Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
zur Versöhnung
ausstrecken können. Doch Vorsicht: Im Streit sagt man oft Dinge, die man anschließend bereut, die sich aber nicht so einfach zurücknehmen lassen. Fast nichts kann aufgebautes Vertrauen schneller zerstören als unbedachte Äußerungen. Wir müssen immer verhindern, dass in Konflikten Verletzungen entstehen, und wenn sie entstanden sind, sofort versuchen, sie – so weit es geht – wieder zu heilen.
Statt also aggressiv auf einen Angriff zu reagieren, ist es besser, sich erst einmal zu fragen: Was hat den anderen veranlasst, so mit mir zu sprechen? Was meinte er wirklich damit? Was wollte er erreichen? Wie ging es ihm dabei, als er das gesagt hat? Was genau hat das in mir ausgelöst?
Wenn man im täglichen Miteinander aufmerksam bleibt und zu verstehen versucht, was der Partner zum Ausdruck bringen möchte, in welcher Situation er sich gerade befindet und wie seine Verfassung ist, fällt es sehr viel leichter, das Verbindende zu betonen und nicht das Trennende. So lässt sich Streit verhindern oder, falls es doch bereits zu einer Auseinandersetzung gekommen ist, zumindest schnell wieder beenden. Denn selbst wenn wir gerade nicht einer Meinung sind, können wir uns immer wieder vor Augen führen, was uns eigentlich zusammenhält. Oft neigt man in Momenten der Auseinandersetzung dazu zu vergessen, warum man sich ineinander verliebt hat und dass man gemeinsam stärker ist als allein. Um Harmonie zu erlangen, reicht es oft, sich in Krisensituationen zu vergegenwärtigen, was man aneinander hat und was alles gut an der Beziehung ist.
Eintracht heißt nicht, dass man in jeder Hinsicht einer Meinung ist, sondern nur, dass jeder seinen Standpunkt mitteilen darf ( freilich ohne den anderen zu demütigen, zu kränken und zu verletzen). Das erfordert aber auch, die eigenen Vorstellungen oder Wünsche mit ein wenig Distanz zu betrachten. Wir sollten uns nie zu ernst nehmen. Selbstkritik und Humor, davon sind Buddhisten überzeugt, können uns manchmal quantensprunghaft weiterbringen. »Wenn Leute lachen, sind sie fähig zu denken«, sagt der Dalai Lama.
Stefan Rieß
In schwierigen Momenten gelingt es Claudia und mir Abstand zu finden, indem wir über das vermeintliche Problem immer wieder einmal lachen können. Gerade haben wir uns noch leicht gereizt auseinandergesetzt, dann macht einer oder wir beide einen Schritt zurück und rücken das Problem in die richtige Perspektive.
Humor spielt in unserer Partnerschaft eine entscheidende Rolle. Auch wenn gerade alles schiefläuft, die Wohnung sich in ein absolutes Chaos verwandelt hat, die Kinder um zehn Uhr abends immer noch nicht schlafen und zwischen Mieterhöhung und Steuernachzahlung alle Unbill dieser Welt auf uns fällt, finden wir trotzdem noch Grund zum Lachen. Nicht immer, aber immer wieder einmal gelingt es
uns, einfach loszulassen und darüber zu lachen, wie unwichtig doch viele Dinge sind, über die man sich oft aufregt.
Viele Spannungen lösen sich in Luft auf, wenn man miteinander scherzt – natürlich nicht auf Kosten des anderen, ohne Ironie und Sarkasmus, sondern einfach indem man die schwierigen Seiten des Lebens aus einem heiteren Blickwinkel betrachtet. Dann können wir uns in die Augen sehen und wissen, dass wir in der besten aller Welten leben. Dann kann man den Gesprächsfaden wieder aufnehmen und nach einer gemeinsamen Lösung für die anstehenden Probleme suchen.
Fünf Fragen zum Thema Eintracht
Wie oft streiten Sie mit Ihrem Partner?
Was sind dabei die wichtigsten Themen, Anlässe, Auslöser?
Wie geht es Ihnen dabei?
Wie legen Sie den Streit bei?
Können Sie mit Ihrem Partner auch über Auseinandersetzungen lachen?
Sechste nützliche Handlung: ruhig und vertrauensvoll sprechen
Wichtig ist auch, auf welche Art und Weise eine Auseinandersetzung geführt wird. Buddha kennt hier zwei Grundregeln der Gesprächsführung, die zwar banal klingen, aber gerade bei Konflikten immer wieder vernachlässigt werden.
Häufig merken wir es gar nicht, wenn in schwierigen Gesprächen unsere Stimme immer erregter, die Wortwahl immer aggressiver wird. Wenn wir streiten, geht es oftmals nur noch darum, den eigenen Standpunkt durchzudrücken, indem wir den anderen abkanzeln oder einschüchtern. Eine ruhige, angenehme, bedachte Stimme schafft dagegen Vertrauen. Tonfall, Stimmlage und Sprechgeschwindigkeit transportieren eine Botschaft stärker als die Worte, die man wählt.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung des Gesichtsausdrucks und die
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