Das Disney World Komplott
mit speziellen Projekten.«
»Manche sind speziellerer Natur als andere. Dr. Haslanger hat ein paar Fragen an Sie, Doktor.«
»Ich habe Ihre Berichte über den Vorfall in Cambridge und die dazugehörige Analyse gelesen«, begann Haslanger gleich. »Sie sind nicht ganz zu Ende geführt …«
»Weil es sich dabei um vorläufige Ausarbeitungen handelt.«
»Ich meine nicht die wissenschaftliche Seite der Arbeit. Was sie anbelangt, ist alles beinahe vollständig und nicht zu beanstanden. Nein, ich rede von der Person. Ich wüßte gerne, warum Sie glauben, daß dieser junge Mann sich solcher Mühe unterzogen und weshalb er nicht gewartet hat, bis er seine Entdeckung als unbedenklich einstufen und davon ausgehen konnte, daß der Effekt sich mit seinen Absichten deckte.«
»Zunächst einmal hatte er seinen Forschungsunterlagen zufolge überhaupt keinen Grund zu der Befürchtung, es könnte sich ein anderer als der gewünschte Effekt einstellen. Ich habe die Vermutung, er wollte ein Held werden, etwas Bedeutendes tun, um Anerkennung zu erwerben.« Susan sprach ohne zu stocken, als hätte sie nur darauf gewartet, jemandem ihre Theorien unterbreiten zu dürfen. »Er wollte sich sozusagen bei den Normalbürgern eingliedern.«
»Soviel Aufwand, nur um sich eingliedern zu können?«
»Ja, denn das war es, was Joshua Wolfe sich mehr als alles andere gewünscht hat. Er ist völlig isoliert von anderen Kindern seines Alters aufgewachsen und konnte nur seine intellektuellen Aspekte entfalten. Ich glaube, daß er in der Citypassage von Cambridge die große Gelegenheit gesehen hat, seine persönliche Situation nachhaltig zu verändern. Wäre alles gutgegangen, hätte sein Organismus die Luftverschmutzung beseitigt, wäre er, wie er es sich erträumt hat, der Held des Tages gewesen.«
»Und hat es geklappt?« Fuchs erhob sich vom Schreibtisch. »Die Beseitigung der Luftverschmutzung, meine ich.«
»Es ist ihm gelungen, ja.«
»Aber zum Helden ist er dadurch nicht geworden.«
»Jedenfalls noch nicht«, warf Haslanger ein.
Susan wandte sich wieder ihm zu. »Ich glaube, ich verstehe nicht, was Sie damit andeuten wollen.«
»Ich denke, Sie verstehen mich sehr wohl, Doktor«, entgegnete Haslanger. »Was Sie sagen, läuft darauf hinaus, daß Joshua Wolfe trotz seiner wunderbaren Begabungen nie etwas anderes wünschte, als normal zu sein. Aber selbst wenn das vorher möglich gewesen sein sollte, so ist es inzwischen auf alle Fälle vollkommen ausgeschlossen. Nach dem Ereignis in dem Einkaufszentrum kann er seinen Wunsch begraben. Der Tod von rund eintausendsiebenhundert Menschen hat ihm das alles unmöglich gemacht. Stellen Sie sich nur vor, wie ihm zumute sein dürfte. Was für Schuldgefühle er haben, wie erbärmlich er sich fühlen muß. Wie kann er jemals verwinden, was er am Sonntag angerichtet hat?« Der alte Mann musterte Susan lange genug, um sicher sein zu können, daß sie sich einer Antwort enthielt. »Doch nur, indem er nachträglich beweist, daß sein Experiment einen Sinn hatte, daß sich daraus hinterher etwas Gutes ableiten läßt.«
»Sie meinen, was Sie hier so unter gut verstehen«, schlußfolgerte Susan, die endlich verstand.
»Wir möchten, daß Joshua Wolfes Talent angemessen genutzt wird«, beteuerte Fuchs. »Wir sind die einzigen, die ihm aus der Patsche helfen können, Doktor. Nur wir haben die Mittel, um sicherzustellen, daß diese Tragödie seine Zukunft nicht beeinträchtigt oder womöglich ganz zerstört. Wir können diese Sache für den Jungen einfach aus der Welt schaffen. Man kann den Medien ohne weiteres eine völlig andere Erklärung des Unglücks in der Citypassage von Cambridge liefern.«
Die Vorstellung, daß die Gruppe Sechs über soviel Macht verfügte, jagte Susan eine Gänsehaut über den Rücken. »Mit anderen Worten, eine Lüge.«
»Wenn Sie es unbedingt so nennen wollen.«
»Und natürlich brauchen Sie dafür meine Mithilfe.«
»Und ich nehme an, daß Sie sie uns bereitwillig und ohne zu zögern gewähren.«
»Aus welchem Grund sollte ich das tun?«
»Weil ich den Eindruck habe, daß Ihre Hauptsorge inzwischen dem Schicksal Joshua Wolfes gilt, und genauso verhält es sich auf unserer Seite.« Fuchs' Gesicht trug wieder das Fremdenführerlächeln, eine Fassade des Mitgefühls, die überhaupt nicht zu ihm paßte. »Ich möchte, daß Sie uns behilflich sind, wenn wir den Jungen finden.«
»Warum gerade ich?«
»Anscheinend verstehen Sie ihn gut. Ich bin der Auffassung, Sie sind in
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