Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
zurückfahren und sie holen.«
    »Ich kann es nicht tun.«
    Bosch wußte, daß er damit meinte, daß er die Bänder nicht bekommen konnte, ohne Fitzgerald zu sagen, wie sehr er den Einbruch verpfuscht hatte.
    »Du wirst müssen, Carbone. Du interessierst mich einen Scheiß. Du hast mich angelogen und meine Ermittlungen behindert. Entweder gibst du mir die Bänder und die Informationen, oder ich werde drei Kopien von dem Video machen. Eins schick ich ins Glashaus zum Chief, eins an Jim Newton von der Times und eins an Stan Chambers von Kanal 5. Stan ist ein guter Reporter, er kann sicher was damit anfangen. Weißt du, daß er es war, der als erster das Rodney-King-Video bekommen hat?«
    »O Gott, Bosch, du bringst mich um.«
    »Du hast die Wahl.«

    Die Autopsie wurde von Salazar, einem Oberarzt der Gerichtsmedizin durchgeführt. Er hatte schon angefangen, als Bosch die Obduktionsräume der Gerichtsmedizin im USC Medival Center von Los Angeles County erreichte. Sie begrüßten sich und Bosch, bekleidet mit einem Schutzanzug aus Papier und einer Schutzmaske aus Plastik, lehnte sich gegen einen der Edelstahlschränke und schaute zu. Er erwartete sich nicht viel von der Autopsie. Er war nur wegen der Kugeln gekommen und hoffte, daß sie für die Vergleichswerte brauchbar wären. Es war bekannt, daß Killer Kaliber Zweiundzwanzig bevorzugten, weil sie sich oft dermaßen verformten, wenn sie im Schädel hin- und herschlugen, daß sie für Ballistiktests wertlos waren.
    Salazar hatte seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf geflochten, der in einem Pappbecher steckte. Weil er in einem Rollstuhl saß, arbeitete er an einem Obduktionstisch, der für ihn niedriger gestellt war. Dadurch konnte Bosch ungewöhnlich gut sehen, was mit der Leiche gemacht wurde.
    Früher hatte Bosch bei Autopsien die ganze Zeit mit Salazar gequatscht. Aber seit seinem Motorradunfall und der Rückkehr zur Arbeit im Rollstuhl nach neun Monaten Konvaleszenz war Salazar nicht mehr der gleiche fröhliche Typ und hatte wenig Interesse an Small Talk.
    Bosch beobachtete, wie Salazar mit einem stumpfen Skalpell die weißliche Substanz aus Alisos Augenwinkeln kratzte. Er deponierte sie in einem Papierröhrchen und legte es auf eine Petrischale, die er auf ein Tablett stellte, auf dem sich Reagenzgläser befanden. Einige waren mit Blut und Urin gefüllt, andere standen bereit, um andere Proben aufzunehmen, die analysiert werden mußten.
    »Denkst du, es waren Tränen?« fragte Bosch.
    »Glaub ich nicht. Zu dick. Er hatte irgend etwas in seinen Augen oder auf der Haut. Wir werden es herausfinden.«
    Bosch nickte, und Salazar begann die Schädeldecke zu öffnen und das Gehirn zu untersuchen.
    »Sein Gehirn ist nur noch Kartoffelbrei«, sagte er.
    Nach einigen Minuten holte er mit einer langen Pinzette zwei Kugelfragmente aus dem Gehirn und ließ sie in eine Schale fallen. Bosch trat näher, sah sie an und verzog das Gesicht. Die Kugel war beim Aufprall auseinandergebrochen. Die Fragmente waren wahrscheinlich wertlos für die Ballistik.
    Dann zog Salazar eine komplette Kugel heraus und ließ sie auf das Tablett fallen.
    »Vielleicht kannst du mit der was anfangen«, sagte er.
    Bosch schaute sie sich an. Die Kugel hatte sich an der Spitze verformt, aber darunter war sie noch intakt. Er konnte die minimal kleinen Kratzer erkennen, die entstanden, wenn die Kugel durch den Lauf der Pistole gefeuert wurde. Er fühlte sich etwas ermutigt.
    »Gut möglich«, sagte er.
    Die Autopsie war nach zehn weiteren Minuten abgeschlossen. Im ganzen hatte Salazar fünfzig Minuten auf Aliso verwendet. Das war überdurchschnittlich lang. Bosch schaute auf den Arbeitsplan, der auf dem Tisch lag, und sah, daß es Salazars elfte Autopsie an diesem Tag war.
    Salazar reinigte die Kugeln und steckte sie in einen Umschlag für Beweismaterial. Er übergab ihn Bosch und sagte ihm, daß er ihm die Analyseergebnisse der verschiedenen Proben mitteilen würde, sobald sie vorlägen. Ansonsten sei nur noch bemerkenswert, daß der Bluterguß auf der Wange vier oder fünf Stunden vor dem Tod entstanden sei. Bosch fand dies merkwürdig. Er wußte nicht, wie er es ins Puzzle einfügen sollte. Es bedeutete, daß jemand Aliso rauh angefaßt hatte, als er noch in Las Vegas war. Er war jedoch in Los Angeles ermordet worden. Er dankte Sally – wie viele Leute nannte er ihn so – und ging hinaus. Er war schon auf dem Korridor, als ihm etwas einfiel. Er drehte sich um und ging zurück zum Obduktionsraum.

Weitere Kostenlose Bücher