Das Comeback
es«, antwortete sie unwillig, als wäre die Frage eine Beleidigung.
»Wann haben Sie Layla das letzte Mal gesehen?«
»Ihr Name ist nicht Layla.«
»Das war meine nächste Frage. Wie heißt sie?«
»Gretchen Alexander.«
»Und Sie heißen?«
»Dorothy Alexander.«
»Wo ist sie, Mrs. Alexander?«
»Ich weiß nicht, ich hab nicht gefragt.«
»Wann ist sie gegangen?«
»Gestern morgen.«
Bosch nickte Edgar zu. Sein Partner drehte sich um und ging in einen Flur, der zum hinteren Teil des Hauses führte.
»Wo geht er hin?« fragte die Frau.
»Er sieht sich mal um, das ist alles«, antwortete Bosch. »Setzen wir uns hin und sprechen miteinander. Je eher wir es hinter uns bringen, desto eher verschwinden wir.«
Er deutete auf einen Sessel und blieb stehen, bis sie endlich saß. Dann ging er um den Couchtisch herum und setzte sich auf das Sofa. Die Sprungfedern waren ausgeleiert, und er sank so tief, daß er sich nach vorn beugen mußte.
»Mir gefällt es nicht, daß er in meinen Sachen herumwühlt«, sagte sie und schaute über ihre Schulter in den Flur.
»Er wird vorsichtig sein.« Er holte sein Notizbuch heraus. »Sie haben gewußt, daß wir kommen. Woher?«
»Sie sagte, vielleicht kommt die Polizei. Das ist alles. Sie hat nicht gesagt, daß sie von Los Angeles kommen würde.«
Sie sprach Angeles mit einem harten G aus.
»Und wissen Sie, warum wir hier sind?«
»Wegen Tony. Weil er ermordet wurde.«
»Wohin ist Gretchen gegangen, Mrs. Alexander?«
»Sie hat es mir nicht gesagt. Sie können mich so oft fragen, wie Sie wollen, die Antwort wird immer die gleiche sein. Ich weiß es nicht.«
»Ist das ihr Sportwagen unter dem Parkdach?«
»Ja. Den hat sie sich von ihrem eigenen Geld gekauft.«
»Vom Striptease?«
»Ich hab immer gesagt, Geld ist Geld, egal wie man es sich verdient.«
Edgar kam herein und sah Bosch an, um zu berichten. Bosch nickte.
»Sieht aus, als wäre sie hier gewesen. Es gibt ein zweites Schlafzimmer. Der Aschenbecher auf dem Nachttisch ist voll. Im Wandschrank ist Platz auf der Kleiderstange, als ob jemand dort seine Sachen hatte. Sie sind jetzt weg. Sie hat das hier gelassen.«
Er zeigte einen kleinen ovalen Bilderrahmen mit einem Foto von Tony Aliso und Gretchen Alexander. Sie hatten die Arme umeinander gelegt und lächelten in die Kamera. Bosch nickte und schaute Dorothy Alexander an.
»Wenn sie weg ist, warum hat sie dann ihren Wagen hier gelassen?«
»Weiß ich nicht. Sie wurde von einem Taxi abgeholt.«
»Ist sie geflogen?«
»Wie soll ich das wissen, wenn ich nicht weiß, wo sie hin ist.«
»Richtig. Hat sie gesagt, wann sie zurück sein wird?«
»Nein.«
»Wie alt ist Gretchen?«
»Sie wird dreiundzwanzig.«
»Wie hat sie auf die Nachricht von Tonys Tod reagiert?«
»Sie hat ihn geliebt, und jetzt ist ihr Herz gebrochen. Ich mache mir Sorgen um sie.«
»Glauben Sie, daß sie sich etwas antun könnte?«
»Ich weiß nicht, was sie tun würde.«
»Hat sie Ihnen gesagt, daß sie ihn geliebt hat, oder nehmen Sie das nur an?«
»Ich hab es mir nicht eingeredet. Sie hat es mir anvertraut, und es war die Wahrheit. Sie sagte, sie würden heiraten.«
»Wußte sie, daß Tony Aliso schon verheiratet war?«
»Ja, das wußte sie. Aber er hat ihr gesagt, daß die Ehe kaputt ist und er sich bald scheiden lassen wird.«
Bosch nickte. Er fragte sich, ob es die Wahrheit war. Nicht ob Gretchen es für wahr hielt, sondern ob es für Tony die Wahrheit gewesen war. Er schaute auf das leere Blatt in seinem Notizbuch.
»Ich weiß nicht, ob ich etwas vergessen habe«, sagte er. »Jerry?«
Edgar schüttelte den Kopf, dann sprach er jedoch.
»Ich glaube, mich würde nur interessieren, warum eine Mutter es zuläßt, daß sich ihre Tochter ihren Lebensunterhalt so verdient. Mit Ausziehen.«
»Jerry, ich …«
»Sie hat Talent, Mister. Männer kommen von überall her, und wenn sie sie sehen, kommen sie immer wieder. Ihretwegen. Und ich bin nicht ihre Mutter, obwohl man mich das nennen könnte. Ihre eigene Mutter ist vor langer Zeit verschwunden und hat sie bei mir gelassen. Aber sie hat Talent, und mit Ihnen spreche ich nicht mehr. Verlassen Sie mein Haus.«
Sie stand auf, als wäre sie bereit, ihre Aufforderungen mit physischer Gewalt durchzusetzen. Bosch entschied sich, ihr nicht zu widersprechen, stand auf und steckte sein Notizbuch weg.
»Entschuldigen Sie unser Eindringen«, sagte er und zog eine Geschäftskarte aus seiner Brieftasche. »Falls Sie von ihr hören,
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