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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sich unser Mr. X hier.«
    »Möglich«, sagte Billets. »Also, das war wieder gute Arbeit. Machen wir so weiter.«
    Sie verabschiedeten sich, und Bosch stellte das Telefon wieder auf den Nachttisch. Er fühlte sich durch die Fahndungsfortschritte gestärkt. Einen Moment saß er einfach da und genoß den Adrenalinrausch. Er ballte seine Hände zu Fäusten und schlug sie zusammen.
    Bosch stieg aus dem Aufzug und begann durchs Casino zu flanieren. Es war ruhiger hier als in den meisten Casinos, in denen er gewesen war. Kein Schreien oder Aufjauchzen von den Würfeltischen, kein inbrünstiges Flehen um eine Sieben. Die Leute, die hier spielten, waren anders. Sie kamen mit Geld und flogen wieder ab mit Geld – ganz egal, wieviel sie verloren hatten. Der Geruch von Verzweiflung war hier nicht zu bemerken. Dieses Casino war für Leute mit dicken Brieftaschen.
    Er kam an einem vollbesetzten Roulettetisch vorbei und erinnerte sich an Donovans Bitte. Nachdem er sich zwischen zwei rauchende Chinesinnen gezwängt und um einen Chip gebeten hatte, wurde ihm gesagt, daß dies der Fünfundzwanzig-Dollar-Tisch war. Eine der Chinesinnen deutete mit ihrer Zigarette zu einem anderen Roulettetisch.
    »Dort können Sie Ihren Fünfer loswerden«, sagte sie verächtlich.
    Bosch dankte ihr und ging zum billigeren Tisch hinüber. Er legte einen Fünfer-Chip auf die Sieben und beobachtete, wie sich das Rad drehte und die kleine Kugel über die Zahlen sprang. Er fühlte keinen Kitzel. Er wußte, daß für richtige Spieler nicht Gewinnen oder Verlieren wichtig war, sondern die Spannung. Welche Karte sie ziehen, was sie würfeln würden, wo die Kugel liegen bliebe. Es war dieser kurze Augenblick des Wartens, Hoffens und Wünschens, der sie elektrisierte, dem sie verfielen. Bosch fühlte nichts.
    Die Kugel blieb auf der Fünf liegen, und Donovan schuldete Bosch fünf Dollar. Er drehte sich um und sah sich nach dem Pokerraum um. Als er ein Schild sah, begab er sich in die Richtung. Es war früh, noch nicht acht Uhr, und mehrere Stühle waren an den Tischen frei. Er überflog die Gesichter und konnte Eleanor Wish nicht entdecken. Er hatte es auch nicht erwartet. Aber er erkannte viele der Kartengeber, die er früher am Tag vernommen hatte – einschließlich Amy Rohrback. Er war versucht, sich auf einen der leeren Stühle an ihrem Tisch zu setzen und sie zu fragen, woher sie Eleanor Wish kannte, unterließ es dann aber, sie bei der Arbeit zu stören.
    Während er sich überlegte, was er tun sollte, kam der Manager herüber und fragte, ob er spielen wollte. Bosch erkannte ihn vom Video. Er hatte Tony Aliso zu seinem Platz geführt.
    »Nein, ich schaue nur zu«, sagte Bosch. »Haben Sie eine Minute Zeit, solange noch wenig Betrieb ist?«
    »Eine Minute, wozu?«
    »Ich bin der Cop, der Ihre Leute vernommen hat.«
    »Ach ja, Hank hat mir davon erzählt.«
    Er stellte sich als Frank King vor, und Bosch schüttelte seine Hand.
    »Tut mir leid, daß ich nicht hochkommen konnte. Aber ich werde zwischendurch nicht abgelöst und mußte hier sein. Es geht um Tony A. nicht wahr?«
    »Ja. Sie kannten ihn, oder?«
    »Ja, wir kannten ihn alle. Netter Typ … eine Schande, was passiert ist.«
    »Woher wissen Sie, was passiert ist?«
    Bosch hatte absichtlich keinem der Kartengeber etwas von Alisos Tod erzählt.
    »Hank«, sagte King. »Er sagte, er wurde in L. A. erschossen oder so ähnlich. Aber was soll’s, wer in L. A. lebt, liebt das Risiko.«
    »Wahrscheinlich. Seit wann kannten Sie ihn?«
    »Seit Urzeiten. Ich hab im Flamingo gearbeitet, bevor das Mirage eröffnet wurde. Tony war dort Gast. Er kommt schon seit vielen Jahren nach Las Vegas.«
    »Hatten Sie je persönlichen Kontakt zu ihm? Außerhalb des Casinos?«
    »Ein- oder zweimal. Durch Zufall. Ich war irgendwo, und Tony kam zufällig vorbei. Wir haben etwas zusammen getrunken, uns nett unterhalten. Das war’s aber auch. Schließlich war er Gast des Hotels und ich Angestellter. Wir waren nicht befreundet, falls Sie das meinen.«
    »Ich verstehe. Wo haben Sie ihn getroffen?«
    »Oh Gott, das weiß ich nicht mehr. Das war schließlich … ein’ Moment, bitte.«
    King löste die Chips eines Spielers von Amy Rohrbacks Tisch ein. Bosch wußte nicht, wieviel der Mann am Anfang gehabt hatte, aber er ging mit vierzig Dollar und betrübter Miene weg. King verabschiedete ihn mit dem Wunsch, beim nächsten Mal mehr Glück zu haben, und kam zu Bosch zurück.
    »Wie gesagt, ich sah ihn in verschiedenen Bars. Aber

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