Das Disney World Komplott
und die Nase zeigte schon in Richtung Auffahrt.
»Die Karre war das Beste, was ich auftreiben konnte, Blainey«, sagte Wareagle und nahm Joshua Wolfe von Blaines Schulter.
»Bring den Jungen rein! Und sie auch.«
»Du fährst, Blaine.«
»Wir müssen durch die Laser, Indianer.«
»Deshalb sollst du ja fahren.«
»Schnell«, flehte Susan Lyle verzweifelt. »Ich glaube, er atmet nicht mehr.«
Blaine sah, daß Joshua Wolfes Lippen blau anliefen, während Johnny ihn in das Fahrzeug hinunterließ. Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln, und Krämpfe schienen ihn zu schütteln.
Susan Lyle war als erste in den gepanzerten Wagen geklettert und half Johnny, den Jungen auf einen Sitz zu legen. Sein Körper blieb jetzt vollkommen still.
»Nein«, stöhnte Susan, »nein …!«
»Fahr los, Blainey!« drängelte Johnny, kaum saß Blaine am Lenkrad. Die großen Reifen rollten ruckartig und quietschend an, als McCracken den Gang einlegte und Gas gab. Wareagle bückte sich und nahm eine gewehrähnliche Waffe, die an der Mündung eine Art Sprühdüse aufwies. Außerdem hängte er sich zwei Apparate um, die auf den ersten Blick nach Funkgeräten aussahen, bei denen es sich aber vermutlich um etwas ganz anderes handelte. Blaine entsann sich, daß sie zu den Gegenständen gehörten, die Wareagle in dem unterirdischen Waffenlager eingepackt hatte. Offenbar hatte er inzwischen ihren Zweck und die Bedienungsweise herausgefunden. Die Adrenalinschübe, die Susan durchströmten, ließen sie allmählich die Folgen des Elektroschocks überwinden. Sie begann an Joshua Wolfes Brustkorb Herzmassagen. Zwischendurch bog sie seinen Kopf immer wieder nach hinten und beatmete ihn Mund zu Mund.
»Komm schon! Los doch! Laß mich jetzt bloß nicht im Stich!« Während sie die Herzmassage unermüdlich fortsetzte und seinen Kreislauf zu stabilisieren versuchte, rang sie selbst nach Atem.
McCracken steuerte den Panzerspähwagen durch das Parkdeck und die steile Rampe hinauf, die nach oben führte.
»Oh oh«, murmelte er, als er am Ende der Rampe eine zweiflügelige, schwere Tür sah, die Johnny offensichtlich nicht hatte öffnen können. »Festhalten!«
Blaine raste mit dem Fahrzeug direkt auf das Tor zu und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Das Tor barst nicht, als McCracken es rammte, flog aber aus den Angeln und zur Seite. Der Spähwagen rumpelte auf das flache, grasige Feld vor dem Gruppe-Sechs-Gebäude.
Susan hielt Josh fest, aber die holprige Fahrt schüttelte seinen schlaffen Körper durch. Seine Gliedmaßen hüpften wie bei einer Marionette, deren Drähte durchtrennt worden waren. Im Rückspiegel sah Blaine, daß Susan weiterhin zwischen Herzmassage und Beatmung abwechselte. Währenddessen traf Johnny Vorbereitungen für die nächste Phase der Flucht.
»Sie sind draußen«, meldete Sinclair aus der Tiefgarage.
Völlig außer Atem war Colonel Fuchs soeben in der Kommando- und Kommunikationszentrale eingetroffen. Er drückte sich ein Taschentuch an den Kopf, um den Blutfluß einer Verletzung zu stillen, die er durch umherfliegende Glassplitter erlitten hatte.
»Nicht verfolgen!« ächzte der Colonel. »Ich wiederhole, keine Verfolgung aufnehmen! Wir lassen sie von den Lasern erledigen.«
»Alle Abwehrsysteme in Funktion, Sir«, meldete Larsen von seinem Platz. »Alle Lichter grün.«
»Prüfen, ob Automatikstatus in Betrieb.«
»Bestätige Automatikstatus in Betrieb, Sir.«
Fuchs stützte sich auf die Rücklehne eines Stuhls und wandte sich den Observationsmonitoren zu. Gerade übertrugen die Kameras der Sicherheitszonen, wie ein Radpanzerwagen das Feld entlangraste.
Johnny Wareagle hatte die Dachluke des Panzerfahrzeugs aufgeklappt und sich halb hinausgezwängt. Laue Abendluft umwehte ihm Gesicht und Oberkörper.
»Die Laser, Indianer«, rief Blaine vom Fahrersitz zu ihm hinauf. »Sie werden rausfahren.«
Wareagle betätigte am einen der beiden unidentifizierbaren Apparate einen Schalter und schleuderte ihn nach vorne links. Dann tat er das gleiche am zweiten Gerät und warf es nach vorne rechts. Anschließend duckte er sich ins Fahrzeuginnere zurück und knallte die Luke zu.
Es folgten keine Explosionen, sondern nur ein kurzes, äußerst durchdringendes Zwitschern, das eine Gänsehaut hervorrief, ganz ähnlich wie das Kratzen von Fingernägeln auf einer Schiefertafel. Blaine spürte, wie der Panzerspähwagen bockte, langsamer wurde und der Motor beinahe ausging. Am Armaturenbrett spielten die Instrumente verrückt.
Weitere Kostenlose Bücher