Das Comeback
Reisen rekonstruieren. Dann weißt du, warum sie im Haus allein war.«
Bosch hob seine Gabel. Er hatte noch keinen Bissen gegessen. Seine Gedanken beschäftigten sich zu sehr mit dem Fall und den notwendigen Ermittlungsschritten.
»Außerdem müssen wir soviel wie möglich von der Akte zurückbekommen. Im Moment haben wir nur das Mordbuch. Ich muß zum Parker Center zu meinem Kaffeeklatsch mit IE. Ich werde bei der Gerichtsmedizin vorbeifahren und eine Kopie des Autopsieberichts besorgen. Das FBI hat ihn schon. Außerdem werde ich mit Donovan von der Spurensicherung sprechen. Mal sehen, ob er irgend etwas über die Sachen, die im Auto waren, herausgefunden hat. Er hat auch die Schuhabdrücke. Ich laß mir Kopien geben. Hoffentlich war das FBI noch nicht da und hat alles mitgenommen. Habe ich was vergessen?«
Die beiden schüttelten den Kopf.
»Also, ihr seht, was ihr herausfinden könnt, und wir stecken nach der Arbeit wieder unsere Köpfe zusammen?«
Sie nickten.
»Cat and Fiddle, um sechs herum?«
Sie nickten wieder. Sie waren zu sehr mit dem Essen beschäftigt, um zu reden. Bosch nahm den ersten Bissen, die Pastete wurde schon kalt. Er schloß sich ihrem Schweigen an und dachte über den Fall nach.
»Es steckt im Detail«, sagte er nach ein paar Momenten.
»Was?« fragte Rider.
»Die Lösung. Bei so einem Fall, steckt die Antwort immer in den Details. Paßt auf, wenn wir den Fall lösen, stellen wir fest, daß die Antwort die ganze Zeit in den Akten gestanden hat. So ist es immer.«
Die Vernehmung durch Chastain von der Abteilung für interne Ermittlungen begann, wie Bosch erwartet hatte. Er saß mit Zane, seinem Rechtsbeistand, an einem grauen Metalltisch in einem der IE-Vernehmungszimmer. Ein alter Sony-Kassettenrecorder lief und alles, was im Raum gesagt wurde, wurde aufgezeichnet. Chastain wandte eine gebräuchliche Vernehmungstaktik an. Er legte Bosch auf eine bestimmte Geschichte fest, indem er sich so viel wie möglich detailliert erzählen und erklären ließ. Chastain würde mit seinen Ermittlungen erst beginnen, wenn er alles auf Band hatte. Dann würde er sich auf Unstimmigkeiten konzentrieren. Er mußte Bosch nur bei einer einzigen Lüge ertappen, um ihn vor den Personalausschuß zu bringen. Je nach Ausmaß und Relevanz der Lüge konnte er Strafen beantragen, die von Suspension bis Entlassung reichten.
In monotonem und mühseligem Tonfall las Chastain vorbereitete Fragen von einem Block ab, und Bosch beantwortete sie langsam und vorsichtig, mit so wenig Worten wie möglich. Es war ein Spiel. Bosch spielte es nicht zum ersten Mal. In den fünfzehn Minuten, die sie vor der Vernehmung hatten, hatte Zane Bosch erklärt, wie es ablaufen würde und wie sie sich verhalten sollten. Wie ein guter Verteidiger fragte er Bosch nie direkt, ob er die Waffe versteckt hatte. Das war ihm egal. Für Zane war IE der Feind, ein Haufen Arschlöcher, denen es nur darum ging, andere Cops zur Strecke zu bringen. Zane gehörte zur alten Schule; er glaubte, daß alle Polizisten im Kern gut waren und wenn sie manchmal während ihres Diensts vom rechten Weg abkamen, sollten sie nicht von ihren eigenen Kollegen gejagt werden.
Eine halbe Stunde lief alles routinemäßig ab. Aber dann startete Chastain einen Angriff aus einer unerwarteten Ecke.
»Detective Bosch, kennen Sie eine Frau namens Eleanor Wish?«
Zane hielt seine Hand vor Bosch, um ihn am Reden zu hindern.
»Was soll der Scheiß, Chastain?«
»Mit wem haben Sie gesprochen, Chastain?« fragte Bosch.
»Warte, Harry«, sagte Zane. »Sag nichts. Worauf wollen Sie hinaus, Chastain?«
»Das geht aus den Anordnungen des Chiefs hervor. Ich untersuche Boschs Verhalten während der Ermittlungen. Zu diesem Zeitpunkt haben Sie kein Recht zu erfahren, mit wem ich gesprochen oder woher ich meine Informationen bekommen habe.«
»Hier soll es darum gehen, daß er angeblich die Waffe versteckt hat. Wir sind hier, um darüber Fragen zu beantworten.«
»Wollen Sie den Befehl des Chiefs noch mal lesen? Es ist ziemlich klar.«
Zane schaute ihn einen Moment an.
»Geben Sie uns fünf Minuten, damit wir darüber sprechen können. Warum lassen Sie sich nicht in der Zeit Ihre Krallen wieder nachfeilen.«
Chastain stand auf, um den Kassettenrecorder abzustellen. An der Tür drehte er sich zu ihnen um und lächelte.
»Diesmal hab ich Sie beide geschlagen. Bosch, Sie werden Ihren Kopf nicht aus der Schlinge ziehen können. Und Sie, Zane, werden feststellen, daß man nicht
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