Das Daemonenschiff
quoll über seine Lippen. Seine Hände schlossen sich in
einem letzten, zuckenden Reflex um die gewaltige Klinge, die
wie ein silberner Dorn aus seiner Brust ragte, dann verließen ihn
seine Kräfte, und er fiel endgültig nach vorne, als Abu Dun das
Schwert aus seinem Rücken riss.
»Da habe ich mich wohl getäuscht«, sagte Abu Dun finster.
»Dieses verdammte Schwert war doch noch zu etwas anderem
nutze.«
Er lachte böse, und Andrejs Augen wurden groß vor Schrecken, als er sah, wie sich Thure zu regen begann und seine Hand
nach der Axt tastete.
» Pass auf! « , schrie er, aber es war zu spät. Thure bewegte sich
plötzlich mit einer Schnelligkeit, die selbst die der Valkyries
übertraf. Seine Finger schlossen sich um den Stiel der Streitaxt,
und auch sie verwandelte sich in einen bronzefarbenen Blitz, der
sich beinahe schneller bewegte, als das Auge ihm folgen konnte,
und sich mit einem dumpfen Geräusch tief in Abu Duns Leib
grub. Der Nubier kippte ohne den mindesten Laut nach hinten,
und Andrej flankte mit einer kraftvollen Bewegung über den
Tisch und schlug mit dem Schwert nach Thure. Er hatte niemals
zuvor in seinem Leben schneller und entschlossener angegriffen,
und doch kam er sich vor wie ein Lahmer, der versuchte, mit
einem Araberhengst mitzuhalten. Thure wich ihm mit einer
mühelosen Bewegung aus und schwang seine gewaltige Axt,
deren Schneide rot war von Abu Duns Blut, und Andrej konnte
gerade noch das Schwert hochreißen und den Hieb damit
abfangen.
Sein Schwert zersplitterte.
Die kostbare Damaszenerklinge, die mühelos Stahl zerschneiden konnte, barst wie Glas unter einem Hammerschlag, und die
Wucht des Hiebes war noch immer groß genug, um Andrej
hilflos zurück und gegen den Tisch taumeln zu lassen. Thure
lachte schrill, schwang seine monströse Waffe zu einem zweiten
und womöglich noch kraftvolleren Hieb und Andrej wusste mit
unerschütterlicher Sicherheit, dass er ihm nicht mehr würde
ausweichen können.
Zwei schlanke Schatten sprangen Thure an und rissen ihn von
den Füßen. Der vermeintliche Nordmann schleuderte eine der
Valkyries mit einem wütenden Knurren davon, noch bevor er
wieder aufgesprungen war, und packte die zweite mit beiden
Händen, um sie mit solcher Wucht gegen die Wand zu schmettern, dass sie zusammenbrach und sich nicht mehr rührte, aber
die winzige Atempause reichte Andrej. Mit einem einzigen Satz
war er bei Thure und rammte ihm den zersplitterte Stumpf
seines Schwertes in den Hals.
Der Riese grunzte vor Schmerz und Zorn. Noch mehr Blut
sprudelte aus seinem Mund und aus der schrecklichen Wunde,
die der Schwertstumpf in seine Kehle gerissen hatte, aber
trotzdem schloss sich seine Hand im gleichen Augenblick mit
unwiderstehlicher Gewalt um Andrejs Arm und drückte ihn
herunter. Seine andere, zur Faust geballte Hand krachte mit
Wucht gegen seine Brust, als er zum zweiten Mal gegen den
Tisch geschleudert wurde, sich zweimal überschlagend über die
spiegelglatte schwarze Lavaplatte rutschte und auf der anderen
Seite hilflos zu Boden fiel. Alles drehte sich um ihn. Er bekam
keine Luft mehr. Thures Faustschlag hatte irgendetwas in ihm
gebrochen. Aber er hörte auch zugleich die stampfenden Schritte
des Riesen und das bösartiger Scharren, mit dem er seine Waffe
aufhob. Mühsam stemmte er sich hoch, versuchte die blutigen
Schleier wegzublinzeln, die plötzlich vor seinen Augen waren,
und erkannte Thure trotzdem nur als auseinanderfließenden
Schemen, der brüllend vor Wut in seine Richtung stürmte.
Wieder sprang eine der Valkyries den Nordmann an. Diesmal
gelang es ihr nicht einmal, ihn von den Füßen zu reißen, dafür
aber packte Thure die unsterbliche Kriegerin und schmetterte sie
mit furchtbarer Gewalt auf den Boden, und seine Faust traf sie
mit noch fürchterlicherer Kraft, sodass ihr bronzenes Halbvisier
zersprang und das blutüberströmte, verheerte Antlitz darunter
zum Vorschein kam. Andrej konnte spüren, wie das Leben aus
ihr wich.
» Andrej! «
Andrej war immer noch benommen und immer noch konnte er
weder richtig atmen noch sehen, aber er hob ganz instinktiv die
Hand und fing den bronzefarbenen Blitz auf, den Odin ihm
zuwarf.
Und Gunjirs Kraft explodierte in ihm wie weiß glühende Lava,
die aus dem brennenden Herzen eines Vulkans schoss.
Er hätte selbst nicht sagen können, warum er es tat, doch als er
sich wieder zu Thure herumdrehte, verbarg er das Schwert
hinter dem Rücken, und Thure – Loki! – hob mit einer bedächtigen Bewegung seine Streitaxt
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