Das Comeback
wiedererkannte, aus einem Auto an der Südwesteinfahrt ausstieg und über den Parkplatz ging. Morris und Baker gingen drei Meter aneinander vorbei, ohne sich anzusehen oder zu der Limousine hinüberzuschauen, die noch immer mit laufendem Motor vor der Bank stand.
Die nächsten fünf Minuten schienen eine Stunde zu dauern. Es war heiß, aber Bosch schwitzte, weil das Warten ihn auf die Folter spannte und er sich ständig fragte, was drinnen vorging. Seit Baker in der Bank war, hatte es nur einen Funkspruch gegeben. Er hatte geflüstert, daß die Personen jetzt im Tresorraum für die Schließfächer seien.
»Okay, Conlon, geh«, befahl Lindell, nachdem die fünf Minuten vergangen waren.
Kurz darauf sah Bosch, wie Conlon vom Bagel-Laden an der Gebäudefront vorbei und in die Bank ging.
Und dann passierte in den nächsten quälenden fünfzehn Minuten nichts. Schließlich sprach Lindell, um das Schweigen zu brechen.
»Wie geht’s da draußen. Alles froh und munter?«
Als positive Antwort hörte man, wie die Mikrofone ein paarmal schnell ein- und ausgeschaltet wurden. Gerade als wieder Funkstille eingetreten war, flüsterte Baker aufgeregt: »Sie kommen raus, sie kommen raus. Etwas stimmt nicht.«
Bosch beobachtete die Türen, und einen Moment später kamen Felton und Veronica heraus, ihr Arm immer noch fest in seinem Griff. Der Bohrer folgte ihnen mit seinem Werkzeugkasten.
Felton schaute sich diesmal nicht um und ging direkt auf die Limousine zu. Er trug jetzt die Tasche, und sie schien umfangreicher zu sein. Veronicas Gesicht, das vorher verängstigt und müde gewirkt hatte, war noch mehr von Furcht entstellt. Es war schwer aus der Distanz zu erkennen, aber Bosch glaubte, daß sie weinte.
Die Tür der Limousine öffnete sich von innen, als die drei sich näherten und an dem alten Cadillac vorbeikamen.
»Okay«, sagte Lindell ins Mikrofon. »Wenn ich das Signal gebe, geht’s los. Ich übernehme die Vorderseite der Limousine. Drei, du hältst dich hinter mir. Eins und Zwei, ihr übernehmt das Heck. Standard-Autostop. La Fuentes, ihr holt alle Personen aus der Limousine raus. Falls es zum Schußwechsel kommt, paßt auf Kreuzfeuer auf. Paßt auf Kreuzfeuer auf.«
Während Lindells Befehle über Funk bestätigt wurden, beobachtete Bosch Veronica. Ihr war anzusehen, daß sie Todesangst hatte. Ihr Ausdruck erinnerte Bosch an das Gesicht ihres ermordeten Gatten. Die Gewißheit, daß das Ende nahe war.
Während er sie beobachtete, sah er plötzlich den Kofferraum des Cadillacs aufspringen. Heraus schoß wie aus einem Kanonenrohr Powers. Mit einem lauten tierischen Schrei, den Bosch deutlich hörte und nie vergessen würde, schrie Powers ihren Namen, als er auf dem Asphalt landete.
»Veronica!«
Sie, Felton und der Bohrer drehten sich zu ihm um, und Powers hob seine Hände – in beiden hielt er Waffen. In dem Moment erkannte Bosch seinen matt glänzenden Smith& Wesson Revolver in der linken Hand des Cops.
»Waffe!« schrie Lindell. »Position einnehmen!«
Er knallte den Gang rein und trat auf das Gaspedal. Der Wagen schoß auf die Limousine zu. Aber Bosch wußte, sie konnten nichts tun. Sie waren zu weit weg. Er beobachtete den Ablauf des Geschehens mit morbider Faszination, als würde er eine Zeitlupenszene in einem Peckinpah-Film sehen.
Powers begann aus beiden Waffen zu feuern, die Patronenhülsen wurden über seine Schultern hinausgeschleudert, während er auf die Limousine zuging. Felton versuchte, seine Waffe aus der Jacke zu holen, aber er war der erste, der vom Kugelhagel gefällt wurde. Veronica stand starr da und schaute ihren Mörder an – sie machte keinen Versuch zu fliehen oder Deckung zu nehmen und – wurde getroffen. Sie fiel zu Boden, wo sie von der Limousine verdeckt wurde.
Powers ging weiter schießend auf den Wagen zu. Der Bohrer ließ seinen Werkzeugkasten fallen, hob seine Hände und begann sich rückwärts aus der Schußlinie zu entfernen. Powers ignorierte ihn. Bosch konnte nicht sehen, ob er auf Veronica am Boden oder ins Wageninnere schoß. Die Limousine schoß los, die Reifen drehten erst durch und bewegten sich dann vorwärts – die Rücktür stand immer noch offen. Im nächsten Moment knallte der lange Straßenkreuzer in eine Reihe geparkter Wagen, als es dem Fahrer nicht gelang, links abzubiegen. Er sprang heraus und rannte in Richtung des Bagel-Ladens.
Powers schien sich nicht für den fliehenden Fahrer zu interessieren. Er hatte die Stelle erreicht, wo Felton hingefallen
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