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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gute Beziehungen zur Telefongesellschaft, um mir eine nicht öffentliche Nummer und Adresse zu besorgen.«
    »Die Nummer ist nicht im Verzeichnis aufgeführt?«
    Bosch hätte ihm gern erklärt, daß er kaum anrufen würde, wenn die Nummer im Telefonbuch stünde, ließ es aber.
    »Ja.«
    »Wer ist es?«
    »Eine Frau, die hier wohnt. Sie spielte Freitagabend mit Tony Aliso Poker.«
    »Und?«
    »Sie kannten sich, und ich möchte mit ihr sprechen. Ich brauche die Nummer. Können Sie mir helfen?«
    Es vergingen ein paar Augenblicke, bevor Felton antwortete.
    »Okay, geben Sie mir den Namen. Ich seh, was ich tun kann. Wo kann ich Sie erreichen?«
    »Ich werde unterwegs sein. Kann ich Sie anrufen?«
    Felton gab ihm seine Privatnummer und sagte, er solle in einer halben Stunde anrufen.
    Bosch verwandte die Zeit, um über den Strip zu Harrah’s hinüberzugehen und in den Pokerraum zu schauen. Eleanor Wish war nicht da. Er ging wieder hinaus und zog die Jacke aus, da es immer noch sehr warm draußen war. Es würde bald dunkel werden, und er hoffte, daß es sich dann abkühlen würde. Er ging den Strip hinunter zum Flamingo.
    Dort fand er sie. Sie saß an einem Ein-bis-vier-Dollar-Tisch und spielte mit fünf Männern. Der Stuhl links neben ihr war frei, aber Bosch setzte sich nicht. Statt dessen stand er inmitten von Spielern an einem Roulettetisch und beob­achtete sie.
    An ihrem Gesicht war abzulesen, daß sie sich total aufs Kartenspielen konzentrierte. Bosch beobachtete, wie ihre Mitspieler sie verstohlen betrachteten, und spürte eine eigenartige Erregung zu wissen, daß sie sie insgeheim begehrten. Innerhalb von zehn Minuten gewann sie ein Spiel – er war zu weit weg, um ihre Hand zu sehen – und stieg fünfmal früh aus. Es sah aus, als würde sie gewinnen. Ihr Tablett war voll, und daneben waren Chips in sechs Türmchen auf dem blauen Filz aufgestapelt.
    Nachdem er gesehen hatte, wie sie ein zweites Spiel gewonnen hatte – diesmal schob der Kartengeber ihr einen ganzen Haufen blauer Chips herüber –, sah sich Bosch nach einem Telefon um. Er rief Felton zu Hause an und bekam Wishs Telefonnummer und Adresse. Der Captain erklärte ihm, daß die Adresse auf der Sands Avenue nicht weit vom Strip entfernt läge, in einer Gegend von Apartmenthäusern, in denen hauptsächlich Casinoangestellte wohnten. Bosch sagte ihm nicht, daß er sie schon gefunden hatte. Statt dessen bedankte er sich und hängte ein.
    Als Bosch in den Pokerraum zurückkam, war sie verschwunden. Die fünf Männer saßen noch da, aber der Kartengeber hatte gewechselt, und Eleanor war weg. Ihre Chips lagen nicht mehr da. Sie hatte sie eingelöst, und er hatte sie verloren. Bosch fluchte.
    »Suchst du jemanden?«
    Bosch drehte sich um. Es war Eleanor. Sie lächelte nicht. Ihr Gesicht drückte Verärgerung aus oder auch trotzige Herausforderung. Sein Blick fiel auf die kleine, weiße Narbe an ihrem Unterkiefer.
    »Ich, äh … Eleanor … ja, ich habe dich gesucht.«
    »Du fällst immer auf. Ich habe dich gleich bemerkt. Ich wäre sofort aufgestanden, aber ich mußte diesen Typen aus Kansas noch an der Nase herumführen. Er dachte, er wüßte, wann ich bluffe. Er hatte keinen Schimmer. Genau wie du.«
    Bosch hatte es die Sprache verschlagen. Er hatte sich ihr Wiedersehen anders vorgestellt und wußte nicht, wie er vorgehen sollte.
    »Hör zu, Eleanor. Ich … hm … wollte sehen, wie es dir geht. Ich weiß nicht, ich …«
    »Klar. Also bist du nur nach Vegas geflogen, um mich zu treffen? Was ist wirklich los, Bosch?«
    Bosch sah sich um. Um sie herum drängten sich die Leute. Der Lärm der Spielautomaten und das Aufjauchzen und Aufstöhnen der Spieler vermischten sich zu einem chaotischen Konzert.
    »Ich erzähl’s dir. Möchtest du einen Drink oder vielleicht etwas zu essen?«
    »Einen Drink, nicht mehr.«
    »Kennst du eine Bar, wo es ruhig ist.«
    »Nicht hier. Komm.«
    Sie verließen das Casino durch den Vorderausgang und traten in die trockene Hitze der Nacht. Die Sonne war untergegangen, und das Neonlicht illuminierte den Himmel.
    »Im Caesar’s ist eine Bar, wo es still ist. Dort gibt es keine Spielautomaten.«
    Sie führte ihn über die Straße und zum rollenden Bürgersteig, der sie zum Eingang von Caesar’s Palace brachte. Sie gingen an der Rezeption vorbei zu einer Bar, an der nur drei Gäste saßen. Eleanor hatte recht gehabt. Es war eine Oase der Ruhe, ohne Pokertische oder Automaten. Nur die Bar. Er bestellte ein Bier und sie einen Scotch

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