Das Comeback
es den Deputy Chief provozieren würde.
Aber nachdem Rider die Tür geschlossen hatte, begann Irving über etwas anderes zu sprechen.
»Detective, ich wollte Ihnen mitteilen, daß ich schon mit dem FBI gesprochen habe und wir die Sache abgehakt haben.«
»Wie?«
»Ich habe ihnen gesagt, daß es nach den heutigen Entwicklungen klar – besser gesagt ›kristallklar‹ – ist, daß Sie nichts mit dem Verstecken der Waffe zu tun hatten. Es war Powers. Daher beenden wir diesen Aspekt unserer internen Ermittlungen über Ihr Verhalten.«
»Gut, Chief. Danke.«
Bosch dachte, daß das alles sei, und ging zur Tür.
»Detective, es gibt noch eine andere Sache.«
Bosch drehte sich zu ihm um.
»Ich habe mit dem Police Chief gesprochen, und es gibt noch eine Sache, die ihm mißfällt.«
»Und was ist das?«
»Detective Chastain hat bei seinen Ermittlungen aus zweiter Hand die Information erhalten, daß Sie Umgang mit einer verurteilten Verbrecherin haben. Das bereitet mir ebenfalls Sorge. Ich würde gern von Ihnen die Versicherung erhalten, daß Sie die Beziehungen abbrechen, damit ich dies dem Chief mitteilen kann.«
Bosch schwieg einen Moment.
»Das kann ich nicht.«
Irving schaute auf den Boden. Die Muskeln an seinem Unterkiefer spannten sich wieder.
»Sie enttäuschen mich, Detective Bosch«, sagte er endlich. »Das LAPD hat viel für sie getan. Ich auch. Ich habe Ihnen mehrmals bei Schwierigkeiten zur Seite gestanden. Sie sind ein schwieriger Typ, aber Sie haben Fähigkeiten, die die Polizei und die Stadt brauchen. Wahrscheinlich nehmen wir deshalb vieles in Kauf. Wollen Sie sich allen guten Willen verscherzen?«
»Nicht unbedingt.«
»Dann folgen Sie meinem Rat und tun, was richtig ist. Sie wissen, was ich meine. Das ist alles, was ich Ihnen sagen wollte.«
»Ja, Sir.«
»Das ist alles.«
Als Bosch zu Hause ankam, sah er einen verstaubten Ford Escort mit Nevada-Kennzeichen am Straßenrand geparkt. Drinnen saß Eleanor am Tisch im kleinen Eßzimmer und kreuzte mit einem schwarzen Filzstift Kleinanzeigen in der Sonntagsausgabe der Times an. Auf einem Aschenbecher neben der Zeitung lag eine brennende Zigarette. Bosch betrachtete die Szene, und sein Herz machte einen Freudensprung. Wenn sie einen Job suchte, würde sie hier in L. A. und bei ihm bleiben. Das Ganze wurde von dem Duft gekrönt, der das Haus erfüllte. Es roch wie in einem italienischen Restaurant – nach Knoblauch.
Er ging um den Tisch herum, legte seine Hand auf ihre Schulter und gab ihr einen zaghaften Kuß auf die Wange. Sie tätschelte seine Hand. Als er sich aufrichtete, sah er, daß sie nicht die Stellenanzeigen ansah, sondern Anzeigen für möblierte Wohnungen in Santa Monica.
»Was kochst du?«
»Meine Tomatensoße. Erinnerst du dich?«
Er nickte, aber er erinnerte sich nicht daran. Seine Erinnerungen an jene Tage vor fünf Jahren konzentrierten sich auf ihr intimes Beisammensein, auf die Momente danach.
»Wie war Las Vegas?« fragte er, nur um etwas zu sagen.
»Wie immer. Ein Ort, den man nie vermißt. Es würde mir nichts ausmachen, nie zurückzukehren.«
»Suchst du dir hier eine Wohnung?«
»Ich hab gedacht, ich fang mal an.«
Sie hatte schon früher in Santa Monica gewohnt. Bosch erinnerte sich an ihr Apartment mit dem Balkon vorm Schlafzimmer. Man konnte das Meer riechen, und wenn man sich übers Geländer beugte, sah man unten den Ocean Park Boulevard. Er wußte, daß sie sich so eine Wohnung jetzt nicht leisten konnte. Wahrscheinlich suchte sie nach Apartments östlich des Lincoln Boulevards.
»Weißt du, es eilt nicht«, sagte er. »Du kannst hier bleiben. Schöne Aussicht, etwas abgelegen. Warum … ich weiß nicht … laß dir Zeit.«
Sie sah zu ihm auf, entschied sich aber nicht zu sagen, was ihr auf der Zunge lag.
»Willst du ein Bier?« fragte sie statt dessen. »Ich hab mehr gekauft. Es ist im Kühlschrank.«
Er nickte und ließ das Thema für den Moment fallen. Er ging in die Küche und sah einen Kocher auf der Abstellfläche. Er fragte sich, ob sie ihn gekauft oder aus Las Vegas mitgebracht hatte. Als er den Kühlschrank öffnete, lächelte er. Sie wußte, was ihm schmeckte. Sie hatte Henry Weinhard’s gekauft. Er nahm sich zwei Flaschen und brachte sie ins Eßzimmer. Nachdem er ihre Flasche geöffnet und ihr gegeben hatte, öffnete er seine. Sie begannen gleichzeitig zu sprechen.
»Entschuldigung, sprich du«, sagte sie.
»Nein, du?«
»Bist du sicher?«
»Ja, was?«
»Ich wollte dich fragen, wie
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