Das Disney World Komplott
Schwierigkeiten. Im Dunkeln sehe ich besser.«
Krills gedämpfte, rauhe Atemzüge wurden im Büro zum einzigen Geräusch. Mittlerweile hatten Haslangers Augen sich den Lichtverhältnissen vollends angepaßt, so daß er Krills ganze Erscheinung und einen Großteil seines Gesichts sehen konnte. Die Kreatur hatte ein großes, langes Pferdegesicht, das auf einem dicken, mit starken, überentwickelten Muskelsträngen durchzogenen Hals saß. Der Schädel war zu groß für die ihn umgebende Haut, so daß in den Wangen, der Stirn und den beiden Kieferseiten Krater, Spalten und Lücken klafften. Krills Mund stand offen, denn die Zähne vereitelten jeden Versuch, ihn zu schließen. Der Haarwuchs beschränkte sich auf wenige Stellen der Kopfhaut und sah eher wie Schorf aus.
Trotz der schrecklichen Entstelltheit des Gesichts waren Krills Augen das Schlimmste. Sie quollen aus zu kleinen Höhlen, die Lider konnten sie fast nicht bedecken; sie ähnelten fetten Golfbällen, in deren Mitte man schwarze Löcher gebohrt hatte. Sie standen fast immer offen und brannten mit unglaublicher Intensität. Peripher war das Blickfeld auf nahezu zweihundertsiebzig Grad erweiterbar, so daß ihnen nichts entging, außer wenn sie zu plötzlich oder zu hellem Licht ausgesetzt wurden.
Langsam hob sich die Gestalt aus dem Sessel und blieb hinter dem Schreibtisch stehen. Haslanger mußte den Kopf in den Nacken legen, um den ungeheuer kolossalen Brustkasten und die enorm breiten Schultern sehen zu können. Er betrachtete diesen Anblick mit längst gewohnter Ehrfurcht. Aus Krills Schultern ragten derartig lange Gliedmaßen, daß er im Stehen die massigen Unterarme in ganzer Länge auf die Schreibtischunterlage legen konnte.
»So, Vater … Was möchtest du denn dieses Mal von mir?«
Kapitel 11
Am Mittwochmorgen traf Colonel Lester Fuchs ganz früh, während die Korridore noch gähnend leer waren, im Gruppe-Sechs-Hauptquartier ein. Er schloß seine Bürotür hinter sich und trat an den begehbaren Kleiderschrank. Darin bewahrte er eine schon komplett mit Generalssternen versehene Uniformjacke auf, die in einem Wäschebeutel versteckt war. Er tauchte sie gegen die Colonel-Uniformjacke aus, die er trug, und setzte sich an den Schreibtisch.
Ein mieser Tag stand ihm bevor, einer der schlimmsten überhaupt. Heute mußte er sich für das gestrige Debakel rechtfertigen. Fünf Freiwillige waren gestorben. Drei weitere würden für den Rest ihres Lebens von schrecklichen Brandnarben verunstaltet bleiben. Fuchs rechnete damit, daß man die Gruppe-Sechs-Aktivitäten zumindest drastisch einschränkte. Im schlimmsten Fall aber drückten seine Widersacher im Kongreß ihren Willen durch, und man servierte ihn ab. Die Kräfte in Washington, deren Rückhalt Gruppe Sechs genoß, konnten nur geringe Schadensbegrenzung betreiben. Irgendwann mußte jemand als Sündenbock herhalten. Und dieser Jemand würde wahrscheinlich er sein. Fuchs erschrak, als auf seinem Schreibtisch das Telefon klingelte. Wer glaubte, daß er so früh im Büro zu erreichen war?
»Ja?« meldete er sich, preßte den Hörer ans Ohr.
»Es gibt eine Neuigkeit«, sagte General Starrs Stimme. »Und zwar etwas, das es uns eventuell ermöglicht, der Pechsträhne, in der wir momentan feststecken, ein Ende zu machen.«
Erstarrt kippte Fuchs gegen die Rückenlehne des Sessels, als befürchte er, Starr könnte seine unrechtmäßig angezogene Generalsjacke sehen.
»Gruppe Sechs muß sich unverzüglich um die Sache kümmern«, fuhr der General fort. »Da bieten sich immense Aussichten. Ich faxe Ihnen zu, was uns an bisherigen Erkenntnissen vorliegt. Das Fax müßte jeden Augenblick bei Ihnen eingehen.«
»Einen Moment bitte, Sir.«
Fuchs sprang auf und eilte zu der in die Rückwand des Büros integrierten Kommunikationsanlage. Außer vier abhörsicheren Telefonen umfaßte die Ausstattung drei Faxgeräte. Fuchs' Hand schwebte schon über dem Apparat, als aus dem für Mitteilungen aus Washington reservierten Faxgerät das erste Blatt zum Vorschein kam. Das Fax war nur drei Seiten lang. Während das zweite und dritte Blatt hervorsurrten, las sich Fuchs bereits die erste Seite durch. Seine Hand zitterte, als er den Telefonhörer wieder ans Ohr hob.
»Wie vertraulich sind diese Informationen, Sir?«
»Sie sind als streng geheim zu betrachten.«
»Diesen Jungen müssen wir unbedingt haben, Sir.«
»Mein Stab hat die Aufgabe übernommen, ihn zu schnappen. Ich glaube, ich kann es so arrangieren, daß keine
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