Das Comeback
war, ließ Boschs Revolver auf die Brust des Captains fallen und griff dann nach der Tasche, die neben Feltons Hand auf dem Boden lag.
Powers merkte erst, als er die Tasche in der Hand hielt, daß sie leer war. Im gleichen Moment öffneten sich hinter ihm die Türen des Lieferwagens und vier Agenten mit Schrotflinten sprangen heraus. Der Agent im T-Shirt kam um den Cadillac herum und richtete seine Pistole, die er unter dem Motor versteckt hatte, auf Powers.
Ein quietschender Reifen von einem der sich nähernden FBI-Wagen lenkte Powers von der leeren Tragetasche ab. Er ließ sie fallen und drehte sich zu den fünf Agenten hinter ihm um. Er hob wieder beide Hände, obwohl er nur noch eine Waffe hatte.
Die Agenten eröffneten das Feuer, und Bosch sah, wie Powers von der Wucht der Geschosse buchstäblich hochgerissen und auf die Motorhaube eines Pickup-Trucks geworfen wurde, der wahrscheinlich einem Bankkunden gehörte. Powers landete auf dem Rücken. Die Pistole fiel ihm aus der Hand und knallte auf die Haube, bevor sie auf dem Asphalt landete. Acht Sekunden lang hatten Schüsse gekracht, aber die Stille, die auf das Fallen der Waffe folgte, schien noch lauter zu dröhnen.
Powers war tot. Felton war tot. Giuseppe Marconi, alias Joseph Marconi, alias Joey Marks war tot – seine Leiche lag im eigenen Blut quer über der weichen Lederrückbank seiner Limousine.
Als sie Veronica Aliso erreichten, lebte sie noch. Sie war von zwei Kugeln oben in der Brust getroffen worden, und die Blasen im Blutschaum, der ihr aus dem Mund kamen, waren ein Zeichen, daß ihre Lunge durchlöchert war. Während die FBI-Agenten herumrannten und den Tatort absperrten und sicherten, blieben Bosch und Rider bei Veronica.
Ihre Augen waren geöffnet, aber verloren ihre Feuchtigkeit. Sie bewegten sich im Kreis, als würde sie nach jemandem oder etwas suchen, was nicht da war. Ihr Unterkiefer bewegte sich, und sie sagte etwas, was Bosch nicht verstehen konnte. Er beugte sich zu ihr hinunter und wandte ihr sein Ohr zu.
»Kannst du … mir Eis holen?« flüsterte sie.
Bosch drehte sich um und schaute sie an. Er verstand sie nicht. Sie begann wieder zu sprechen, und er wandte ihr wieder sein Ohr zu.
»… das Pflaster … ist so heiß. Ich … ich brauche Eis.«
Bosch schaute sie an und nickte.
»Es kommt. Es kommt. Veronica, wo ist das Geld?«
Er beugte sich über sie und merkte, daß sie recht hatte. Das Pflaster verbrannte seine Hände. Er konnte kaum ihre Worte verstehen.
»Wenigstens haben sie … haben sie es nicht.«
Sie hustete wieder tief, fast am Blut erstickend, und Bosch wußte, daß ihre Brust jetzt voll Blut war, und es nicht mehr lange dauern würde, bevor ihre Lungen ertranken. Er wußte nicht, was er dieser Frau sagen sollte oder was er tun konnte. Ihm wurde klar, daß wahrscheinlich seine Kugeln in ihrem Körper steckten und daß sie starb, weil sie einen Fehler gemacht hatten und Powers entkommen ließen. Er hätte sie beinahe gebeten, ihm zu verzeihen und ihr gesagt, daß manchmal im Leben Sachen fürchterlich schief laufen konnten.
Er wandte seinen Blick ab und schaute über den Parkplatz. Sirenen näherten sich. Aber er hatte genug Schußwunden gesehen, um zu wissen, daß sie keinen Krankenwagen mehr brauchte. Er schaute wieder zu ihr hinunter. Ihr Gesicht war bleich, und die Muskeln wurden schlaff. Ihre Lippen bewegten sich noch einmal, und er beugte sich hinab, um zu hören. Ihre Stimme war nur noch ein verzweifeltes Keuchen. Er konnte ihre Worte nicht verstehen und flüsterte in ihr Ohr, es zu wiederholen.
»…as meine rochtla…«
Er drehte seinen Kopf, um sie anzusehen. Er schüttelte verwirrt den Kopf. Ihr Gesicht verzog sich verärgert.
»Laß«, sagte sie deutlich mit allerletzter Kraft, »laß … meine Tochter laufen.«
Bosch schaute ihr in die Augen, während ihm der letzte Satz durch den Kopf ging. Ohne zu überlegen, nickte er dann. Und während er sie ansah, starb sie. Ihre Augen starrten ins Leere, und er wußte, daß sie tot war.
Bosch stand auf, und Rider schaute ihn fragend an.
»Harry, was hat sie gesagt?«
»Sie sagte … Ich bin mir nicht sicher, was sie sagte.«
Bosch, Edgar und Rider lehnten am Kofferraum von Lindells Wagen und beobachteten, wie ein Trupp FBI-Leute und unzählige Polizisten von Las Vegas am Tatort auftauchten. Lindell hatte angeordnet, das gesamte Einkaufszentrum zu schließen und mit gelbem Plastikband abzusperren, was Edgar zu dem Kommentar veranlaßte: »Wenn die
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