Das Comeback
er in den letzten zehn Monaten nur in Los Angeles und Las Vegas gewesen war. Falls er ein Konto für die abgezweigten Gelder hatte, mußte er Zugang dazu gehabt haben. Wenn das Geld nicht hier war, mußte es dort sein. Und da Veronica das Haus erst heute verlassen hatte, hatte sie anscheinend das Geld noch nicht.
Das Telefon klingelte und unterbrach seine Überlegungen. Bosch stand auf und ging zum Apparat in der Küche, um Eleanor nicht beim Film zu stören. Es war Hank Meyer, der vom Mirage anrief, aber er hörte sich nicht wie Hank Meyer an, sondern wie ein verängstigter Junge.
»Detective Bosch, kann ich Ihnen vertrauen?«
»Natürlich, Hank. Was ist los?«
»Etwas ist passiert. Ich meine, es gibt eine neue Entwicklung. Hm … Durch Sie weiß ich etwas, was ich besser nicht wissen sollte. Ich wünschte, die ganze Angelegenheit … Ich weiß nicht, was ich …«
»Stopp, stopp, Hank. Beruhigen Sie sich erstmal und erzählen Sie mir dann, was los ist. Dann können wir das Problem angehen. Egal was es ist, wir werden es beheben.«
»Ich bin im Büro. Sie haben mich zu Hause angerufen, weil ich im Computer den Wettschein des Opfers speziell gekennzeichnet habe.«
»Richtig.«
»Jemand hat ihn heute abend eingelöst.«
»Okay, jemand hat ihn eingelöst. Wer war es?«
»Nun, hm … ich habe im Computer eingegeben, daß die Sozialversicherungsnummer und der Führerschein vorzulegen seien – für die Benachrichtigung des Finanzamts. Obwohl der Gewinn nur viertausend Dollar war, habe ich das verlangt.«
»Okay, wer hat ihn eingelöst?«
»Ein Mann namens John Galvin, mit einer örtlichen Adresse.«
Bosch beugte sich über die Arbeitsfläche und preßte den Hörer ans Ohr.
»Wann war das?« fragte er.
»Um halb neun heute abend. Vor weniger als zwei Stunden.«
»Ich versteh Sie nicht, Hank. Warum sind Sie so bestürzt?«
»Auf dem Computer hinterließ ich die Anweisung, mich zu verständigen, sobald der Wettschein eingelöst würde. Ich wurde angerufen und fuhr zum Hotel. Dort ließ ich mir die Information geben, wer den Wettschein eingelöst hatte, damit ich es Ihnen sofort mitteilen könnte. Danach bin ich in den Videoraum. Ich wollte mir diesen John Galvin ansehen … sehen, ob wir ein gutes Bild von ihm haben.«
Er brach ab. Die Geschichte aus ihm herauszukriegen, war schwieriger als Zähneziehen.
»Und?« sagte Bosch. »Wer war’s, Hank?«
»Wir haben ein gutes Bild. Es stellte sich heraus, ich kannte John Galvin, aber nicht als John Galvin. Hm … Wie Sie wissen, gehört es zu meinen Aufgaben, Beziehungen und Kooperation mit der Polizei zu koordinieren und ihr zu helfen, wann immer es …«
»Ja, Hank, das weiß ich. Wer war es?«
»Ich schaute mir das Video an. Die Bildqualität war gut. John Galvin ist ein Mann, den ich kenne. Er ist Captain bei der Polizei. Sein Name ist …«
»John Felton.«
»Wie …«
»Weil ich ihn auch kenne. Hören Sie zu, Hank. Sie haben mir nichts erzählt. Wir haben nie darüber gesprochen. So ist es am besten und am sichersten für Sie. Verstehen Sie mich?«
»Ja, aber – aber was wird passieren?«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde mich darum kümmern und niemand bei der Polizei in Las Vegas wird davon erfahren. Okay?«
»Ich denke ja. Ich …«
»Hank, ich muß Schluß machen. Vielen Dank, Sie haben bei mir was gut.«
Bosch legte auf und ließ sich die Nummer von Southwest Airlines am Burbank-Flughafen geben. Er wußte, daß Southwest und America West die meisten Flüge nach Las Vegas anboten und beide im gleichen Terminal waren. Er rief Southwest an und ließ Roy Lindell ausrufen. Während er wartete, schaute er auf seine Uhr. Es war mehr als eine Stunde, seit er mit Lindell gesprochen hatte. Aber er bezweifelte, daß Lindell wirklich so in Eile gewesen war, wie er am Telefon vorgegeben hatte. Wahrscheinlich wollte er nur das Gespräch beenden.
Eine Stimme meldete sich und fragte, mit wem er sprechen wollte. Bosch wiederholte Lindells Namen und ihm wurde gesagt, er solle am Apparat bleiben. Nach zweimaligem Knacken in der Leitung meldete sich Lindell.
»Ja, hier Roy. Wer ist da?«
»Du verdammter Hurensohn.«
»Wer ist da?«
»John Galvin ist John Felton, und du wußtest es die ganze Zeit.«
»Bosch? Bosch, was willst du?«
»Felton ist Joeys Mann bei der Polizei. Du wußtest das in deiner Rolle. Wenn Felton Jobs für Marks erledigt, benutzt er den Namen John Galvin. Das wußtest du auch.«
»Bosch, ich kann nicht darüber reden. Es
Weitere Kostenlose Bücher