Das Dalai-Lama-Prinzip fuer Kollegen
Industrieunternehmen und Architekturbüros, in Universitäten und Behörden, in Redaktionen und Agenturen wird Mobbing oft getarnt, aber nicht minder bösartig betrieben. Dieses unterschwellige und fein differenzierte Streuen von Gerüchten, Ausgrenzen und verbal Attackieren macht es dem Angegriffenen ungleich schwerer, Hilfe zu finden. Er kann unter Umständen nicht einmal beweisen, dass er gemobbt wurde. Wie soll der Angestellte nachweisen, dass die Kritik an seiner Arbeit eigentlich auf ihn als Person zielt? Wie soll er belegen, dass ein neidischer Blick, ein hämisches Grinsen, eine spitze Bemerkung nicht zum gewöhnlichen Umgang gehören, sondern die kleinsten Bestandteile einer Rufmordkampagne sind?
Warum wird gemobbt?
Gemobbt wird aus den verschiedensten Gründen: Frustration, Langeweile, Druck, Missgunst, Besitzstandswahrung, Intoleranz, Angst um den Arbeitsplatz und vieles andere. Doch wer den Grund für Mobbing ausschließlich in der individuellen Bösartigkeit oder im schlechten Charakter von Einzelnen sieht, macht sich die Sache zu leicht. In der Regel stimmt in Betrieben, in denen gemobbt wird, etwas grundsätzlich nicht. So herrscht in solchen Unternehmen möglicherweise ein übertrieben harter Konkurrenzkampf, und kollegiales Verhalten geht in Anonymität oder Angst unter. Oder die Führungsverantwortlichen versäumen es, sich um die Belange und Probleme ihrer Angestellten zu kümmern. In diesem Fall sind Sie als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin dann auch noch auf sich allein gestellt.
Wie gehen Mobber vor?
Das hässliche Gesicht des Mobbings kennt viele Tarnungen. Frauen und Männer gehen dabei unterschiedlich vor. Weibliche Mobber machen zum Beispiel gerne andere lächerlich, reden schlecht hinter dem Rücken von Kolleginnen oder Kollegen, üben permanente Kritik an deren Arbeit, verbreiten Gerüchte über sie oder machen diffuse Andeutungen, ohne aber je konkret zu werden. Männliche Mobber lassen bevorzugt andere Mitarbeiter auflaufen, ignorieren sie, sprechen nicht mehr mit ihnen, machen Druck oder drohen, lassen ihr Gegenüber nicht ausreden und unterbrechen es permanent.
Der schwedische Forscher Heinz Leymann hat sich intensiv mit dem Mobbing-Problem befasst und insgesamt 45 verschiedene Mobbing-Handlungen unterschieden. Diese lassen sich in die fünf folgenden Kategorien einteilen:
Angriffe auf die Möglichkeit, sich mitzuteilen, zum Beispiel durch ständige Kritik oder Beschimpfungen oder Lächerlichmachen.
Angriffe auf die sozialen Beziehungen, etwa durch Nichtbeachtung, » Schneiden« oder Ignoranz.
Angriffe auf das soziale Ansehen durch Klatsch und Tratsch, falsche Gerüchte und Beleidigungen.
Angriffe auf die Qualität der Arbeit, zum Beispiel durch das Zurückhalten von Informationen oder dadurch, dass Aufgaben zugewiesen werden, die den Betreffenden überfordern.
Angriffe auf die Gesundheit, worunter auch Gewaltandrohungen oder sexuelle Belästigungen zu zählen sind.
Die Punkte 1 und 2 zehren an Ihrer Motivation, an Ihren Nerven und Ihren Kräften und können sich als Konsequenz negativ auf Ihre Karriere auswirken. Außerdem demonstrieren Sie Ihren Kollegen und Vorgesetzten dadurch, dass Sie das mit sich machen lassen, fehlendes Durchsetzungsvermögen und die Unfähigkeit, angemessene Grenzen zu setzen. Noch schlimmer sind die Punkte 3 und 4, denn wenn Sie auf dieser Ebene angegriffen werden, können Sie nicht direkt reagieren, sondern erfahren meist erst hinterher, dass Sie sabotiert wurden oder dass jemand über Sie Gerüchte in Umlauf gebracht hat. Mobbing-Aktionen aus der fünften Kategorie sind oft sogar Handlungen, die strafrechtlich verfolgt werden können und sollten.
Doch vor dem Gang zum Vorgesetzten, zum Betriebsrat oder zur Polizei scheuen sich viele Mobbing-Opfer. Im Gegenteil suchen viele Betroffene die Schuld bei sich. Häufig ist Mobbern zudem schwer beizukommen, denn sie schlagen oftmals zu, ohne Spuren zu hinterlassen. Wenn der Angegriffene sich wehrt, ohne Fakten oder Beweise liefern zu können, wird er als » überempfindlich«, » unkollegial« oder » verrückt« hingestellt. Schnell sind dann die Rollen zwischen Opfer und Täter vertauscht.
Die erschreckenden Folgen des Mobbings
Durch Mobbing wird für viele Opfer eine gefährliche Spirale in Gang gesetzt: Zunächst kommt es zu Leistungsminderung, die Motivation lässt nach, und die Konzentrationsfähigkeit sinkt. Bald kann der Betroffene seine Arbeit nicht mehr in ausreichender Qualität erledigen, was zu
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