Das Disney World Komplott
korrigieren.«
Der Junge nickte.
»Wir sind natürlich der Auffassung, daß CLAIR ganz in Ordnung ist. Aus unserer Sicht hat es sich in Cambridge bestens bewährt, und wir möchten es für uns in genau dieser Version haben. Deshalb muß ich Sie jetzt bitten, uns die Formel bekanntzugeben.«
»Damit Sie noch selektiver töten können als bisher«, mischte sich Susan ein. »Dummerweise haben Sie keine sonderlich eindrucksvolle Erfolgsbilanz vorzuweisen. Wo würden Sie CLAIR zuerst testen, Colonel? Wo wollen Sie das nächste Mal Murks machen?«
Endlich sah Fuchs sie doch an. »Ich rate Ihnen dringend davon ab, weiter in diesem Ton zu sprechen. Sie haben Ihren Mutterinstinkt zu weit getrieben, Dr. Lyle, und Sie sind mir in die Quere gekommen. Ich habe Ihnen vertraut, und Sie haben mein Entgegenkommen schlecht gelohnt.«
»Sie haben mich von Anfang an über den Tisch gezogen.«
»Reine Sicherheitsvorkehrung, sonst nichts.«
»Ihnen war klar, daß ich dem Jungen zur Flucht verhelfen wollte. Sie wußten, daß ich ihn auf keinen Fall hier bei Ihnen lassen konnte.«
In diesem Moment bemerkte Josh, daß der Blick aller Anwesenden auf Susan ruhte. Bevor irgend jemand ihn wieder anschauen konnte, schnappte er sich die Ampulle mit der klaren Flüssigkeit vom Tisch; erst legte er sie in seinen Schoß und hielt eine Hand darüber, dann schob er sie in die Tasche.
»Weil Sie hundertprozentig berechenbar sind. Selbstverständlich war der Plan, den Sie und der Junge sich ausgedacht hatten, leicht zu durchschauen. Wir brauchten nur abzuwarten, bis Sie sich selbst verraten.«
»Unser Fluchtversuch war vollkommen gerechtfertigt. Ihr Verhalten beweist es.«
»Und was hat der Unfug Ihnen eingebracht? Fühlen Sie sich jetzt wohler, vielleicht mütterlicher? Ist dadurch etwa der kleinste Schritt getan worden, um die gefürchtete Krankheit Krebs zu besiegen, die sich bei Ihnen eventuell schon in mikroskopisch kleinen Zellanomalien zeigt, die noch niemand entdecken kann? Auf eine solche Weise können Sie weder sich retten, Doktor, noch Joshua Wolfe. Es gibt Größeres als Sie beide.«
»Sie zum Beispiel?«
»Ich? Nein. Die Gruppe Sechs – ja. Um zu erreichen, was unser Vaterland zum Überleben benötigt, gibt es keine Regel, die nicht gebrochen werden dürfte, kenne ich keine Maßnahme, die ich nicht ergreifen würde.« Zur Bekräftigung nickte Fuchs und wandte sich erneut an Joshua Wolfe. »Und nun die CLAIR-Formel bitte.«
In abweisendem Trotz schüttelte der Junge den Kopf. »Die kriegen Sie nicht. Von mir kriegen Sie überhaupt nichts.«
»Bitte überlegen Sie sich das noch mal.«
Joshua schüttelte erneut den Kopf.
Fuchs seufzte in aufrichtigem Bedauern auf und nickte den beiden breitschultrigen Wachmännern zu. Vor Joshs Augen packten sie Susan, zerrten sie vom Stuhl und trugen sie zu einem anderen, vom Tisch entfernten Stuhl. Der eine Mann drückte sie auf den Sitz, während der andere ihr die Hände auf dem Rücken fesselte.
»Was soll denn das?« rief Josh. »Lassen Sie sie los!«
»Gerne, junger Freund«, beteuerte Fuchs. »Sie müssen sich nur zur Zusammenarbeit entschließen.«
»Lassen Sie sie in Frieden!«
Krill trat vor und holte aus seiner Tasche einen sonderbar aussehenden Gegenstand, der einer Pistole ähnelte, die statt des Abzugs eine Taste hatte. Das Gerät war rund dreißig Zentimeter lang und glänzte in dem trüben Licht des Beobachtungszimmers.
»Sie wissen, was das ist?« meinte Fuchs.
»Nein«, antwortete Josh.
»Dr. Haslanger, wenn ich bitten darf …«
Der Greis kam näher. »Ich nehme an, das Taser-Elektroschockgerät ist Ihnen ein Begriff. Dieses Exemplar ist eine von uns entwickelte Variante mit stufenweise verstellbarer Voltstärke. Der Lauf schickt zwei Sonden über eine Distanz, die wir auf rund zehn Meter erweitert haben. Die Schockwirkung reicht so vom Lähmungseffekt bis zum Tod.«
»Es gibt zehn Stufen«, ergänzte Fuchs die Darlegungen Haslangers. »Wir fangen bei Stufe fünf an.«
Krill schaltete die Elektroschock-Pistole auf die gewünschte Voltstärke.
»Sie müssen hier jetzt nicht die Heldenhafte spielen, Dr. Lyle«, sagte Fuchs. »Sie sind unter Freunden.«
Drei Meter trennten Krill von Susan; damit befand er sich in optimaler Schußentfernung.
»Ich schlage vor, Dr. Lyle, Sie empfehlen nun Ihrem jungen Freund, uns zu überlassen, was wir haben möchten. Ich gebe Ihnen den Rat, ihm zu sagen, er soll uns den Chip aus dem Faxgerät aushändigen, auf dem wir die
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