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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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dankte. Nun erst nahmen sie an der Festmahlzeit der jungen Bräute und ihrer Verlobten den freudigsten Anteil. Doch dauerten die Festlichkeiten, die Currado zu Ehren seines Schwiegersohnes und seiner übrigen Angehörigen und Freunde veranstaltete, nicht nur diesen, sondern noch viele darauffolgende Tage.
    Als sie endlich zu Ende gingen, meinten Frau Beritola und Giuffredi gleich den übrigen, es sei Zeit aufzubrechen. So bestiegen sie unter vielen Tränen des Currado, seiner Gemahlin und des Herrn Gasparrin in Gesellschaft Spinas das Schiff, das ihnen Arrighetto gesandt, und sagten jenen Lebewohl. Ein günstiger Wind brachte sie binnen kurzem nach Sizilien, wo die Gattin, die Söhne und ihre Frauen von Arrighetto mit solcher Glückseligkeit empfangen wurden, daß sie unmöglich zu schildern ist. Dort sollen sie dann noch lange Zeit glücklich und der empfangenen Wohltaten eingedenk in der Gnade Gottes gelebt haben.
     

Siebente Geschichte
     
     
    Der Sultan von Babylon schickt seine Tochter dem König von Algarbien zur Frau, sie aber gerät durch eine Reihe von Ereignissen in einem Zeitraum von vier Jahren und an verschiedenen Orten neun Männern in die Hände. Endlich wird sie ihrem Vater zurückgebracht und reist als vorgebliche Jungfrau zum König von Algarbien, um dessen Gattin zu werden.
     
    Es fehlte nicht viel, daß die Geschichte der Emilia und das Mitleid mit dem Unglück der Frau Beritola die jungen Damen zu Tränen gerührt hätte. Als jedoch Emilia zu Ende war, gefiel es der Königin, den Panfilo im Erzählen fortfahren zu lassen, weshalb er gehorsam und willig also begann:
    Schwierig ist es für uns, ihr anmutigen Damen, zu erkennen, was uns guttut; denn wie wir oft sehen, meinen viele, wenn sie reich wären, könnten sie sorgenlos und ruhig leben. Daher bitten sie nicht allein Gott inbrünstig um Erreichung dieses Zieles, sie scheuen auch keine Mühe und Gefahr, um zu ihm zu gelangen. Werden aber ihre Bitten erfüllt, so finden sie oft ihrer Erbschaft wegen in denen Mörder, die, bevor sie reich wurden, ihr Leben beschützten und sie liebten. Andere, in niedrigem Stande geboren, bahnen sich durch tausend gefährliche Schlachten und durch das Blut ihrer Brüder und Freunde den Weg zu den Höhen des Thrones, wo sie das höchste Glück zu finden wähnen, und müssen, von der unendlichen Furcht und den Sorgen zu schweigen, die sie umgeben, bei ihrem jähen Tode erkennen, daß man an den Tafeln der Könige Gift aus goldenen Bechern trinkt. Nicht gering ist auch die Zahl derer, die körperliche Kraft und Schönheit mit dem heftigsten Verlangen, so wie andere den Schmuck, begehren, und die Torheit ihres Wunsches nicht eher erkennen, als bis sie gewahr werden, daß gerade jene Dinge ihnen den Tod oder schwere Betrübnis bringen. Um aber nicht alle menschlichen Wünsche einzeln durchzusprechen, versichere ich im allgemeinen, daß es unter allen Wünschen keinen gibt, den die Sterblichen mit vollkommener Umsicht als vor allen Schicksalsschlägen gefeit zu wählen imstande sind. Deshalb sollten wir, wenn wir's richtig machen wollen, immer das hinzunehmen und festzuhalten bereit sein, was derjenige uns gibt, der allein durchschaut, was uns not tut, und es uns zu verleihen imstande ist. Wenngleich nun die Männer in dieser Hinsicht vielfach durch ihre Wünsche fehlgehen, so sündigt ihr, schöne Damen, doch ganz vorzüglich in dem einen Punkte: daß ihr schön zu sein wünscht und euch deshalb nicht einmal mit den Reizen begnügt, welche die Natur euch gewährt hat, sondern diese durch wunderbare Künste noch zu vermehren bestrebt seid. Darum will ich euch in der folgenden Geschichte erzählen, wie die Schönheit eine junge Sarazenin so sehr ins Unglück brachte, daß sie um dieser Schönheit willen in der Zeit von etwa vier Jahren neunmal neue Hochzeiten feiern mußte.
    Schon vor geraumer Zeit lebte ein Sultan von Babylon namens Benminedab, dem zu seinen Lebzeiten gar vieles nach Wunsch ging. Unter mehreren ändern Kindern beiderlei Geschlechts hatte er auch eine Tochter mit Namen Alatiel, welche nach der Aussage aller, die sie zu sehen bekamen, das schönste Mädchen war, das damals auf Erden gefunden werden konnte. Diese hatte er dem König von Algarbien auf dessen besonderen Wunsch zur Frau versprochen, weil jener ihm außergewöhnlichen Beistand bei einem Überfall zahlreicher Araber geleistet und zu einem glänzenden Siege verholfen hatte, und so schiffte er sie unter ehrenvoller Begleitung von Männern

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