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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mit Wasser. Sie steckte sich eine Zigarette an.
    »Du hast früher nicht geraucht«, sagte er. »Ich erinnere mich, du warst sogar …«
    »Das ist lange her. Weshalb bist du hier?«
    »Ermittlungen.«
    Inzwischen hatte er seine Ruhe wiedergewonnen und klare Gedanken gefaßt.
    »Was für ein Fall, und was hat das mit mir zu tun?«
    »Es hat nichts mit dir zu tun, aber du kanntest den Typen. Du hast Freitagabend mit ihm im Mirage Poker gespielt.«
    Verwirrt und neugierig zog sie ihre Augenbrauen zusammen. Bosch erinnerte sich, wie attraktiv er das damals gefunden hatte. Er wollte seinen Arm ausstrecken und sie berühren – tat es jedoch nicht. Er durfte nicht vergessen, daß sie nicht mehr die gleiche Person war.
    »Anthony Aliso«, sagte er.
    Er beobachtete, wie sich Überraschung auf ihrem Gesicht widerspiegelte, und glaubte ihr sofort. Er war kein Pokerspieler aus Kansas, der keinen Bluff durchschauen konnte. Er hatte diese Frau gut gekannt und hielt ihren Gesichtsausdruck für echt. Sie hatte nicht gewußt, daß Aliso tot war.
    »Tony A ….«, sagte sie und brach ab.
    »Kanntest du ihn gut, oder hast du nur gegen ihn gespielt?«
    Ihr Blick war in eine unbestimmte Ferne gerichtet.
    »Nur wenn ich ihn dort gesehen habe. Im Mirage. Ich spiele freitags da. Es gibt dann immer viel neues Geld und neue Gesichter. Ich habe ihn dort ein paarmal im Monat gesehen. Eine Weile glaubte ich, er wohnt auch in Vegas.«
    »Wie hast du herausbekommen, daß er nicht hier wohnte?«
    »Er hat es mir gesagt. Vor ein paar Monaten haben wir zusammen an der Bar gesessen. Die Tische waren alle besetzt. Wir haben Frank – das ist der Nacht-Manager – gesagt, er soll uns von der Bar holen, wenn etwas frei wird. Also haben wir Drinks bestellt, und er hat mir erzählt, daß er aus L. A. kommt. Er sagte, er sei im Filmgeschäft.«
    »Das ist alles, sonst nichts?«
    »Er erzählte noch ein paar andere Sachen. Nichts Bemerkenswertes. Wir haben nur die Zeit totgeschlagen, bis etwas frei wurde.«
    »Außer am Pokertisch hast du ihn nicht mehr getroffen?«
    »Nein, und was geht dich das an? Glaubst du, ich sei verdächtig, nur weil ich mit dem Typen zusammen einen Drink hatte?«
    »Nein, das behaupte ich nicht, Eleanor. Nicht im geringsten.«
    Bosch holte seine Zigaretten aus der Tasche und steckte sich eine an. Die Kellnerin in einer weiß-goldenen Toga brachte ihre Drinks, und sie schwiegen beide lange. Bosch hatte seinen Faden verloren. Er wußte wieder nicht, was er sagen sollte.
    »Sah aus, als ob du heute abend ganz gut abgeräumt hättest«, versuchte er es.
    »Besser als meistens. Wenn ich mein Soll geschafft habe, höre ich auf.«
    »Soll?«
    »Sobald ich zweihundert Dollar gewonnen habe, höre ich auf. Ich bin nicht habgierig, und ich weiß, daß eine Glückssträhne nie lange anhält. Ich verliere nie mehr als hundert, und wenn ich Glück habe und zweihundert gewinne, höre ich auf. Heute abend habe ich mein Ziel früh erreicht.«
    »Wo hast du …«
    Er brach ab. Er wußte die Antwort.
    »Wo hab ich so gut Poker spielen gelernt, um davon zu leben? Wenn du dreieinhalb Jahre eingesperrt bist, lernst du rauchen, Poker spielen und noch ein paar andere Sachen.«
    Sie schaute ihm direkt ins Gesicht, als wolle sie ihn herausfordern, etwas dazu zu sagen. Nach einem Augenblick wandte sie sich ab und nahm sich eine neue Zigarette.
    »Keine Arbeit tagsüber, nur Poker?«
    »Genau. Ich mache es seit fast einem Jahr. Nicht so leicht, einen normalen Job zu finden, Bosch. Wenn du sagst, du bist ein ehemaliger FBI-Agent, leuchten ihre Augen auf. Wenn du dann hinzufügst, daß du gerade aus dem Gefängnis kommst, wird ihr Blick ganz starr.«
    »Tut mir leid, Eleanor.«
    »Nicht nötig. Ich beschwere mich nicht. Ich verdiene genug, und ab und zu treffe ich interessante Leute wie diesen Tony A. Außerdem gibt es in diesem Staat keine Einkommensteuer. Worüber soll ich mich beschweren, abgesehen davon, daß das Thermometer an neunzig Tagen über vierzig Grad steigt?«
    Ihre Verbitterung war nicht zu überhören.
    »Ich meine, mir tut alles leid. Ich weiß, daß dir das jetzt nicht mehr hilft, aber ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Ich habe seitdem viel gelernt und würde alles anders machen. Das wollte ich dir sagen. Ich hab dich auf dem Band der Deckenkamera entdeckt, wie du mit Tony Aliso gespielt hast, und wollte dich finden, um dir das zu sagen. Das ist alles.«
    Sie drückte ihre halb gerauchte Zigarette in einem gläsernen

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