Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
unterstützen, sich weiterzuentwickeln, selbstständiger und unabhängiger zu werden. Die reinste Form der Großzügigkeit besteht darin, sich seelisch, körperlich und geistig voll auf den Partner einzulassen.
Stefan Rieß
Claudia und ich sind beide großzügige Menschen. Es macht uns Spaß, dem anderen etwas zu schenken, wovon wir wissen, dass es ihm Freude bereitet. Genauso gerne schenken wir unseren Kindern etwas. Doch das größte Geschenk, das wir uns gegenseitig machen, besteht darin, den anderen jeweils an die erste Stelle in unserem Leben zu setzen. Wir achten darauf, möglichst viel Zeit miteinander zu verbringen. Wir bemühen uns, die meisten Erledigungen gemeinsam zu machen und auch die Freizeit weitgehend zu teilen.
Natürlich erfordern auch bei uns Arbeit und Kinder viel Engagement und Aufmerksamkeit. Aber die Stunden, die dann verbleiben, gehören weitgehend unserer Partnerschaft. Freunde treffen wir in der Regel gemeinsam, persönliche Hobbys sind uns nicht so wichtig, dass wir dafür den anderen zurücksetzen würden.
Vor allem geben wir uns jede Hilfe, die wir geben können. Auch wenn ich zurzeit mehr arbeite und Claudia sich in erster Linie um die Kinder kümmert, versuche ich, Claudia im Haushalt abzunehmen, was ich kann. Da wir beide den gleichen Beruf haben, können wir uns auch auf diesem Gebiet unterstützen, mit Ideen, Kontakten und mit konstruktiver Kritik. Daneben haben meine Frau und ich die Fähigkeit, sehr großzügig mit den Eigenheiten des anderen umzugehen. Das war
schon von Anfang an in unserer Beziehung so, und wir haben es geschafft, uns diese gegenseitige Großzügigkeit auch zu bewahren, seitdem wir Kinder haben – was wir beide als Erfolg ansehen. Denn Kinder sind natürlich eine große Herausforderung für jede Beziehung.
Fünf Fragen zum Thema Freigiebigkeit
Wann haben Sie Ihrem Partner das letzte Mal etwas geschenkt?
Über welche Überraschung würde sich Ihr Partner am meisten freuen?
Könnten Sie Ihrem Partner gegenüber noch freigiebiger sein?
Wie tolerant sind Sie Ihrem Partner gegenüber?
Halten Sie sich für großzügig oder eher für geizig?
Dritte nützliche Handlung: für liebevollen Sex sorgen
Sex ist für die meisten von uns ein wichtiger Teil jeder Partnerschaft, für einige sogar der wichtigste. Er ist Begehren und Leidenschaft in einer unmittelbaren Form, ein starkes Bedürfnis, das Befriedigung sucht. Die Sexualität
ist aber auch der Teil von uns, der uns mehr als alles andere an das Rad des Lebens bindet: Sexualität ist der Motor des Lebens. Werden und vergehen – die sexuelle Begegnung reicht weit über unser eigenes Leben hinaus, wenn wir Kinder zeugen und gebären.
Doch dieser Aspekt soll uns hier nicht vorrangig interessieren; wir beschäftigen uns ausschließlich mit den Möglichkeiten, die körperliche Beziehung zu unserem Partner liebevoller und entspannter und damit erfüllter werden zu lassen. Auch hier stehen die buddhistischen Grundprinzipien im Mittelpunkt: Achtsamkeit, Respekt, Gelassenheit und Geduld sind für eine befriedigende sexuelle Beziehung unabdingbar.
Zunächst einmal muss jeder wissen, welche Vorstellungen von Sexualität er selbst hat; es ist gut, wenn man seinen eigenen Körper kennt, wenn man weiß, welche Berührungen erregen, was als schön und lustvoll empfunden wird, welche Fantasien einen dabei begleiten. Dann gilt es herauszufinden, was dem Partner Sexualität bedeutet. Denn es ist ja nicht automatisch so, dass ihm das Gleiche Vergnügen bereitet. Vielleicht möchte er ganz andere Dinge machen, oder er weiß nicht, was ihm guttut und sexuelle Befriedigung verschafft.
Wir müssen also erst einmal sensibel und behutsam in Erfahrung bringen, was dem Partner Lust bereitet und was ihn abtörnt. Gerade auf dem Gebiet der Sexualität ist es von Belang, sein Anderssein zu respektieren, gelassen und geduldig an der körperlichen Beziehung zu arbeiten. Dabei sollte man natürlich immer auch alles andere, was zur Partnerschaft gehört, im Auge behalten. Denn oft
klappt es im Bett nicht so, wie wir uns das vorstellen, weil es in der Partnerschaft Probleme gibt, die ganz woanders liegen.
Unehrlichkeit oder vermutete Untreue ist einem lustvollen Miteinander abträglich, mehr noch als Stress im Job, Zeitmangel oder kleine Kinder. Erfüllende Sexualität lässt sich nicht mit einem Handbuch lernen; es ist keine Frage der Technik, ob ein Paar Spaß im Bett hat. Funktioniert eine Beziehung, dann funktioniert meistens auch der
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