Das Disney World Komplott
gefährlich.«
»Ich weiß.«
»Allerdings wissen wir nicht genau, ob seine Kontaktaufnahme mit Gloria Wilkins-Tate im Zusammenhang mit mir stand.«
»Falls ja, spürt er dich auf.«
»Mich gibt es nicht mehr.«
»Das gleiche galt für Gloria Wilkins-Tate.«
»Du glaubst also, er kann mich hier bei Gruppe Sechs finden?«
»Ich bin mir sicher, daß er kommt. Es ist unabwendbar.«
Haslanger fühlte Krills Blick auf sich ruhen.
»Das war das erste Mal, daß ich bei meiner Arbeit versagt habe, Vater. Darum will ich hier sein, wenn er kommt.«
Einer der in Zivil gekleideten Sicherheitsleute Fuchs' führte Dr. Susan Lyle in die Tiefgarage.
»Ah, vielen Dank, daß Sie sich zu uns bemühen, Doktor«, begrüßte der Colonel sie geradezu überschwenglich. Offenbar fühlte er sich in seiner Galauniform richtig wohl. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, daß ich Ihnen einen Begleiter geschickt habe, aber ich wußte nicht, ob Sie den Weg kennen.«
»Ich weiß Ihre Umsicht zu schätzen.«
Kurz nach Susan traf Haslanger ein; sie bemühte sich, ihn keines Blicks zu würdigen.
»Ich habe vor, Sie beide dem Jungen gleich vorzustellen«, erklärte der Colonel und wandte sich dann an Susan. »Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie so tun, als gehörten Sie schon lange zu uns. Weitere Verwirrung könnte nur dazu beitragen, dem ohnehin angeschlagenen Gemüt des Jungen noch stärker zu schaden. Er braucht klare Verhältnisse, Ordnung, um sich freudig auf das einlassen zu können, was wir ihm zu bieten haben.«
»Er wird nichts anderes von mir hören«, antwortete Susan und versuchte, ihrem Tonfall die Schärfe zu nehmen.
Plötzlich hob sich ein Tor, das eigentlich ein Teil der Wand war, und das Scheinwerferlicht eines Fahrzeugs stach in den Einfahrtsbereich der Tiefgarage. Der Wagen rollte weit genug herein, um auch den beiden nachfolgenden Autos die Einfahrt zu ermöglichen. Aus dem mittleren Fahrzeug stieg niemand. Erst als die Insassen der beiden anderen Wagen herausgesprungen waren und in steifer Haltung, als müßten sie Wache stehen, Aufstellung bezogen hatten, wurde eine hintere Tür des dritten Autos geöffnet. Ein weiterer Mann schwang sich heraus, und hinter ihm folgte Joshua Wolfe.
Die Jeans und das Hemd, die er trug, unterschieden ihn nicht im geringsten von anderen Jugendlichen seiner Altersstufe; zusammen mit dem modisch-langen Haar und der weißen Holzperlenkette um seinen Hals hätte er irgendein x-beliebiger Fünfzehnjähriger sein können.
Doch er hatte nicht die Augen eines Teenagers. Da endete, erkannte Susan, jeder Vergleich. Die tiefblauen Augen hatten wegen ihrer eindringlichen Ausdruckskraft etwas nahezu Bedrohliches. Ihrer Aufmerksamkeit entging nichts. Sie kamen Susan fast frech oder arrogant vor, aber sie wußte, daß sein Blick lediglich eines der Hilfsmittel war, mit denen dieser Junge mit einem IQ von über zweihundert seinem Wunderhirn Informationen zuführte. Er saugte alles auf, was er sah, vor allem, wenn er sich in neuer Umgebung befand. Trost fand sich in Vertrautem, und eben danach war Joshua Wolfe gegenwärtig auf der Suche.
»Guten Abend, Mr. Sinclair«, empfing Fuchs den vor Joshua Wolfe aus dem Wagen gestiegenen Mann. »Ich hoffe, die Reise ist gut verlaufen.«
»Ohne besondere Vorkommnisse«, sagte der Mann und wandte nur widerwillig den Blick von dem Jungen.
Joshua Wolfe war zwischen dem Auto und dem Colonel stehengeblieben und betrachtete Fuchs nicht aufmerksamer, als er den ganzen Rest der neuen Umgebung musterte. Fuchs ging auf ihn zu und streckte ihm die Hand entgegen.
»Ich bin Colonel Lester Fuchs, Leiter von Gruppe Sechs.«
Joshua Wolfe nahm die Hand mit lockerem Griff, während sein Blick unvermindert das Umfeld erkundete. Dann besah er sich den Colonel von oben bis unten und war offenbar nicht im mindesten beeindruckt.
»Ich erinnere mich an Ihren Namen aus den Dateien, die ich mir angeschaut habe.«
»Bestimmt haben die Dateien Ihr Interesse geweckt, Josh. Ich darf Sie doch Josh nennen?«
»Klar. Auf die wirklich interessanten Sachen konnte ich aber nicht zugreifen …« Josh schwieg einen Atemzug lang. »… Lester …«
Fuchs räusperte sich unbehaglich. »Das läßt sich ändern, wenn Sie es möchten, wir können Ihnen jede Datei, jede Apparatur und jedes Laboratorium verfügbar machen, die wir hier haben.« Er drehte sich nach Susan und Haslanger um. »In diesem Zusammenhang würde ich Ihnen gerne zwei andere Personen vorstellen.« Der Blick des Jungen schwenkte
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