, es ist alles okay.«
    »Was ist okay, Detective?«
    »Überbringen Sie nur die Nachricht. Falls Ihr Klient es Ihnen mitteilen will, kann er es Ihnen sagen.«
    Weiss schlich sich zum Zellentrakt davon.
    Bosch schaute auf die Uhr. Es war fünf vor neun, und er schätzte, daß der Richter nicht vor Punkt neun Uhr im Saal erscheinen würde. Kein Richter hatte je so etwas getan. Er griff in seiner Tasche nach den Zigaretten.
    »Ich gehe nach draußen rauchen«, sagte er zu Edgar.
    Bosch nahm den Aufzug nach unten und ging zum Vorderausgang des Gerichts. Es war sehr warm draußen. Wahrscheinlich würde es wieder bullenheiß. In Las Vegas war das im September so gut wie garantiert. Er war froh, daß sie bald fahren würden. Aber er wußte, daß die Fahrt durch die Wüste sehr

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