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Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen

Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen

Titel: Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Dornieden , Stefan Rieß
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bedingt geeignet.
    Für Prof. Brodbeck ist das kein Zufall. » Man kann auf der Grundlage der Illusion eines dauerhaften Egos keine Wissenschaft aufbauen. Während die Naturwissenschaften in der Technik beweisen, dass ihre Grundannahmen richtig sind– sonst würden Raketen nicht fliegen und Handys nicht funktionieren–, erweisen sich die ökonomischen Erkenntnisse, die dem wirtschaftlichen Handeln zugrunde liegen, als fatale Täuschungen mit gravierenden Folgen: Wirtschaftskrisen, Elend, Hunger und dem Zusammenbruch sozialer Systeme. Der Versuch, die Welt reicher und friedlicher zu machen, indem man den Egoismus als Grundprinzip des menschlichen Handelns durch die Politik und internationale Organisationen sogar noch fordert und fördert, ist in globalen Wirtschaftskrisen, weltweitem Hunger, sozialer Deklassierung und einer zerstörten Umwelt auf ganzer Linie gescheitert.«
    Die modernen Übel im Wirtschaftsleben
    Um welche Illusion geht es im Wirtschaftsleben im Kern? Worin liegt die eigentliche Verblendung? Nach buddhistischer Auffassung ist das Ich im Grunde leer (siehe Seite 44). Und gerade weil das Ich keine Substanz hat, versuchen wir permanent, es zu füllen, indem wir Neues ergreifen, an Bewährtem und Vertrautem festhalten und Fremdes zurückweisen. Unwissenheit und Anhaftung, Gier und Hass treiben uns Menschen als wirtschaftlich handelnde Subjekte an, weil wir nicht erkennen, dass alle Dinge in einer gegenseitigen Abhängigkeit stehen. Der ökonomische Ausdruck unserer Unwissenheit zeigt sich in unserer Beziehung zum Geld und in der maßlos gestiegenen Bedeutung, die ein einfaches Tausch- und Zahlungsmittel inzwischen für uns bekommen hat. War das Geld ursprünglich einmal dafür da, um die Vernetzung der Menschen durch Tauschprozesse zu vereinfachen, ist es inzwischen zum Selbstzweck geworden, der um seinetwillen angehäuft werden muss. Jeder Wert muss sich im Geldwert ausdrücken lassen; alles, was nicht in barer Münze ausgedrückt werden kann, besitzt in der Umkehrung keinen wirklichen Wert. Oder: Alles hat einen Preis, und was keinen Preis hat, ist auch nicht von Wert für uns.
    Geld regiert die Welt: das Übel Gier
    Doch welche Folgen hat es, wenn jedes Ding und jede Tat und jeder Mensch in Geldeinheiten gemessen wird? Die Vernetzung der Menschen durch Tauschprozesse wird quasi umgedeutet. Das Geld ist aus einem Diener zum Herrn der Erde geworden. Gleichwohl besitzt das Geld keine Substanz. Solange noch Gold als Geld verwendet wurde, konnte man die Illusion hegen, dass hinter dem Geld ein materieller Wert steckt. Obwohl auch hier schon klar war, dass einem Edelmetall kein wahrer Wert innewohnt, sondern auch dafür ein Preis durch Angebot und Nachfrage gebildet wird. Diese Illusion ist nun endgültig geschwunden, aber an die Stelle ist eine weit mächtigere Illusion getreten: Heute ist Geld vollkommen immateriell, ein Stück Papier, eine Zahl auf dem Konto, auf dem Monitor des Computers. Millionen und Milliarden von Dollar oder Euro lassen sich per Knopfdruck in Sekundenschnelle rund um den Globus transferieren. Börsengewinne können gigantische Vermögen in kürzester Zeit anschwellen lassen, genauso wie ein Crash diese Besitztümer von einem Tag auf den anderen vernichten kann. Geld scheint mit der realen Welt der Güter und Menschen in keiner Verbindung mehr zu stehen. Trotzdem scheint es für die Mehrheit der Menschen überaus entscheidend zu sein, denn die meisten unserer Handlungen– und nicht nur die ökonomischen – orientieren sich an diesem inhaltslosen Zeichen.
    Wertsteigerung und Werterhaltung brauchen aber auch einen legalen Rahmen, der jedem Individuum die Möglichkeit gibt, seine Unabhängigkeit zu demonstrieren. Das geschieht in den kapitalistischen Marktwirtschaften durch das Eigentumsrecht. Geschützt durch den Staat, kann man an Dingen (aber auch an Tieren und Gedanken, wie bei Patenten oder Urheberrechten) ein Eigentumsrecht geltend machen. Dieses Eigentum wird wiederum in Geld gemessen. Die Tendenz des Egos, seine eigene Leere durch eine Ausweitung seines Territoriums zu verbergen, nimmt in der Wirtschaft die besondere Form des Strebens nach der Vermehrung von Geld an. Das Tragische an der weltweiten Geldgier ist, dass niemals eine Grenze erreicht wird. Kein Aktienkurs kann jemals hoch genug, kein Vermögen groß genug, kein Einkommen ausreichend sein– diese Gier ist der eigentliche Antriebsmotor unserer Volkswirtschaften, und sie öffnet einer Reihe problematischer

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