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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Marks glaubte, daß jeder von ihm Geld stahl. Er traute niemandem. Jedesmal, wenn ich ein Mikrophon versteckt trug, schwitzte ich Blut. Weil du nie wußtest, wann er dir mit der Hand unters Hemd fassen würde. Ich war schon mehr als ein Jahr bei ihm, und er tat es immer noch ab und zu. Ich mußte das Gerät unter der Achselhöhle tragen, Mann. Du kannst ja mal versuchen, Isolierband aus der Achselhöhle zu entfernen. Es tut verdammt weh.«
    »Was dachte Joey von Tony?«
    »Ich wollte es dir gerade erzählen … Natürlich glaubte Joey, daß sich Tony mehr als seinen Anteil abzweigte. Er verdächtigte mich auch. Du mußt verstehen, in einem gewissen Rahmen ist es in Ordnung. Joey wußte, daß jeder gern etwas mehr Geld in der Tasche hatte. Aber er glaubte auch, daß Tony den Bogen überspannte. Er hat mir nie gesagt, was er dachte, aber ich weiß, daß er ihn ein paarmal in L. A. beschatten ließ. Außerdem hatte er jemanden in Tonys Bank in Beverly Hills. Joey bekam die monatlichen Kontoauszüge.«
    »Ja?«
    »Ja. Er hätte gewußt, falls es Überweisungen gegeben hätte, die das übliche Maß überschritten.«
    Bosch dachte einen Moment nach, aber ihm fiel keine weitere Frage mehr ein.
    »Warum willst du das wissen, Bosch?«
    »Ach, ich versuche etwas herauszufinden. Powers hat gesagt, die Frau habe ihm erzählt, Tony habe ein paar Millionen beiseite geschafft. Es sei irgendwo versteckt.«
    Lindell pfiff ins Telefon.
    »Das ist ’ne ganze Menge. Falls Joey das gemerkt hätte, hätte er Tony sofort liquidiert. Das ist mehr als erlaubt.«
    »Nun, ich glaube, er hat es über die Jahre angesammelt. Vielleicht in kleinen Beträgen. Außerdem hat er Geld für einige von Joeys Freunden in Chicago und Arizona gewaschen, nicht wahr? Er könnte sie auch betrogen haben.«
    »Alles ist möglich, Bosch. Hör zu, sag mir Bescheid, wie es ausgeht. Ich muß jetzt nach Burbank zum Flughafen.«
    »Noch eine Frage.«
    »Bosch, ich muß jetzt los!«
    »Hast du je in Vegas von jemandem namens John Galvin gehört?«
    Galvin hieß der letzte Besucher von Veronica Aliso an dem Abend, an dem sie verschwand. Lindell antwortete erst nach einer kurzen Pause und sagte, er kenne den Namen nicht. Was Bosch jedoch registrierte, war das kurze Zögern.
    »Bist du sicher?«
    »Ich hab nie von dem Typ gehört, okay? Ich muß los.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, öffnete Bosch seine Aktentasche und holte sein Notizbuch heraus, um aufzuschreiben, was Lindell gesagt hatte. Eleanor kam mit Besteck und Servietten aus der Küche.
    »Wer war es?«
    »Lindell.«
    »Wer?«
    »Der Agent, der unter dem Namen Luke Goshen arbeitete.«
    »Was wollte er?«
    »Ich nehme an, er wollte sich entschuldigen.«
    »Das ist ungewöhnlich. Normalerweise entschuldigt sich das FBI nie.«
    »Es war kein offizieller Anruf.«
    »Ach so, es war eine von diesen Männerkameradschaftskisten.«
    Bosch lächelte, weil sie recht hatte.
    »Was ist das?« fragte sie, als sie den Tisch gedeckt hatte, und holte das Video von Opfer der Begierde aus seiner Aktentasche. »Ach, das war einer von Alisos Filmen?«
    »Ja, Teil seines Hollywood-Oeuvres. Es ist einer der Filme, in denen Veronica auftritt. Ich sollte ihn Kiz zurückgeben.«
    »Hast du ihn schon gesehen?«
    Bosch nickte.
    »Ich würde ihn mir gern ansehen. Hat er dir gefallen?«
    »Er ist ziemlich mies, aber wir können ihn uns heute abend ansehen, wenn du willst.«
    »Macht es dir nichts aus?«
    »Nein.«
    Während des Abendessens erzählte ihr Bosch detailliert über die neuesten Entwicklungen im Fall. Eleanor stellte wenige Fragen, und schließlich genossen sie still das Essen. Die Linguini à la Bolognese, die Eleanor gemacht hatte, schmeckten fantastisch, und Bosch brach das Schweigen, um es ihr zu sagen. Sie hatte eine Flasche Rotwein geöffnet, die ebenfalls gut schmeckte. Er sagte ihr das auch.
    Hinterher ließen sie das Geschirr im Spülbecken und gingen ins Wohnzimmer, um sich den Film anzusehen. Bosch legte den Arm hinten auf die Couch und berührte mit seiner Hand leicht ihren Hals. Er fand es langweilig, den Film noch­mal zu sehen, und seine Gedanken beschäftigten sich mit den Ereignissen des Tages. Am längsten dachte er über das Geld nach. Er fragte sich, ob Veronica es schon in ihrem Besitz hatte oder ob es an einem Ort war, wo sie es holen mußte. Es konnte keine Bank in L. A. sein. Sie hatten schon die Konten der hiesigen Banken überprüft.
    Damit blieb Las Vegas übrig. Tony Alisos Reiseunterlagen zeigten, daß

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