Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
vermeiden,
dass Mistrauen erregt wird, Neid oder Eifersucht angefacht werden. Sie werden im Gegenteil mehr geschätzt werden als bisher.
Stefan Rieß
Natürlich versuche ich gelegentlich, Claudia von bestimmten Ideen zu überzeugen, und sie tut das Gleiche bei mir. Und natürlich unterhalten wir uns auch hin und wieder über andere Menschen. Small Talk und Klatsch haben schließlich eine wichtige, die Verbindung stärkende Funktion. Entscheidend ist jedoch, dass wir jeden Tag versuchen, für wenigstens eine halbe oder eine Stunde über alles zu sprechen, was uns beschäftigt, seien es die Kinder oder der Job, seien es Zukunftsängste oder freudige Erlebnisse. Dabei geht es immer auch um Organisatorisches: Wann kommt die Putzfrau? Wer zahlt die Telefonrechnung? Diese Gespräche dienen aber auch dazu, dem anderen eine Vorstellung zu geben, wie es gerade in einem aussieht, was man denkt und fühlt, hofft und fürchtet. Dieser ritualisierte Austausch von Meinungen und Erfahrungen trägt entscheidend zur Qualität unserer Liebesbeziehung bei. Viele Paare sprechen einfach zu wenig miteinander, und wenn, dann nur über praktische Probleme. Dabei ist die Gefahr groß, dass man sich als Liebespaar aus den Augen verliert.
Fünf Fragen zum Thema sinnvolle Kommunikation
Über welche Angelegenheiten sprechen Sie in der Regel mit Ihrem Partner?
Äußern Sie in einem Gespräch alles, was Sie sagen wollen?
Haben Sie das Gefühl, dass das Gespräch Ihrem Partner etwas gibt?
Machen Sie Ihrem Partner Vorwürfe? Rechtfertigen Sie sich?
Wollen Sie mit Reden etwas erreichen?
Sinnvolle Kommunikation setzt voraus, dass wir in unserem Geist Klarheit über die wesentlichen Dinge erreicht haben. Dass wir eine genaue Vorstellung von uns und unserer Umwelt haben, dass wir die richtige Einstellung zum Leben gefunden haben. Darauf zielen die letzten drei der nützlichen Handlungen.
Achte nützliche Handlung: genügsam und zufrieden sein
Wie wirken sich Zufriedenheit und Genügsamkeit aus? Als Freiheit. Wer nicht denkt, er würde ewig leben, wird seine Zeit nicht für Anschaffungen und Tätigkeiten verschwenden,
die keine wahren Bedürfnisse befriedigen. Wer nicht dauernd etwas haben oder erreichen will, hat auch nicht permanent Angst, etwas zu verlieren oder nicht zu bekommen. Wer sich nicht ständig mit anderen Menschen vergleicht, ob es denen vielleicht besser geht als einem selbst, der ist auch weitgehend frei von Neid und Eifersucht. Er ist in der Lage, sich aufrichtig für den anderen mitzufreuen, wenn diesem etwas Schönes widerfährt.
Stefan Rieß
Früher wollte ich von allem mehr – mehr Erfolg, mehr Geld, mehr sexuelle Erfahrungen, mehr aufregende Erlebnisse. Heute setze ich meine Energie vorrangig dafür ein, meine Familie zu ernähren und zu schützen. Ich brauche heute keine Reisen in ferne Länder – ich kann auch direkt vor meiner Haustür das Wunder unseres Lebens sehen, hören, schmecken, riechen und spüren.
Mir steht der Sinn nicht nach mehr Besitz, weil er in der Tat belastet, und irgendwann ist es eben der Besitz, der uns besitzt, und nicht umgekehrt. Das bedeutet nicht, dass man sich über das, was man besitzt, nicht freuen darf, sondern nur, dass man sich davon nicht abhängig machen sollte. Wenn man mit wenig zufrieden
ist und wenig erwartet, erlebt man fast alles als ein Geschenk.
Das gilt auch für die Partnerschaft. Wenn man nicht dauernd Erwartungen an seinen Partner hat, wird man nicht enttäuscht, sondern oftmals positiv überrascht. Die Einstellung, den Partner so zu lieben, wie er ist, und ihn nicht ständig ändern zu wollen, ist für mich und meine Frau für eine glückliche Beziehung von großer Bedeutung. Für uns ist es wichtig geworden, den Augenblick mit allen unseren Sinnen zu erleben. Wir verstehen es heute besser, im Hier und Jetzt zu leben. Wir hoffen nicht mehr, dass in der Zukunft alles besser wird (außer manchmal, wenn wir uns wünschen, dass unsere Söhne ein bisschen älter sind). Wir trauern nicht schönen Zeiten in der Vergangenheit nach (außer manchmal, wenn wir an die unbeschwerte Zeit als verliebtes Paar denken). Wir erwarten nicht, dass der Partner dieses oder jenes macht, damit alles harmonisch wird.
Wenn man sich mit dieser Sichtweise anfreunden kann, ist die Basis für eine gewisse Leichtigkeit im Leben gelegt. Sicherlich ist nicht immer alles so simpel, gerade in einer Partnerschaft gibt es viele Hindernisse für ein sorgenfreies Erleben. Aber in jeder Minute unserer
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