Das Comeback
Hühnerpasteten«, sagte Bosch.
»Etwas zu trinken?« fragte der Kellner.
Ach, zum Teufel, dachte Bosch.
»Ja, ich möchte einen Martini, mit drei Oliven. Und den Herrschaften können Sie noch Eistee bringen. Das war’s.«
Der Kellner nickte und schlich langsam davon, ohne etwas auf seinen Block geschrieben zu haben.
»Gestern abend«, fuhr Bosch fort, »erfuhr ich von einer Quelle, daß Joey Marks nicht wußte, daß der angebliche Luke Goshen ein Maulwurf war. Als wir Goshen verhafteten, führte Joey sogar einen Plan durch, um festzustellen, ob Goshen dicht halten oder aussagen würde – um entscheiden zu können, ob er Goshen im Untersuchungsgefängnis umbringen lassen sollte.«
Er wartete einen Moment, damit sie darüber nachdenken konnten.
»Im Licht dieser neuen Information stimmt die zweite Theorie vorne und hinten nicht mehr.«
»Wer ist die Quelle?« fragte Edgar.
»Ich kann es euch nicht sagen. Aber ihr könnt euch drauf verlassen, es ist die Wahrheit.«
Er sah, wie sie vor sich auf den Tisch starrten. Sie vertrauten ihm, aber sie wußten auch, daß Informanten sehr oft die ausgekochtesten Lügner waren. Es war eine schwierige Entscheidung, die weiteren Ermittlungen auf die Aussage eines Informanten zu basieren.
»Okay«, sagte Bosch. »Die Quelle ist Eleanor Wish. Jerry, hast du Kiz die ganze Geschichte erzählt?«
Edgar zögerte, dann nickte er.
»Okay, dann wißt ihr, wer es ist. Sie hat es mitgehört, während sie von ihnen in dem Haus festgehalten wurde. Bevor wir sie rausholten, waren Joey und Torrino, sein Anwalt, dort. Sie hörte ein Gespräch und bekam mit, daß sie nicht wußten, wer Goshen war. Die ganze Entführung war ein Test. Ich konnte von dem Haus nur von Goshen erfahren. Das war der Test. Sie wollten sehen, ob er kooperierte oder nicht.«
Sie saßen schweigend ein paar Minuten da, während Edgar und Rider die Neuigkeit verdauten.
»Okay«, sagte Rider schließlich. »Ich verstehe, was du meinst. Aber falls Vegas ein Riesenholzweg war, wie ist dann die Waffe in das Haus des FBI-Agenten gekommen?«
»Das müssen wir herausfinden. Vielleicht war es jemand, der nichts mit Tonys Mafia-Beziehungen zu tun hatte, aber ihm nahe genug stand, um von der Geldwäsche zu wissen und den Grund für seine Vegas-Reisen zu kennen. Jemand, der persönlich davon wußte oder ihm nach Vegas folgte und beobachtete, wie er bei Goshen das Geld abholte und alles andere. Diese Person wußte, daß Tony Freitagabend mit einer Aktentasche voll Geld zurückkommen würde, und konnte die ganze Sache so inszenieren, daß Goshen dafür verhaftet würde.«
»Sie mußten nur in Goshens Haus, um die Waffe zu verstecken«, sagte Edgar.
»Richtig. Und in das Haus zu kommen, ist kein Problem. Es ist mitten in der Wüste. Und er arbeitet bis früh in den Morgen im Club. Jeder hätte ins Haus eindringen, die Waffe verstecken und wieder verschwinden können. Die Frage ist, wer war’s?«
»Du denkst entweder an die Frau oder an seine Freundin«, sagte Edgar.
Bosch nickte.
»Also, auf wen konzentrieren wir uns. Wir können uns nicht beide vornehmen.«
»Ist auch nicht nötig«, sagte Bosch. »Ich denke, es ist offensichtlich.«
»Wer?« fragte Edgar. »Die Freundin?«
Bosch schaute Rider an und gab ihr die Gelegenheit zu antworten. Sie verstand seinen Blick und zog ihre Augen zusammen. Dann begann sie.
»Es – es kann nicht die Freundin sein, weil – weil sie Tony früh am Sonntagmorgen angerufen und eine Nachricht hinterlassen hat. Warum sollte sie den Typen anrufen, wenn sie weiß, daß er tot ist?«
Bosch nickte. Sie war gut.
»Könnte Teil ihres Plans gewesen sein«, sagte Edgar. »Ein weiteres Ablenkungsmanöver.«
»Könnte, aber ich bezweifle es«, sagte Bosch, »Außerdem wissen wir, daß sie Freitag nacht arbeitete. Es wäre schwierig für sie gewesen, herzukommen und Tony umzulegen.«
»Also, dann ist es die Frau«, sagte Edgar. »Veronica.«
»Genau«, sagte Bosch. »Ich glaube, sie hat uns angelogen, als sie tat, als wüßte sie nichts von den Geschäften ihres Mannes. Sie wußte wahrscheinlich alles. Das Ganze war ihr Plan. Sie schrieb die Briefe ans Finanzamt und an OK. Sie wollte Tony in Schwierigkeiten bringen, damit der Mordverdacht auf die Mafia fiel. Sie inszenierte es à la Musiktruhe. Die Waffe bei Goshen zu verstecken, war nur das Tüpfelchen auf dem ›i‹. Wenn wir sie fanden, okay. Wenn nicht, würden wir in Las Vegas herumschnüffeln, bis wir den Fall zu den Akten legen
Weitere Kostenlose Bücher