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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mich da rausgeholt hast, habe ich darüber nachgedacht.«
    Sie hielt einen Finger hoch.
    »Fangen wir mit dem an, was ich gehört habe. Nehmen wir an, es waren Joey Marks und sein Anwalt, und nehmen wir an, sie sagten die Wahrheit und spielten mir nicht was vor. Das bedeutet, sie haben Tony Aliso nicht umgebracht. Okay?«
    »Okay.«
    »Betrachten wir es aus ihrer Perspektive. Sie hatten nichts damit zu tun, aber einer ihrer wichtigsten Leute wird verhaftet. Und laut ihrer Quelle bei der Polizei ist der Fall gelöst. Spiel, Satz und Match. Die Cops haben die Fingerabdrücke und die Tatwaffe, die in Goshens Badezimmer gefunden wurde. Joey Marks muß glauben, daß es ein Komplott der Polizei ist oder daß Goshen den Mord aus eigenem Antrieb und aus unbekannten Gründen begangen hat. So oder so, was wird wohl seine unmittelbare Sorge sein?«
    »Schadensbegrenzung.«
    »Richtig. Er muß herausfinden, was mit Goshen los ist und wie groß der Schaden ist. Aber das geht nicht, weil Goshen in Haft ist und den Anwalt gewechselt hat. Torrino hat keinen Zutritt. Also denken sich Joey und Torrino einen Test aus, um zu sehen, ob Goshen sich seinen eigenen Anwalt genommen hat, weil er singen will.«
    »Um einen Deal zu machen.«
    »Genau. Nehmen wir an, daß sie von ihrer Quelle bei der Polizei wissen, daß der leitende Ermittler in dem Fall eine Beziehung mit einer Person hat, die sie kennen und in der Hand haben. Mich.«
    »Also bringen sie dich zu dem gesicherten Haus und warten. Weil sie wissen, wenn ich herausfinde, wo das Haus ist, und dort auftauche, um dich rauszuholen, oder wenn ich die Polizei verständige und sage, ich weiß wo du bist, kann ich es nur von Goshen erfahren haben. Und das bedeutet, daß er redet. Das war der Test, von dem Quillen sprach. Wenn ich nicht aufkreuze, ist alles okay. Es würde bedeuten, daß Goshen dicht hält. Falls ich aufkreuze, wissen Sie, daß sie so schnell wie möglich Goshen im Untersuchungsgefängnis liquidieren müssen.«
    »Richtig. Bevor er noch mehr erzählen kann. So stell ich es mir auch vor.«
    »Das würde bedeuten, daß Aliso nicht von der Mafia umgebracht wurde – wenigstens nicht von Marks und seinen Leuten – und sie keine Ahnung hatten, daß Goshen beim FBI war.«
    Sie nickte. Dieser Durchbruch in diesem undurchsichtigen und verwirrenden Fall gab Bosch neue Energie.
    »Es war keine Musiktruhe«, sagte er.
    »Was?«
    »Die ganze Las-Vegas-Connection, Joey Marks und all das war nur ein Ablenkungsmanöver. Wir sind total auf dem Holzweg. Das ganze muß von jemand arrangiert worden sein, der Tony sehr nahe stand. Nahe genug, um von seiner Geldwäsche Kenntnis zu haben und um zu wissen, wie man es als Mafia-Mord inszenieren und Goshen in die Schuhe schieben könnte.«
    Sie nickte.
    »Und deshalb mußte ich dir alles erzählen. Auch wenn es bedeutet, daß wir …«
    Bosch schaute sie an. Sie brach ab. Er beendete den Satz nicht für sie, statt dessen zog er eine Zigarette heraus und steckte sie zwischen die Lippen, zündete sie aber nicht an. Er beugte sich über den Tisch, nahm ihren Teller und seinen eigenen. Als er von der Bank aufstand, sagt er: »Ich habe auch keinen Nachtisch.«
    »Das ist okay.«
    Er brachte die Teller in die Küche, spülte sie ab und stellte sie in die Geschirrspülmaschine. Er hatte sie noch nicht benutzt und beugte sich eine Weile über das neue Gerät, um zu sehen, wie man es bediente. Nachdem er es angestellt hatte, spülte er den Topf und die Pfanne im Spülbecken. Die einfache Arbeit entspannte ihn. Eleanor kam mit ihrem Weinglas in die Küche und beobachtete ihn eine Weile, bevor sie sprach.
    »Es tut mir leid, Harry.«
    »Es ist okay. Du warst in einer miserablen Lage und hast getan, was du tun mußtest, Eleanor. Das kann man dir nicht vorwerfen. Ich hätte wahrscheinlich das Gleiche getan.«
    Es vergingen ein paar Augenblicke, bis sie wieder sprach.
    »Willst du, daß ich gehe?«
    Bosch drehte das Wasser ab und schaute nach unten, konnte sein dunkles Spiegelbild im makellosen Metall des Spülbeckens erkennen.
    »Nein«, sagte er. »Nein, ich glaube nicht.«

    Bosch betrat das Revier am Freitag morgen um sieben Uhr mit einer Schachtel Doughnuts vom Fairfax Farmers Market. Er war der erste. Er öffnete die Schachtel und stellte sie neben die Kaffeemaschine am Schalter. Er nahm sich einen Doughnut heraus und legte ihn auf eine Serviette an seinen Platz am Mord-Tisch. Dann ging er ins Wachbüro, um sich Kaffee zu holen. Er war dort viel besser,

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