Das Comeback
als aus der Maschine in der Fahndungsabteilung.
Nachdem er seinen Kaffee hatte, nahm er seinen Doughnut und setzte sich an den Tisch hinter dem Eingangsschalter der Fahndungsabteilung. Seine Einteilung zum Schalterdienst bedeutete, daß er sich um den Publikumsverkehr kümmern mußte. Außerdem mußte er die Tagesberichte sortieren und verteilen. Um Anrufe brauchte er sich nicht zu kümmern. Das wurde von einem freiwilligen Helfer, einem alten Mann aus der Nachbarschaft, erledigt.
Bosch befand sich fünfzehn Minuten allein im Büro, bevor die ersten Detectives nach und nach eintrödelten. Sechsmal wurde er von einem Ankömmling gefragt, warum er Schalterdienst hatte und jedesmal antwortete er, daß es zu kompliziert sei und daß es ohnehin bald allseits bekannt sein werde. Nichts blieb auf einem Polizeirevier lange geheim.
Um halb neun kam der Lieutenant von der Frühschicht und gab die Berichte ab, bevor er nach Hause ging. Er lächelte, als er Bosch sah. Er hieß Klein, und Bosch kannte ihn seit ein paar Jahren oberflächlich.
»Wen haben Sie diesmal zusammengeschlagen, Bosch?« flachste er.
Es war schon immer so, daß der Detective hinterm Schalter entweder dort saß, weil er an der Reihe oder weil er Gegenstand von internen Ermittlungen war und zu einem Schreibtischjob eingeteilt wurde. Meisten war es letzteres. Aber Kleins Witz war ein Zeichen, daß er noch nicht gehört hatte, daß Bosch wirklich ein Dienstverfahren am Hals hatte. Bosch parierte die Frage mit einem Lächeln, antwortete jedoch nicht. Er nahm den fünf Zentimeter dicken Stapel Berichte an sich und salutierte ironisch.
Der Stapel enthielt fast alle Verbrechensmeldungen, die in den letzten vierundzwanzig Stunden von Streifenpolizisten im Hollywood-Revier verfaßt worden waren. Später am Morgen würde es noch eine kleinere Lieferung von Nachzüglern geben, aber der Stapel stellte im Großen und Ganzen die Arbeit für den Tag der Fahndungsabteilung dar.
Er beugte sich über den Papierstoß und ignorierte die Gespräche um sich herum. Nach einer halben Stunde hatte er die Berichte nach Verbrechen sortiert. Danach mußte er sie mit geschultem Auge überfliegen und nach möglichen Verbindungen zwischen Raubüberfällen, Einbrüchen, Körperverletzungen, etc. suchen. Schließlich würde er die einzelnen Papierstöße bei den verschiedenen Tischen abliefern, die für die einzelnen Verbrechenskategorien zuständig waren.
Als er von seiner Arbeit aufschaute, sah er Lieutenant Billets in ihrem Büro am Telefon. Er hatte nicht bemerkt, daß sie hereingekommen war. Teil seiner Aufgabe war es, sie jeden Morgen über die eingegangenen Berichte zu informieren. Ob es wichtige oder ungewöhnliche Verbrechen gab oder sonst etwas, worüber sie als Commander der Fahndungsabteilung im Bilde sein sollte.
Er vertiefte sich wieder in seine Arbeit und ging als erstes die Autodiebstahlberichte durch. In den letzten vierundzwanzig Stunden waren dreiunddreißig Autos in Hollywood als gestohlen gemeldet worden. Bosch wußte, daß das unter dem Durchschnitt lag. Nachdem er die Zusammenfassungen der Berichte gelesen, nach Gemeinsamkeiten gesucht und nichts gefunden hatte, brachte er die Berichte zu dem leitenden Detective des Autodiebstahl-Tisches. Als er zum Eingangsschalter zurückging, sah er, daß Edgar und Rider am Mord-Tisch standen und Sachen in einen Karton packten. Er trat hinzu und stellte fest, daß sie das Mordbuch und die zusätzlichen Akten sowie die Beutel mit Beweismitteln im Aliso-Fall einpackten. Es wurde alles an die Bundesbehörden geschickt.
»Morgen, Leute«, sagte Bosch. Er war unsicher, wie er anfangen sollte.
»Harry«, sagte Edgar.
»Wie geht’s, Harry?« sagte Rider. Ihre Stimme klang besorgt.
»Ich versuche, nicht den Mut zu verlieren … Hm, ich wollte – ich wollte nur sagen, daß es mir leid tut, daß ihr mit in die Sache hineingezogen wurdet. Aber ihr solltet wissen, daß ich nie und nimmer …«
»Nicht nötig, Harry«, sagte Edgar. »Uns brauchst du nichts zu versichern. Die ganze Sache stinkt zum Himmel. In all meinen Jahren bei der Polizei habe ich keinen ehrlicheren Polizisten als dich getroffen. Alles andere ist totaler Quatsch.«
Bosch nickte, gerührt von Edgars Worten. Er erwartete nicht die gleichen Gefühle von Rider, weil es erst ihr erster Fall zusammen war. Aber sie sprach trotzdem.
»Ich habe noch nicht lange mit dir gearbeitet, Harry. Aber soweit ich dich kenne, stimme ich Jerry zu. Paß auf, es wird sich alles
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