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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Als er seinen Kopf durch die Tür steckte, sah er, wie Salazar die Hülle um die Leiche festband und acht gab, daß der Gepäckzettel am Zeh sichtbar war.
    »Hey, Sally, der Typ hatte Hämorrhoiden, nicht wahr?«
    Salazar sah ihn erstaunt an.
    »Hämorrhoiden? Nein. Warum fragst du?«
    »Ich habe eine Tube Preparation H im Handschuhfach seines Wagens gefunden. Halb leer.«
    »Hm … nein. Der hatte keine Hämorrhoiden.«
    Bosch wollte ihn fragen, ob er sicher war, aber wußte, daß die Frage beleidigend wäre. Er hakte nicht weiter nach und ging.

    Details sind der Treibstoff jeder Ermittlung. Sie waren wichtig und durften weder verloren noch vergessen werden. Während er auf die gläsernen Ausgangstüren der Gerichtsmedizin zuging, merkte Bosch, daß er sich die Tube Preparation H, die sie im Handschuhfach des Silver Clouds gefunden hatten, nicht so einfach aus dem Kopf schlagen konnte. Wenn Aliso nicht an Hämorrhoiden gelitten hatte, wem gehörte die Salbe dann, und warum war sie in seinem Wagen? Er könnte es als unwichtig abtun, aber das war nicht seine Art. Alles hatte seinen Platz bei einer Ermittlung.
    In Gedanken versunken ging Bosch durch die Glastüren und die Treppe zum Parkplatz hinunter und sah erst im letzten Moment Carbone dort stehen, der auf ihn wartete. Als ihn Bosch zurückgefahren hatte, hatte der OK-Detective gebettelt, daß er ihm ein paar Stunden Zeit lassen möge, die Bänder zu besorgen. Bosch hatte zugestimmt, ihm jedoch nicht gesagt, daß er zur Gerichtsmedizin fahren würde. Also nahm Bosch an, daß Carbone in Hollywood angerufen und die Information von Billets oder jemand anders bekommen hatte. Bosch fragte Carbone nicht danach. Er wollte keinerlei Besorgnis erkennen lassen, daß Carbone ihn so leicht gefunden hatte.
    »Bosch!«
    »Ja.«
    »Jemand möchte mit dir sprechen.«
    »Wer? Wann? Ich will die Tonbänder, Carbone.«
    »Reg dich nicht gleich auf. Dort drüben im Wagen.«
    Er führte Bosch zur zweiten Parkreihe, wo ein Auto mit dunkel getönten Scheiben und laufendem Motor stand.
    »Steig hinten ein«, sagte Carbone.
    Bosch ging lässig und anscheinend sorglos nach hinten. Er öffnete die Tür und stieg ein. Leon Fitzgerald saß auf dem Rücksitz. Er war groß – ungefähr zwei Meter – und seine Knie waren gegen den Fahrersitz gepreßt. Er trug einen teuren Anzug aus blauer Seide und hielt eine Zigarre zwischen den Fingern. Er war fast sechzig, und sein Haar war pechschwarz gefärbt. Seine Augen, hinter einer Brille, waren hellgrau. Seine Haut war bleich. Er war ein Nachtmensch.
    »Chief«, sagte Bosch und nickte grüßend.
    Er war mit Fitzgerald nie zuvor zusammengetroffen, aber hatte ihn oft genug bei Beerdigungen für Polizisten und in den Fernsehnachrichten gesehen. Er war die Verkörperung der Abteilung für organisierte Kriminalität. Kein anderer Beamter der Abteilung erschien je vor der Kamera.
    »Detective Bosch«, sagte Fitzgerald. »Ich habe von Ihnen und Ihren Eskapaden gehört. Sie wurden mehr als einmal in der Vergangenheit als Kandidat für unsere Abteilung vorgeschlagen.«
    »Warum haben Sie nicht angerufen?«
    Carbone war um das Auto gegangen und setzte sich auf den Fahrersitz. Er begann langsam über den Parkplatz zu fahren.
    »Wie gesagt, ich hab von Ihnen gehört«, sagte Fitzgerald. »Und ich weiß, daß Sie nie den Mord-Tisch verlassen würden. Mord ist Ihre Berufung. Stimmt’s?«
    »So ziemlich.«
    »Womit wir bei Ihrem aktuellen Mordfall angelangt wären. Dom?«
    Mit einer Hand reichte Carbone eine Schuhschachtel nach hinten. Fitzgerald nahm sie und legte sie Bosch auf den Schoß. Bosch öffnete sie. Sie war gefüllt mit Kassetten, auf deren Aufklebern Daten vermerkt waren.
    »Von Alisos Telefon?« fragte er.
    »Offensichtlich.«
    »Wie lange haben Sie ihn abgehört?«
    »Nur neun Tage. Es hat nicht viel gebracht, aber Sie können die Bänder haben.«
    »Und was wollen Sie als Gegenleistung, Chief?«
    »Was ich will?«
    Fitzgerald schaute aus dem Fenster auf den Rangierbahnhof im Tal unterhalb des Parkplatzes.
    »Was ich will?« fragte er wieder. »Natürlich will ich den Mörder. Aber ich will auch, daß Sie vorsichtig sind. Die Polizei hat in den letzten Jahren viel durchgemacht. Es gibt keinen Grund, unsere schmutzige Wäsche wieder mal in der Öffentlichkeit zu waschen.«
    »Sie wollen, daß ich Carbones Schwarzarbeit unter den Teppich kehre.«
    Weder Fitzgerald noch Carbone sagten etwas. Es war nicht nötig. Bosch wußte, daß Carbone auf Befehl

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