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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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seine Tasche und legte einen Fünfer auf ihr Tablett.
    »Könntest du nach hinten gehen und ihr sagen, Tonys Freund, mit dem sie gestern gesprochen hat, möchte ihr einen Drink ausgeben?«
    »Natürlich.«
    Sie drückte wieder seine Schulter und ging. Die Bühne zog wieder Boschs Aufmerksamkeit auf sich. Randys erster Song hatte gerade aufgehört und ›Lawyers, Guns and Money‹ von Warren Zevon begann. Bosch hatte es schon lange nicht mehr gehört. Er erinnerte sich, daß es einmal so etwas wie die Nationalhymne der Cops war, als er noch Streife gefahren war.
    Randy hatte sich ihrer Kleidung entledigt und war nackt – bis auf ein Strumpfband am linken Bein. Viele der Männer standen auf und kamen zu ihr, während sie langsam den Laufsteg entlangtanzte. Sie schoben ihr Dollarscheine unter das Strumpfband. Als ein Mann ihr einen Fünfer gab, beugte sie sich zu ihm hinunter, stützte sich auf seiner Schulter auf und wackelte mit dem Hintern. Dann küßte sie ihn aufs Ohr.
    Bosch beobachtete es und begriff plötzlich, wie Tony Aliso den Abdruck der kleinen Hand auf seiner Schulter erhalten hatte, als sich eine zierliche Frau neben ihn setzte.
    »Hi. Ich bin Rhonda. Du hast meinen Auftritt verpaßt.«
    »Das hab ich gehört. Tut mir leid.«
    »Ich bin in einer halben Stunde wieder dran. Hoffentlich bleibst du noch. Yvonne sagte, du wolltest mir einen ausgeben?«
    Wie aufs Stichwort bewegte sich die Kellnerin auf ihren Tisch zu. Bosch beugte sich zu Rhonda hinüber.
    »Hör zu, Rhonda, ich zeige mich lieber direkt erkenntlich, als mein Geld für Getränke rauszuwerfen. Also tu mir einen Gefallen und laß die Witwe Clicquot im Keller.«
    »Welche Witwe …?«
    Sie runzelte fragend ihre Stirn.
    »Bestell keinen Champagner.«
    »Ach, ich verstehe.«
    Sie bestellte einen Martini, und Yvonne schwebte zurück in die Dunkelheit.
    »Also, ich hab deinen Namen nicht mitgekriegt.«
    »Harry.«
    »Und du bist ein Freund von Tony aus L. A. Machst du auch Filme?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Woher kennst du ihn?«
    »Ich habe ihn erst vor kurzem getroffen. Hör zu, ich versuche Layla zu finden, um ihr eine Nachricht zu überbringen. Yvonne hat gesagt, sie tritt heute abend nicht auf. Weißt du, wo ich sie finden kann?«
    Bosch merkte, wie sie sich versteifte. Sie wußte, daß etwas nicht stimmte.
    »Erstens arbeitet sie nicht mehr hier. Das wußte ich gestern abend nicht, als ich mit dir sprach. Aber sie ist weg und wird nicht wiederkommen. Und zweitens, wenn du ein Freund von Tony bist, warum fragst du mich dann, wo du sie finden kannst?«
    Sie war nicht so dumm, wie er geglaubt hatte. Er entschied sich für die direkte Tour.
    »Weil ihn jemand umgebracht hat. Ich möchte Layla finden, um es ihr zu sagen und sie eventuell zu warnen.«
    »Was?« schrie sie auf.
    Ihre Stimme drang durch die laute Musik, wie eine Kugel durch eine Brotscheibe. Alle Leute im Club, einschließlich der nackten Randy auf der Bühne, schauten zu ihnen herüber. Zweifellos glaubten alle, daß er ihr gerade eine beleidigend niedrige Summe für einen gleichermaßen erniedrigenden Akt angeboten hatte.
    »Nicht so laut, Randy«, sagte er schnell.
    »Mein Name ist Rhonda.«
    »Okay, Rhonda.«
    »Was ist passiert? Er war noch vor kurzem hier.«
    »Jemand hat ihn in L. A. erschossen, als er wieder zurückkam. Also, weißt du, wo Layla ist oder nicht? Wenn du es mir sagst, werde ich mich erkenntlich zeigen.«
    »Und wer bist du? Bist du wirklich sein Freund?«
    »In gewisser Weise bin ich jetzt sein einziger Freund. Ich bin Cop. Mein Name ist Harry Bosch, und ich versuche her­auszufinden, wer es getan hat.«
    Ihrem Gesichtsausdruck nach zu schließen, schien sie diese Mitteilung noch mehr zu entsetzen als die Nachricht von Alisos Tod. Das passierte einem manchmal, wenn man Polizist war.
    »Behalt dein Geld«, sagte sie. »Ich kann nicht mit dir reden.«
    Sie stand auf und eilte zu der Tür neben der Bühne. Bosch rief hinter ihr her, aber es wurde vom Lärm der Musik überdröhnt. Er sah sich flüchtig um und bemerkte, daß der Smoking ihn von hinten aus der Dunkelheit beobachtete. Bosch beschloß, nicht auf Rhondas zweiten Auftritt zu warten. Er trank noch einen Schluck Bier – das zweite Glas hatte er nicht einmal angerührt – und stand auf.
    Als er sich dem Ausgang näherte, lehnte sich der Smoking zurück und klopfte hinter sich auf den Spiegel. Erst jetzt bemerkte Bosch, daß eine Tür ins Glas geschnitten war. Sie öffnete sich, und der Smoking

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