Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
Existenz gibt es auch unendlich viele Dinge, über die wir uns gemeinsam freuen können – über ein Lächeln, ein freundliches Wort, mit den Kindern zu spielen, gemeinsam in die Sterne zu schauen.
Wertschätzen, was ist; akzeptieren, wie der Partner denkt und fühlt; Erwartungen loslassen – das bedeutet nicht, dass man einfach alles geschehen lässt. Ohne Zweifel ist es für eine Beziehung auch wichtig, die Wohnung in Ordnung zu halten, sein Äußeres nicht zu vernachlässigen, die Arbeit verantwortungsvoll zu erledigen. Und es macht Spaß, sich ab und zu etwas Schönes zu kaufen. Der wesentliche Unterschied beginnt im Kopf: Man sollte materiellen Dingen nicht allzu viel Bedeutung zumessen und sich von dem Druck frei machen, mit einem neuen Haus, schöneren Möbeln, einem größeren Auto oder weiten Luxusreisen würde das Leben angenehmer und reicher werden. Und man sollte sich von dem Irrglauben befreien, in der Beziehung würde alles besser laufen, wenn der Partner unsere Erwartungen erfüllen würde.
Fünf Fragen zum Thema Zufriedenheit
Fehlt Ihnen etwas zu Ihrem Glück? Wenn ja, was?
Wie wichtig sind Ihnen materielle Dinge?
Sind Sie mit dem, was Sie haben, zufrieden?
Können Sie die Gegenwart genießen?
Was erwarten Sie von Ihrem Partner?
Meditationsübung: Mitgefühl entwickeln
»Wer sich in großer Liebe übt, sollte die Ichbezogenheit aufgeben und sich den Übungen Buddhas verpflichten, deren Wurzel das Mitgefühl ist«, sagt der Dalai Lama. Wenn wir Glück erreichen wollen und zufrieden in einer Partnerschaft leben möchten, müssen wir die Liebe und das Mitgefühl in uns erweitern und die Fokussierung auf uns selbst in Fürsorge für andere umwandeln, die genau wie wir selbst im Daseinskreislauf gefangen sind. Diese Meditationsübung kann helfen, den Blick von sich selbst weg auf andere Menschen (und auch auf den Partner) zu richten.
Stellen Sie sich einen Freund oder eine Freundin vor. Denken Sie darüber nach, dass dieser Mensch, genau wie Sie selbst, unter körperlichen und seelischen Schmerzen leidet.
Weiten Sie diese Betrachtung auf mehrere Freunde aus.
Weiten Sie diese Betrachtung nun auch auf Menschen aus, zu denen Sie ein eher neutrales Verhältnis haben, etwa Arbeitskollegen.
Reflektieren Sie nun darüber, dass selbst Ihre Feinde unter körperlichen und seelischen Schmerzen leiden und genau wie Sie versuchen, sich von diesem Leiden zu befreien.
Neunte nützliche Handlung: sich wohlwollend verhalten
Wir sind mit allen Lebewesen in einer bestimmten Weise verbunden. Die anderen Menschen fühlen genauso wie wir. Diese Tatsachen sollte man sich immer vor Augen halten – egal in welcher Situation. Wir fühlen mit, wenn unser Partner krank ist oder sich schlecht fühlt. Warum sollten wir nicht mitfühlen, wenn unser Partner sich uns gegenüber ungerecht, verletzend oder übellaunig verhält?
Wir können unserem Partner mit Wohlwollen und Verständnis begegnen, wenn wir erkennen, wie sehr er in seinen eigenen Verstrickungen gefangen ist. Manchmal richtet sich sein Verhalten nämlich gar nicht gegen uns, sondern liegt in etwas ganz anderem begründet.
Fünf Fragen zum Thema wohlwollend sein
Können Sie sich über Erfolge Ihres Partners aufrichtig freuen?
Wie gut können Sie sich in Ihren Partner hineinversetzen?
Fühlen Sie mit Ihrem Partner mit, auch wenn er sich Ihnen gegenüber ungerecht verhält?
Helfen Sie Ihrem Partner, wenn er Probleme hat?
Wie häufig fühlen Sie sich insgeheim ein bisschen besser (oder klüger) als Ihr Partner?
Stefan Rieß
Früher bin ich mit Kränkungen und Verletzungen so umgegangen, dass ich mich zurückgezogen habe und auf Rache und Vergeltung aus war. Heute versuche ich zu verstehen, was tatsächlich passiert ist. Hat mein Gegenüber mich aus Unachtsamkeit gekränkt? Wusste er, was er tut? Und wenn ja, was hat ihn dazu bewegt? Habe ich ihm irgendeinen Grund dafür gegeben? Gab oder gibt es etwas in seinem Leben, das ihn so handeln lässt? Kann ich ihm helfen, sich anders zu verhalten?
Das gilt übrigens nicht nur im negativen, sondern auch im positiven Sinn: Die Partnerin erfährt von jemandem Bewunderung; sie verdient plötzlich wesentlich mehr als man selbst; es ergibt sich die Situation, dass sie ein halbes Jahr freinehmen kann. Früher hätte ich in solchen Fällen mit Neid reagiert. Heute weiß ich: Warum soll ich meiner Partnerin ihr Glück nicht gönnen? Das ändert ja nichts an meinem eigenen Glück, es macht mich doch nicht unglücklicher. Ganz im
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