Das Comeback
gehandelt hatte. Wahrscheinlich auf direkten Befehl Fitzgeralds.
»Dann müssen Sie mir ein paar Fragen beantworten.«
»Natürlich.«
»Warum wurde Alisos Telefon abgehört?«
»Aus dem gleichen Grund, aus dem man andere Telefone abhört. Wir haben ein paar Sachen erfahren und wollten herausfinden, ob sie stimmen.«
»Was haben Sie erfahren?«
»Daß er Geld für Mafia-Organisationen in drei Staaten gewaschen hat. Wir haben eine Akte angelegt und gerade angefangen, als er ermordet wurde.«
»Warum haben Sie dann gepaßt, als ich angerufen habe?«
Fitzgerald zog tief an seiner Zigarre und füllte den Wagen mit ihrem Geruch.
»Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten, Detective. Sagen wir einfach: Wir hielten es für das Beste, nicht in die Sache verwickelt zu werden.«
»Die Wanze war illegal, stimmt’s?«
»Es ist bei der Gesetzeslage im Staat Kalifornien extrem schwer, die Erlaubnis für eine Abhöraktion zu bekommen. Das FBI hat es da auf Bundesebene viel leichter. Aber wir wollen nicht immer mit ihnen zusammenarbeiten.«
»Das erklärt immer noch nicht, warum Sie den Fall nicht wollten. Sie hätten ihn uns abnehmen und kontrollieren können, Sie hätten ihn aufs Abstellgleis stellen können – was immer Sie wollten. Vielleicht war es die falsche Entscheidung.«
Bosch wurde klar, daß sie ihn und sein Team unterschätzt hatten. Fitzgerald hatte geglaubt, daß der Einbruch und damit die illegale Lauschaktion nicht bemerkt werden würde. Bosch begriff, wieviel er gegen Fitzgerald in der Hand hatte. Kenntnis von der illegalen Aktion war alles, was der Police Chief brauchte, um Fitzgerald zu entlassen.
»Also, was wissen Sie noch über Aliso?« fragte er. »Ich will alles wissen. Falls ich irgendwann erfahren sollte, daß Sie mir nicht alles gesagt haben, werden Ihre krummen Touren bekannt werden. Verstehen Sie mich?«
Fitzgerald wandte sich vom Fenster ab und schaute ihn an.
»Ich verstehe Sie. Aber Sie machen einen Fehler, wenn Sie hier selbstgefällig sitzen und glauben, alle Trumpfkarten in der Hand zu haben.«
»Dann legen Sie auf den Tisch, was Sie haben.«
»Detective, ich werde voll kooperieren. Aber Sie sollten wissen, falls Sie mir oder meiner Abteilung schaden, werde ich mich revanchieren. Ich weiß zum Beispiel, daß Sie die letzte Nacht mit einer Frau verbracht haben, die zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde.«
Er ließ die Mitteilung mit seinem Zigarrenrauch in der Luft hängen. Bosch war fassungslos und wütend, konnte jedoch den Drang unterdrücken, Fitzgerald an die Kehle zu gehen.
»Es gibt eine Dienstvorschrift, die jeglichen privaten Umgang mit verurteilten Verbrechern untersagt. Ich bin sicher, daß Sie die Vorschrift kennen und verstehen. Falls Ihr Vergehen bekannt werden sollte, wäre Ihre Stellung gefährdet. Was würde dann aus Ihnen und Ihrer Mission werden?«
Bosch antwortete nicht. Er sah geradeaus, über den Vordersitz auf die Windschutzscheibe. Fitzgerald lehnte sich zu ihm hinüber, so daß er ihm fast ins Ohr flüsterte.
»Das haben wir alles in einer Stunde über Sie erfahren. Was könnten wir alles in einem Tag herausbekommen? In einer Woche? Und nicht nur über Sie, mein Freund. Richten Sie Ihrem Lieutenant aus, daß Lesben bei der Polizei nicht über eine bestimmte Karrierestufe hinauskommen, besonders, wenn es bekannt wird. Ihre Freundin kann vielleicht höher klettern, weil sie schwarz ist. Aber für Billets wäre Hollywood Endstation.«
Er setzte sich wieder gerade hin und sprach mit normaler Stimme weiter.
»Verstehen wir uns in diesem Punkt, Detective Bosch?«
Bosch drehte sich endlich um und sah ihn an.
»Ja, wir verstehen uns.«
Nachdem er die Kugeln, mit denen Aliso erschossen worden war, beim Ballistik-Labor in Boyle Heights abgegeben hatte, kam Bosch gerade noch rechtzeitig zur Sechs-Uhr-Besprechung in Billets Büro. Bosch wurde zwei Fahndern von der Finanzbetrugsabteilung, Russel und Kuhlken, vorgestellt, und alle setzten sich. Anwesend war außerdem Matthew Gregson, ein stellvertretender Staatsanwalt, dessen Abteilung für besondere Fälle zuständig war: organisiertes Verbrechen, Verfahren gegen Polizisten und andere heikle Sachen. Bosch hatte ihn nie zuvor getroffen.
Bosch gab seinen Bericht als erster und unterrichtete die anderen über die Ereignisse in Las Vegas, sowie über die Autopsie und seinen Besuch beim Ballistik-Labor. Er sagte, daß man ihm versprochen habe, die Vergleichsergebnisse bis zehn Uhr morgen früh zu
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