Das Comeback
das ist lange her. Eine war die runde Bar im Stardust. Einer von meinen Kumpeln war dort Barmixer. Nach der Arbeit bin ich dort ab und zu gewesen. Dort sah ich Tony. Er schickte mir einen Drink rüber. Das war mindestens vor drei Jahren. Ich weiß nicht, ob Ihnen das helfen könnte.«
»War er allein?«
»Nein, mit einer Braut. Junge Sahneschnitte. Ich kannte sie nicht.«
»Okay, was ist mit dem anderen Mal? Wann war das?«
»Irgendwann letztes Jahr. Ich war auf einer Junggesellenparty – vor Martys Hochzeit. Er hat hier die Würfeltische unter sich. Wir sind alle zu Dolly’s, um einen drauf zu machen. Das ist ein Striptease-Club im Norden. Tony war auch dort. Er war allein und kam auf einen Drink vorbei. Das heißt, er hat für unseren ganzen Tisch einen ausgegeben. Wir waren, glaube ich, zu acht. Der Typ war in Ordnung. Das war’s.«
Bosch nickte. Aliso war also seit mindestens einem Jahr Stammgast bei Dolly’s gewesen. Bosch hatte vor, dort mehr über Layla zu erfahren. Wahrscheinlich war sie eine der Stripperinnen und wahrscheinlich war Layla nicht ihr richtiger Name.
»Haben Sie ihn kürzlich mit jemandem gesehen?«
»Sie meinen mit einer Braut?«
»Ja, ein paar der Kartengeber sagten, er brachte in letzter Zeit eine Blondine mit.«
»Stimmt, ich habe ihn zwei- oder dreimal mit ihr gesehen. Er gab ihr Knete für die Spielautomaten, während er Poker spielte. Ich weiß aber nicht, wer sie ist.«
Bosch nickte.
»Ist das alles?« fragte King.
»Noch eins. Kennen Sie Eleanor Wish? Sie spielte Freitag an dem billigen Tisch. Tony spielte ebenfalls eine Zeitlang dort. Es schien, daß sie sich kannten.«
»Ich kenne eine Spielerin namens Eleanor. Ihren Nachnamen weiß ich nicht. Meinen Sie die gutaussehende Brünette? Braune Augen, noch ziemlich gute Figur, obwohl die Zeit vor ihr auch nicht halt gemacht hat?«
King lächelte über seine clevere Wortwahl. Bosch nicht.
»Hört sich nach ihr an. Ist sie Stammgast?«
»Ja, ich sehe sie hier einmal die Woche, vielleicht seltener. Sie wohnt in Las Vegas, soviel ich weiß. Die ortsansässigen Spieler machen ihre Runden. Nicht alle Casinos haben Poker. Es wirft nicht soviel ab. Wir haben es eher als Kundendienst und hoffen, unsere Gäste spielen etwas Poker und dann viel Blackjack. Die Spieler von hier drehen ihre Runden, damit sie nicht immer gegen die gleichen Leute spielen. Heute abend hier, morgen im Harrah’s, dann im Flamingo, danach vielleicht ein paar Abende in den Downtown-Casinos.«
»Sie meinen, sie ist Profi?«
»Nein, ich meine, daß sie hier wohnt und viel spielt. Ob sie tagsüber arbeitet oder vom Poker lebt, weiß ich nicht. Ich glaube, ich habe ihr nie mehr als zwei Scheine ausbezahlt. Das ist nicht viel. Ich habe außerdem gehört, daß sie gute Trinkgelder gibt. Profis tun das nicht.«
Bosch bat King, ihm alle Casinos in der Stadt zu nennen, in denen Poker gespielt wurde, und bedankte sich dann.
»Sie werden herausfinden, daß Tony sie bloß oberflächlich kannte und nur hallo sagte. Mehr nicht.«
»Warum?«
»Zu alt. Sie sieht gut aus, aber für Tony war sie zu alt. Er interessierte sich nur für junge Frauen.«
Bosch nickte und ließ ihn gehen. Er flanierte weiter durchs Kasino. Er wußte nicht, was er Eleanor Wish betreffend tun sollte. Ihr Pokerspielen faszinierte ihn. Kings Erklärung, daß sie nur einmal wöchentlich kam, ließ ihre Beziehung zu Aliso harmlos erscheinen. Wahrscheinlich hatte sie nichts mit dem Fall zu tun. Trotzdem verspürte Bosch den Wunsch, mit ihr zu sprechen. Er wollte ihr sagen, daß es ihm leid tat, wie die Sache ausgegangen war, wie er sie hatte ausgehen lassen.
In der Nähe der Rezeption waren öffentliche Telefone an der Wand angebracht. Bosch ging hinüber und rief die Information an. Er fragte nach der Nummer von Eleanor Wish und erhielt die Auskunft, daß die Nummer auf Wunsch des Teilnehmers nicht im öffentlichen Verzeichnis stehe. Bosch überlegte einen Moment und suchte dann in seiner Jackentasche. Er fand die Karte, die Captain Felton ihm gegeben hatte, und wählte die Nummer seines Piepsers. Während er wartete, legte er seine Hand auf den Apparat, damit niemand anders ihn benutzen konnte. Nach vier Minuten läutete es.
»Felton?«
»Ja, wer ist am Apparat?«
»Bosch. Von heute morgen.«
»Richtig. L. A. Ich habe noch nichts über die Abdrücke. Ich werde wahrscheinlich erst morgen früh etwas wissen.«
»Deswegen rufe ich nicht an. Ich dachte, vielleicht hat einer von Ihren Leuten
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